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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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Stunde lang in seinem Restaurant auszuharren. Über seine Angestellten gab er bereitwillig Auskunft: der Koch, ein Kellner, ein Angestellter im Kiosk, ein Reiseführer und ein Tellerwäscher. Es war außerhalb der Saison, alle würden also nicht arbeiten, es sei denn, eine große Gesellschaft würde Essen bestellen, und das wäre ja nicht der Fall. Das Personal arbeitete in Schichten. Sie wurden dienstags gebracht und blieben bis Sonnabend, dann übernahm eine neue Gruppe, die wiederum bis Dienstag blieb. Sie war etwas größer, weil am Wochenende mehr zu tun war. Sie wohnten in kleinen, schön eingerichteten Zimmern im renovierten Teil der Kasematten. Es war ein bißchen wie auf See. Sie konnten Kopenhagens Lichter sehen, aber sie konnten die Stadt nicht ohne weiteres besuchen. Es war ein etwas ungewöhnlicher Job, wie auf einer Bohrplattform in der Nordsee, aber er ging ins Blut, und die meisten arbeiteten hier schon seit Jahren, auch weil der Lohn gut war. Die Polizei konnte ihre Namen haben. Dagegen hätten sie sicher nichts einzuwenden. Er kannte sie alle. Es waren keine seltsam dänisch sprechenden Ausländer darunter. Täglich kam ein Boot mit frischen Lebensmitteln, immer dasselbe, er kannte alle an Bord.
    Per und Lise stiegen Hand in Hand auf das Flakfort. Die dänische und die schwedische Küste lagen klar und deutlich in dem schönen Licht. Oben auf dem Fort wuchs Gras. Per hatte recht. Sowohl die großen Frachtschiffe in den Fahrrinnen als auch die kleinen Segler hoben sich deutlich von dem blauen Sund ab. Es war unmöglich, sich dem Fort unbemerkt zu nähern. Sie gingen an den alten Kanonenlafetten vorbei ins Innere des Forts. Manche der Bunkergänge waren hell erleuchtet und sauber, andere feucht und dunkel. Es gab offene Kasematten und andere, die mit Stahltüren oder Hängeschlössern versperrt waren. In den verschlossenen Räumen mußte es kalt und feucht sein, dachte Lise. Sie stellte sich Ratten und anderes Getier in den alten Munitionsräumen vor, aber Per meinte, sie müsse hier zumindest keine Spinnen fürchten. Bei einer konstanten Temperatur von zehn Grad konnten Fliegen und andere Spinnennahrung in der Finsternis dort unten nicht überleben.
    Unterwegs berichtete Per in groben Zügen, was seine Quelle ihm verraten hatte. Er brach auch mit seiner üblichen Praxis und erzählte ihr, daß Freunde vom russischen Geheimdienst Dänemark geholfen hätten. Der neue Zeitgeist. Aber er verriet ihr nicht, wie die Informationen zustande gekommen waren. Jetzt hatten sie eine Art Personenbeschreibung und wußten mit Sicherheit, daß ein Mordauftrag erteilt worden war, so daß der Widerstand, ihm die notwendigen Mittel zu geben, wohl nicht mehr so groß sein dürfte. Politiker wollten sich nach wie vor nicht mit Simba treffen, das war offensichtlich nicht zu ändern. Auch im politischen System Dänemarks ist Geld wichtiger als ein einzelner Mensch.
    »Es sind verfluchte Heuchler«, sagte Lise.
    Per antwortete nicht.
    »Findest du nicht?«
    »Es ist völlig egal, was ich meine«, sagte er und zog sie mit sich aus dem feuchten Dunkel in einen erleuchteten Gang.
    Sie war ein wenig beleidigt, aber er schien es nicht zu bemerken, denn er wechselte das Thema.
    »Eigentlich ist es eine beruhigende Auskunft, daß der Auftrag einem Profi erteilt wurde.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst!«
    »Doch. Denn es kann zwar sein, daß er auf das Flakfort kommt, falls er überhaupt herausfindet, wo die Pressekonferenz stattfindet. Und wie sollte er das? Bislang sieht es ja so aus, als ob alle über das wirkliche Programm ihren Mund halten. Aber er kann nicht wieder weg von hier. Und er ist Profi. Nicht irgendein wahnsinniger Muslim, der sich den Märtyrertod wünscht und mit vier Kilo Dynamit unterm Hemd antanzt.«
    »Warum tut er es dann?«
    » Qien sabe? Wer weiß? Vermutlich Geld. Das treibt die Menschen gewöhnlich an. Und Sex.«
    »Du bist reichlich zynisch.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Es gibt auch noch andere Menschen als die, mit denen du verkehrst.«
    »Die haben vielleicht ein bißchen mehr Firnis, aber zu kaufen sind sie alle. Es geht nur um den Preis, Schatz.«
    »Du sollst mich nicht Schatz nennen«, sagte sie und ließ seine Hand los und ging vor ihm her auf das Licht am Ende des Betonganges zu. Sie war wütend auf ihn und auf sich selbst und fühlte sich in den dunklen Gängen unwohl, aber er sollte nicht mit ihr reden, als wäre sie ein Kind. Sie konnte den oberflächlichen Zynismus, der jetzt so verbreitet war,

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