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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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Fünfzig-Mark-Schein.
    »Na, komm mit«, sagte der Mann. »Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Ich bin Karol.«
    »Werner«, sagte Vuk.
    Unterwegs sprachen sie über Fußball. Sie hörten deutsche Schlager und später die Nachrichten über den Verkehr nach Berlin. Es gab mehrere Staus. Im Morgendunst tauchte Berlin auf. In den grauen Ostberliner Vororten erhoben sich überall Baukräne. Karol hatte Textilien aus Krakau geladen und setzte Vuk nicht weit vom Alexanderplatz ab. Vuk fand ein Café, in dem drei Männer offenbar ihren Kater mit Kaffee und Schnaps pflegten. Vuk holte sich einen Kaffee und ging auf die Toilette. Wenn die drei etwas bemerkt haben sollten, ließen sie sich jedenfalls nichts anmerken, als Vuk zurückkam. In diesem Viertel kümmerte man sich anscheinend um seine eigenen Angelegenheiten. Er hatte jetzt eine helle Hose und ein sauberes gestreiftes Hemd mit bläulichem Schlips an. Der Schnauzer war weg und das Haar mit Gel nach hinten gekämmt. An den Füßen hatte er braune Loafers. Er trank seinen Kaffee und ging.
    Vuk suchte den U-Bahn-Eingang, kaufte eine Fahrkarte und fuhr Richtung Westen. Das Hotel Heidelberg lag in der Knesebeckstraße, einer Nebenstraße des Kurfürstendamms. Es war ein kleines Familienhotel mit einem Restaurant gleich am Eingang. Die Rezeption lag am hinteren Ende des Lokals. Drei Geschäftsreisende waren mit einem späten Frühstück beschäftigt.
    Vuk stellte den Rucksack vor die Theke und legte einer jüngeren Frau seinen dänischen Paß vor.
    »Es müßte ein Zimmer auf den Namen Per Larsen reserviert sein«, sagte er auf englisch.
    Sie schaute im Computer nach und fand seinen Namen. Sie schob ihm ein gelbes Anmeldeformular hin und ließ es ihn ausfüllen. Auf den Paß warf sie nicht einmal einen Blick. Er war Däne und Mitglied der EU.
    Sie reichte ihm einen altmodischen Schlüssel.
    »Nummer 67«,sagte sie.
    »Danke«, sagte Vuk und stieg die Treppe hinauf. Er verspürte plötzlich eine ungeheure Müdigkeit. Außerdem sehnte er sich nach einer warmen Mahlzeit. Aber das Wichtigste war, daß er sich nun unbesorgt ausruhen konnte.
    Das Zimmer war geräumig und hatte ein Doppelbett. Er stellte seinen Rucksack hin und wählte die Nummer, die ihm Krawtschow in Bosnien gegeben hatte.
    »Ich bin’s«, sagte Vuk auf englisch.
    »Willkommen in Berlin«, sagte Krawtschow. »Er möchte dich gern schnellstmöglich sehen.«
    »Ich muß erst schlafen«, sagte Vuk. Er spürte jetzt die Erschöpfung. Er war drei Tage lang in Aktion gewesen, und er hatte keine Reserven mehr, von denen er zehren konnte. Selbst während der paar Stunden, in denen er ein bißchen Schlaf ergattert hatte, war sein Körper in Verteidigungsbereitschaft gewesen. Es war nur ein oberflächliches Ausruhen gewesen.
    »Das verstehe ich«, sagte Krawtschow.
    »Ich rufe in ein paar Stunden an.«
    »In Ordnung. Wo bist du?«
    »Das erfährst du noch früh genug.«
    »Schlaf gut«, sagte Krawtschow mit einem Lachen in der Stimme.
    Vuk hängte das »Bitte-nicht-stören« -Schild an die Tür und schloß sie ab. Keiner wußte, wo er war, aber auf dem Bett sitzend rief er trotzdem die Rezeption an und bat darum, nicht gestört zu werden. Er hätte sich die Zähne putzen müssen, aber als er sich nur einen Augenblick auf den Rücken gelegt hatte, schlief er auf der Stelle ein.

7
    WENN LISE CARLSEN die letzten Tage Revue passieren ließ, brauchte sie sich über ihre Müdigkeit nicht zu wundern. Daß sie aber gleichzeitig so ungewöhnlich beschwingt war, war schon schwerer zu begreifen. Es fiel ihr nicht leicht, aus ihren Gefühlen schlau zu werden. Und sie hatte es aufgegeben, mit Ole darüber zu sprechen. Sie wußte nicht, was mit ihm los war. Er kam spät nach Hause und roch nach Bier und Kneipe. Dann holte er noch mehr Bier aus dem Kühlschrank oder eine Flasche Wein aus dem Regal und fing an zu picheln. Es war wahrscheinlich ihre Schuld. Sie wich ihm aus und hatte keine Lust, von ihm berührt zu werden. Sie konnte nicht anders, obwohl sie es selber falsch fand, aber wenn er zärtlich zu ihr sein wollte oder sie zum Beispiel am Tisch nur zufällig berührte, zog sie sich instinktiv zurück. Obwohl sie versuchte, den Schein zu wahren, und ihm zur Begrüßung oder zum Abschied einen Kuß gab. Aber dann verachtete sie sich selbst, denn sie verspürte einen kleinen Widerwillen in sich, den sie aber nicht zuzulassen wagte.
    In den immer noch warmen Nächten träumte sie von Per Toftlund. Seltsame lange Träume, in

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