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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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Worte in ihr Gehirn. Sumelis setzte sich so abrupt auf, dass ihre Stirn gegen sein Kinn prallte.
    »Mach schon! Steh auf! Ich bringe dich fort von hier!« Ein Bündel Kleider fiel in ihren Schoß.
    »Was tust du?«
    »Es ist besser, wenn du nicht hierbleibst. Ich weiß nicht, was Boiorix tun wird, wenn er erwacht und es ihm wieder bessergeht. Rascil wird behaupten, du hättest versucht, ihn zu töten.«
    »Das habe ich nicht!«
    »Das weiß ich. Vielleicht wird Boiorix sogar auf deiner Seite stehen, falls er sich an alles erinnert, was du … was ihr in dieser Traumwelt getan habt. Aber ich würde nicht darauf wetten. Tatsache ist: Du hast versagt, und er wäre beinahe gestorben.«
    Sumelis machte Anstalten, in ihren hellen Rock zu schlüpfen. Nando hielt sie zurück, deutete stattdessen auf die dunkelgrüne Tunika in ihrem Schoß, auf ein Überkleid aus weichem Leder ohne Ärmel sowie auf ein Stück blassrotes Tuch, unter dem sie ihre Haare verbergen konnte.
    »Wo hast du diese Sachen denn her?«
    »Gestohlen.«
    »Seltsame Wahl. Wer trägt so etwas?«
    »Das ist doch vollkommen egal! Es ist gute Reisekleidung, außerdem wird dich darin niemand so schnell erkennen!«
    Das Lederkleid war locker geschnitten und floss weich über ihre Kurven. Die Tunika darunter saß dagegen eng, fühlte sich sogar noch feucht an, so als wäre sie gewaschen und noch nicht völlig getrocknet. Sumelis hegte die starke Vermutung, dass sie einem Kind gehört hatte. Sie band ihre Sandalen im Sitzen, dann reichte Nando ihr einen schmalen Gürtel, an dem bereits der kleine Beutel mit dem Kamm baumelte. Sie schlang ihn sich um die Taille, aber ihre aufgeregten Finger brauchten eine Weile, um den Gürtelhaken zu befestigen. Während sie noch einhändig mit ihm kämpfte, tastete die andere Hand in der Dunkelheit am Kopfende ihres Lagers umher, bis sie auf einen Umhängebeutel traf, aus dem ein paar Leinenbinden hervorquollen. Nando trommelte unterdessen ungeduldig auf seinen Oberschenkel. Auch er war in dunkle Kleider gehüllt wie damals, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte.
    »Das brauchst du alles nicht. Decken und Verpflegung sind bereits bei den Pferden. Im Beutel findest du auch einige Gold- und Silbermünzen.«
    »Werden wir uns trennen?«
    »Nein. Das ist nur … Es ist für Notfälle. Für später.«
    »Was passiert, wenn jemand merkt, wie wir das Lager verlassen?«
    »Niemand bemerkt irgendetwas! Rascil hat nicht einmal eine Wache vor dein Zelt gestellt. Sie scheint nicht mit deiner Flucht zu rechnen, jetzt, da Boiorix friedlich und gesund schläft.«
    »Wieso fliehen wir dann?«
    »Weil ich nicht versprechen kann, meinen Eid dir gegenüber halten zu können.«
    Ihre Blicke begegneten sich in der einzig von einer Lampe erhellten Dunkelheit. Sumelis streckte einen Arm aus und legte die offene Handfläche auf Nandos Brust. »Weißt du, was du tust?«, fragte sie leise.
    Sie las die Antwort in seinem Blick, kurz bevor er tief Luft holte und die Lampe ausblies. »Lass uns verschwinden!« Nachdrücklich griff er nach ihrem Ellbogen und schob sie vor sich durch den Zelteingang.
    Draußen umfing sie das noch nächtliche Grau des frühen Morgens, wenn es am stillsten und kältesten ist und der Boden Feuchtigkeit atmet. Sie nahmen nicht den Weg durch die Mitte des Lagers, sondern eilten direkt nach Süden, wo Zelte und Wagen in größeren Abständen standen, wo Pferche Abfallhaufen wichen und sie an den gleichgültigen Augen jener vorbeikamen, die sich mehr für die Beschaffenheit der Erde unter ihren Füßen interessierten denn für die Machenschaften der Kriegsherren. Schließlich erreichten sie einen alten Brunnen, neben dem Nando die Pferde angebunden hatte. Ein Junge bewachte sie, der, kaum dass er sich seinen Lohn geschnappt hatte, in der Nacht verschwand.
    Die Tiere, zwei Füchse mit schwarzen Mähnen und Schweifen, waren bereits gezäumt und bepackt, daher mussten Sumelis und Nando nur noch aufsitzen. Sie lenkten die Pferde nach Westen, um das Kimbernlager großräumig an seiner Spitze zu umgehen. Die Masse des Lagers erstreckte sich in die andere Richtung, nach Osten hin. Hätten sie diesen Weg gewählt, würden sie zwei Tage lang an den nomadenhaften Behausungen der Kimbern vorbeireiten. So dagegen folgten sie zunächst dem unregelmäßigen Verlauf der äußersten Vorposten, das von glimmenden Feuern markierte gewaltige Lager zur Rechten, über abgeerntete Felder hinweg und entlang vereinzelter kleiner Viehherden, bis sie einen

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