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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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so als wäre ihr Körper mit Dunkelheit erfüllt.
    Und das Dunkel war auch noch da, als sie einige Zeit später am Kai beim Lagerhaus am Nyhavn stand. Es war ein schöner Tag, und hier und da genehmigten sich die Leute auf den Caféterrassen ein Bier. Es war alles so normal, daß sie Lust hatte zu schreien. Wie konnten sie da so rumsitzen, als wäre nichts? Wußten sie nicht, daß die Welt voll Schrecken und Schuld war? Die Segelschiffe lagen still am Kai. Es duftete nach Teer und Salzwasser und Essen aus den Restaurants. Ein junges Pärchen saß auf der Kaimauer, ließ faul die Beine überm Wasser baumeln, und beide hatten ein Bier in der Hand. Vom Kongens Nytorv drang der Lärm der Autos herüber, und Spaziergänger drehten sich nach den etwa dreißig Presseleuten um, die sich am Landungssteg versammelt hatten. Sie nahm sich zusammen. Sie hatte noch einmal Make-up aufgelegt, um den nächtlichen Schock zu verbergen, aber sie fühlte sich nackt und durchsichtig und vertraute ihrem Lächeln nicht, als die letzten Kollegen per Taxi oder zu Fuß ankamen. Die M/S Langø lag am Kai, und der Käptn schaute auf die Menschenansammlung. Fünf Fernsehanstalten waren dabei, darunter eine deutsche und das Team der Agentur Reuter, das sich wie viele andere auch langsam ausrechnen konnte, daß es hier um Sara Santanda ging. Sie kannte die Kameramänner des ersten und zweiten Programms und den neuen vom dritten sowie die meisten Kollegen von den Zeitungen, aber manche Gesichter hatte sie noch nie gesehen. Aus der Anmeldeliste wußte sie, daß auch viele ausländische Journalisten da waren. Wie sie erhofft hatten, hatte der Name Scheer gezogen, und einige Kollegen, die sie persönlich kannte, durften auch noch mit auf die Liste, als sie etwas verspätet anriefen, nachdem ihnen der wahre Sachverhalt klar geworden war. Zwei zivile Beamte standen am Landungssteg und verglichen die Pressekarten mit ihrer Liste, ehe die Journalisten an Bord durften. Sie nahmen es gutgelaunt hin. Derlei Dinge waren sie gewohnt.
    Lise entdeckte auch Peter Sørensen, der mit seinem Kameramann in der Schlange vor dem Landungssteg stand.
    »Hallo, Lise«, rief er. »Wohin geht’s? Zum Flakfort?«
    »Alles weitere an Bord, Peter«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln.
    Die letzten kamen aufs Schiff. Es wehte ein mäßiger Wind, es war leicht bewölkt und relativ mild, also versammelte sie ihre Kollegen unter dem Baldachin auf Deck. Kaffee und Tee, Gammel Dansk, Bier und Mineralwasser standen bereit. Lise stellte sich auf eine Sitzbank und blickte über die Versammlung.
    » Okay, please be quiet « , sagte sie und war selbst überrascht über ihre ruhig und sicher wirkende Stimme. » My name is Lise Carlsen from Danish PEN. I will speak in English because of our foreign collegues. «
    Sie machte eine Pause. Sie hörten auf zu reden und sahen sie an.
    » Thank you « , sagte sie mit der Ruhe im Körper, die man braucht, um Haltung bewahren zu können. » Wir fahren jetzt zum Flakfort in der Mitte des Öresunds, wo wir die Schriftstellerin Sara Santanda treffen werden. Sie ist heute früh in Kopenhagen eingetroffen. «
    Ein Raunen ging durch die Versammlung, und sie begann auf ihre Fragen zu antworten.
     
    Vuk war doch noch eingeschlafen, wachte aber vor sechs Uhr morgens auf. Die Campinglampe brannte noch. Er aß das letzte Sandwich und trank den Rest des Tees und des Wassers. In dem kleinen Spiegel untersuchte er sein Gesicht. Das Haarfärbemittel hielt. Er säuberte sein Gesicht mit dem Handtuch und kämmte sich sorgfältig, ehe er sich auszog und den Kälteschutzanzug überstreifte. Er war noch ein wenig feucht und klamm. Er hängte den wasserdichten Beutel mit dem Geld und den Papieren um den Hals und zog Hemd und Hose über den Kälteschutzanzug. Er band sich den Schlips um und zog das Sakko an. Er untersuchte noch einmal sein Gesicht und die Teile des Körpers, die er in dem kleinen Spiegel einfangen konnte. Vielleicht beulte die Kleidung ein wenig aus, aber nicht mehr als bei einem Mann, der ein paar Pfunde zuviel angesetzt hatte, das aber nicht akzeptieren wollte und noch immer die alten, zu eng gewordenen Sachen trug. Die Scheide mit dem Messer band er unter der Hose um seine Wade, checkte Pistole und Magazin und behielt sie in der Hand. Er saß auf dem Schlafsack. Dann löschte er die Lampe und konzentrierte sich darauf, wach zu bleiben und auf eventuelle Geräusche zu achten.
    Erst gegen zehn Uhr hörte er Schritte und Stimmen. Sie machten

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