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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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eine Firma in London, die natürliche Schönheitsprodukte herstellt, und es ginge ihm ganz ausgezeichnet. Er wäre in den Wäldern unterwegs auf der Suche nach Ideen für neue Produkte. Er wäre ausgebildeter Botaniker. Schließlich – nachdem er ausgiebig über sich selbst geredet hatte – fiel ihm ein, mich zu fragen, wie es mir ginge und was ich so machte. Ich erzählte ihm, dass ich Lehrerin war. Ich wartete darauf, dass er sich nach unserem Kind erkundigte, doch er sagte nichts. Schließlich wurde ich wütend und fragte ihn: ›Möchtest du nicht wissen, wie es dem Baby geht?‹ Er fragte begriffsstutzig: ›Baby?‹, und das machte mich erst recht wütend. ›Ja, Baby. Ich habe es zur Adoption freigegeben‹, sagte ich zu ihm. Und wissen Sie, was er darauf geantwortet hat? Er hat geantwortet: ›Oh. Dann ist es ja gut.‹«
    »Und dann«, fuhr Ruth fort,
    »dann verlor ich die Beherrschung.«
    »Das überrascht mich nicht«, hörte Meredith sich unwillkürlich sagen.
    »Ihn schon«, fuhr Ruth fort.
    »Er stand dort, während ich ihn anbrüllte und beschimpfte. Ich sehe sein Gesicht vor mir, als wäre es gestern gewesen. Er sah bestürzt aus, als könnte er nicht begreifen, was ich sagte, sogar ein wenig verängstigt. Ich kann mich nicht an alles erinnern, was ich ihm an den Kopf geworfen habe. ›Willst du wissen, was aus unserem Sohn geworden ist?‹, habe ich ihn angebrüllt. ›Erinnerst du dich nicht mal daran, dass er inzwischen zwölf Jahre alt ist?‹ Schließlich ging mir der Dampf aus, und ich wandte mich ab und rannte davon. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, in dieses stupide, gaffende Gesicht zu sehen! Ich glaube, er hat mir hinterhergerufen, aber er rannte mir nicht nach. Er ließ mich gehen. Ich rannte weiter, bis ich außer Atem war, und kam mitten in den Feldern von Jones aus dem Wald, direkt vor einem Pferd, das mich erschrocken anstarrte. Der Hund rannte neben mir her und sprang an mir hoch und versuchte meine Aufmerksamkeit zu wecken, weil er spürte, dass ich unglücklich war. Es war auf groteske Weise lustig. Da stand ich mitten im Nichts mit einem Hund, der sich um mich sorgte, und einem verblüfften Pferd als Begleiter. Ich merkte, dass Tränen über meine Wangen liefen, Tränen der Wut. Am Rand des Felds gibt es einen kleinen Bach, und ich ging hin, kniete nieder und spritzte mir Wasser ins Gesicht und versuchte mein Haar zu ordnen. Der Hund und das Pferd folgten mir. Der Hund war ein Labrador und liebte das Wasser. Er sprang hinein und schwamm ein wenig umher. Schließlich stand ich wieder auf und sagte zu dem Pferd …« Ruth brach ab und sagte verlegen:
    »Ich weiß, es mag verrückt klingen, aber das habe ich getan. Vielleicht war ich für eine Weile tatsächlich ein wenig verrückt. Jedenfalls sagte ich zu dem Pferd: ›Jetzt geht es mir wieder besser.‹ Und das Pferd stieß ein leises Schnauben aus, als hätte es mich verstanden. Ich rief den Hund, und wir machten uns auf den Weg nach Hause. Ich betete, dass ich unterwegs niemandem begegnen würde, aber wir liefen ausgerechnet Old Billy Twelvetrees in die Arme! Damals war er noch nicht so alt. Er arbeitete für Mr. Jones. Er fragte mich, ob alles in Ordnung wäre, und ich antwortete sehr steif: ›Selbstverständlich ist alles in Ordnung!‹ Er bedachte mich mit einem wissenden Blick und sagte: ›Dann ist ja alles in Ordnung, wie?‹ Um mein rotes Gesicht und die geschwollenen Augen zu entschuldigen, sagte ich, dass ich an meine Mutter hätte denken müssen. Er meinte, es hätte ihm sehr Leid getan, als er von Miss Marys Tod erfahren hätte. So nannten die Dorfbewohner meine Mutter. Miss Mary. Er hielt mir einen kleinen Vortrag und erzählte, dass sie eine richtige Lady der alten Schule gewesen wäre, und wünschte mir sein Beileid, sehr förmlich sogar. Ich bedankte mich bei ihm und ging nach Hause.« Ruth lehnte sich erschöpft zurück.
    »Ich weiß heute, dass ich wahrscheinlich der letzte Mensch bin, der Simon Hastings lebendig gesehen hat.« Ein eisiger Schauer lief über Merediths Rückgrat. Konnte es sein, dass Alan Recht hatte, Ruth auf seine
    »Liste möglicher Täter« zu setzen? In diesem gleichen Zimmer hatte Ruth ihr gesagt, dass sie die Letzte gewesen war, die Hester lebendig gesehen hatte. In Ruths Fall bedeutete es, dass der Blitz zweimal am gleichen Ort eingeschlagen hatte. Oder war es einfach nur Pech? Hatte Ruth, wie sie selbst gesagt hatte, nur eine Weile die Selbstbeherrschung verloren und war auf

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