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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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arbeite lieber. Ich halte es nicht aus, rumzulaufen und nichts zu tun.«
    »Es ist doch nicht deine Schuld.«
    Sie trat einen Schritt von ihm weg.
    »Ich will einfach lieber was tun.«
    »Da kommt Simba«, sagte Per und gab über sein Sprechfunkgerät den beiden Autos Bescheid, die auf dem Flughafengelände am Ende des Gebäudeflügels warteten.
    Sara Santanda sah aus wie auf den Fotos, war aber nicht mit dem traditionellen iranischen Frauengewand bekleidet wie auf einigen der bekannteren Bildern. Sie hatte einen langen Rock mit Hemdbluse und Jacke an. Sie trug ihre mittlerweile berühmten goldenen Ohrringe. An ihrem Arm hing eine kleine Handtasche, die sie absurderweise wie die jüngere Margaret Thatcher aussehen ließ. Aber Lise erkannte ihr sanftes Lächeln, als sie auf sie zukam und Tagesen begrüßte, der sie überströmend willkommen hieß, während Per in sein Walkie-Talkie sprach. Lise sah die ganze Szene wie durch einen Nebel, aber sie riß sich zusammen und sagte willkommen und welch eine mutige Frau sie doch sei. Und Sara gab artig zurück, wie sehr sie sich freue, Lise wiederzusehen.
    Per geleitete sie zu einem Notausgang hinaus und zu einem wartenden Volvo Sedan mit getönten Scheiben. Tagesen setzte sich mit Sara Santanda und Lise in den Fond, während Per vorne neben dem Fahrer Platz nahm. John saß mit der Polizistin Bente als Beifahrerin in einem zivilen Ford Escort, und im Laufe weniger Sekunden setzten sich die beiden Autos in Bewegung. Wenn Lise nicht alles wie durch dünne Watte gesehen hätte, wäre ihr die Effektivität der Aktion durchaus bewundernswert erschienen.
    Tagesen konversierte mit Sara in seinem gepflegten britischen Englisch, das er in Cambrigde gelernt hatte, während Lise durch das Fenster auf die Verwüstungen blickte, die irgendwann einmal der Beginn einer Brücke nach Schweden werden sollten. Aber vorläufig ähnelte das Ganze eher dem Gebiet einer mittleren Erdbebenkatastrophe.
    » You had a war here? « fragte Sara Santanda mit ihrer hellen, ironischen iranisch-englischen Stimme.
    » They are building a bridge to Sweden. Just like you are building a bridge between cultures with your courage « , sagte Tagesen in seiner eigentümlichen intensiven Art, die Lise normalerweise stolz machte, für ihn zu arbeiten, sie heute aber nur peinlich berührte. Zum ersten Mal war sie froh über das Programm. Tagesen würde Sara mit einer handverlesenen Schar von Schriftstellern, Intellektuellen und Verlegern zu einem Brunch in seine Kopenhagener Wohnung einladen, während Lise für die Pressekonferenz auf dem Flakfort zuständig war. Sie würde mit den Journalisten hinüberfahren. John würde mit den sechs Beamten, die Per zur Verfügung gestellt worden waren, auf direktem Wege zum Flakfort fahren. Per hatte die doppelte Anzahl erbeten, aber Vuldom hatte ihm wieder einige Leute entzogen, als er ihr berichtete, daß der Attentäter womöglich geflüchtet war. Immerhin hatte er die Hundestaffel behalten, mit der er das Fort noch einmal durchkämmen wollte. Per würde mit Sara und Tagesen die White Whale besteigen. Auf dem Flugplatz in Værløse, der nur zehn Minuten Flugzeit vom Flakfort entfernt lag, stand ein Hubschrauber in Bereitschaft. Lise sah Per an, daß er nicht geschlafen hatte. Er war blaß, hatte aber einen wachen Blick und schien vom letzten Rest Adrenalin in Gang gehalten zu werden.
    Tagesen bedauerte, daß noch kein Minister oder prominenter Oppositionspolitiker zugesagt hatte, Frau Santanda zu treffen. Leider hielten sich die Politiker bedeckt, um das Verhältnis zum Iran nicht zu gefährden. Das war schlimmste Realpolitik.
    Sara sah aus dem Fenster.
    » It does not surprise me « , sagte sie. » Follow the money, then you are never surprised when it comes to human behaviour, especially with people in power. The Danes are no different, I am sure. «
    » Right, but still « , sagte Tagesen und nestelte an seinem Schlips.
    » Anyway, it is nice to be out « , sagte Sara Santanda und lächelte, während die Autos der Innenstadt von Kopenhagen entgegenfuhren. Lise freute sich zumindest ein klein wenig, daß sie sie später interviewen würde, obgleich sie sich ständig in der Gefahr wähnte, in diesem Nebel zu verschwinden, in dem sie immer nur Oles tote, leere Augen sah. Normalerweise wäre sie über einen solchen Tag hellauf begeistert gewesen, auch darüber, daß ihre Artikel die Zeitung des Tages beherrschten, aber das einzige, was sie empfand, war die Leere in ihrem Innern,

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