Der Fluch Der Bösen Tat
herauskommen würde, falls die Knochen jemals identifiziert würden, und die Polizei ist unglaublich geschickt in diesen Dingen heutzutage, nicht wahr?«
»Nicht die Polizei«, sagte Markby mit schiefem Grinsen.
»Die Wissenschaftler.« Ruth blickte nachdenklich drein.
»Wissen Sie, ich glaube, er hat mich für eine kurze Weile geliebt, bevor ich langweilig für ihn wurde. Er war ein sehr oberflächlicher Typ. Zu seiner Verteidigung – sehen Sie, ich versuche immer noch, ihn zu verteidigen!« Ruth lächelte freudlos.
»Zu seinen Gunsten sei gesagt, dass er umgeben war von Leuten, die seine Freunde sein wollten, weil er so gut im Sport, in seinem Fach und so intelligent war, und diese Leute hätten niemals irgendetwas kritisiert, was er gesagt oder getan hätte.«
»Sie haben ihm nach dem Mund geredet«, sagte Meredith.
»Ja. Er musste niemals irgendein Hindernis überwinden oder sich mit jemand anderem auseinander setzen. Ich denke, in seinen Augen war es richtig unfair von mir, ihm ein Hindernis in den Weg zu legen.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.
»Wie haben Sie herausgefunden – oder was brachte Sie zu der Annahme«, fragte Markby,
»dass die Knochen Simon Hastings’ sterbliche Überreste waren? Ich nehme an, dass Sie ihn bereits einige Jahre nicht mehr gesehen hatten, als er plötzlich spurlos verschwand? Er lebte und arbeitete in London. Wieso sollte er in Stovey Woods auftauchen?« Sie schenkte sich einen weiteren Sherry ein und hob das Glas mit zitternder Hand.
»Das ist richtig. Ich hatte ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, nicht bis zum August 1978 jedenfalls. Ich war damals fünfunddreißig, unverheiratet und unterrichtete Englisch. Es waren Sommerferien, und ich kam nach Lower Stovey, um meinen Vater zu besuchen. Ich machte mir Sorgen um ihn. Meine Mutter war sechs Monate zuvor gestorben. Er war ein sehr entrückter Mann und stets von ihr abhängig gewesen. Sie machte alles. Sie führte ihm nicht nur den Haushalt, sondern regelte auch seine Gemeindeangelegenheiten und machte seine Termine. Sie war eine Art Faktotum in unserem Haus, wissen Sie? Sie war sehr geschickt in allem, und er war es nicht. Als sie starb, war er verloren. Er konnte nicht einmal sein eigenes Terminbuch führen. Er vergaß die Treffen des Kirchenbeirats und Taufen oder Hochzeiten. Einmal gab es einen furchtbaren Aufstand, als man ihn aus seinem Arbeitszimmer zerren musste, während die arme Braut vor der Kirche wartete! Ihr Vater war außer sich und schrieb an den Bischof. Der Bischof setzte sich mit mir in Verbindung. Er dachte, dass mein Vater vielleicht ausruhen und sich erholen sollte. Er schlug vor, mir die Adresse eines Konvents zu senden, der sich auf gestresste Geistliche spezialisiert hat.« Ruth winkte resigniert.
»Ich wusste, was mit meinem Vater los war und dass mehr als eine Woche in einer abgeschlossenen Umgebung voller Meditation und einfacher Ernährung nötig waren, um ihn zu heilen. Es war nichts, das man hätte heilen können. Ich wusste, dass er niemals alleine zurechtkommen würde. Ich beging den Fehler, dem Bischof gegenüber meine Zweifel auszudrücken, und das brachte mir einen weiteren Brief von ihm ein, in dem er andeutete, die Antwort bestünde vielleicht darin, dass ich meinem Herzen folgte, meinen Beruf als Lehrerin aufgäbe und als Haushälterin meines Vaters in Lower Stovey bliebe.« Ruth lächelte.
»Hester redete es mir aus. Sie sagte, es wäre eine viktorianische Idee. Sie wies mich darauf hin, dass ich innerhalb weniger Wochen selbst am Ende mit den Nerven wäre und reif für eine Kur, falls ich einwilligte. Ich würde wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch erleiden, bevor ich mich versähe. Da stand ich also und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich blieb bei meinem Vater, während ich nach einer Lösung suchte, die uns beiden weiterhalf. Mein Vater, der arme Kerl, merkte überhaupt nicht, dass es massive Probleme gab. Er war nicht einmal im Stande, zueinander passende Socken zu finden, wenn ich nicht auf ihn aufpasste.« Ruth brach ab und wechselte unvermittelt das Thema.
»Sie haben sicher noch nichts zu Abend gegessen, oder? Möchten Sie vielleicht mit mir essen? Ich könnte uns ein paar Rühreier auf Toast machen.«
»Ich mache uns die Rühreier«, sagte Meredith.
»Wenn Sie zu Ende erzählt haben.« Sie meinte, einen besorgten Blick von Alan aufzufangen. Sie war nicht gerade berühmt für ihre Kochkünste. Trotzdem – Rühreier
Weitere Kostenlose Bücher