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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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Nando verhöhnte.
    Nando schloss die innere Stimme aus. Es zählte nicht. Sumelis zählte nicht. Nicht als … Weg, zumindest.
    Aber ihr Blut war seines!
    Na und? Er hatte sein Blut schon einmal hinter sich gelassen, um etwas Größerem zu folgen: seine Mutter, seine Geschwister, seine kleine Schwester. Genauso, wie er seine alte Familie hinter sich gelassen hatte, konnte er auch Sumelis hinter sich lassen. Sie vergessen.
    Sumelis.
    Atharics Tochter.
    Seine Schwester.
    Nein.
    Halbschwester.

9 . Kapitel
    H ört Ihr mich, Herrin?« Viriotali sprach leise, damit seine Stimme die abgewetzten Planen des Wagens nicht verließ. »Seid Ihr wach?«
    »Ja, leider.« Sumelis’ Antwort war zwar nicht mehr als ein Hauch, sie stimmte den Krüppel gleichwohl froh. Er meinte, ein Echo ihres feinen Humors darin zu hören, und warf ohne weiteres Zögern den Becher mit dem Kräutertrank, den er Sumelis zu bringen sich angeboten hatte, durch einen Riss in der Wagenplane nach draußen. Von niemandem beachtet, versickerte die Flüssigkeit im trockenen Untergrund neben den Rädern.
    Das hätte ich schon mit dem ersten Gebräu tun sollen!,
dachte Viriotali triumphierend.
    Sumelis setzte sich auf und rieb sich die Augen. Sie sah zwar nicht besser aus, immer noch erschöpft und verheult, doch immerhin war sie ansprechbar. Einen ganzen Tag hatte Viriotali warten, zwischen den Wägen der Priesterinnen lauern müssen, bis Sumelis einen Moment lang alleine war und er zudem davon ausgehen konnte, dass die Wirkung des letzten Tranks nachgelassen hatte.
    »Ich bin hier, um Euch zu retten!«, platzte es aus Viriotali heraus. »Ich bringe Euch fort von hier. Dann kann Euch niemand mehr etwas antun!«
    Überrascht hörte Sumelis auf, ihre Augen zu reiben. »Was?«, fragte sie verwirrt.
    »Rascil will Euch zugrunde richten! Ich habe sie reden hören – von einem stärkeren Trank und dass sie Euren Willen brechen wolle. Ihr seid ein Spielzeug für sie! Und Boiorix hat mich gestern nach Euch gefragt. Es klang, als hätte er irgendetwas mit Euch vor. Nein, ich kann Euch nicht sagen, was. Ich weiß es nicht.«
    Der Krüppel krabbelte zum vorderen Ende des Wagens und spähte hinter der Plane hervor. Um ihn herum setzten sich die Gespanne der Priesterinnen eines nach dem anderen in Bewegung. Von Rascil oder einer der älteren weißgekleideten Frauen war nichts zu sehen. Vor sich hin murmelnd, eilte Viriotali wieder zurück an Sumelis’ Seite.
    »Schnell! Wir müssen uns beeilen.« Er warf eine Decke über ihren Körper. »Versteckt Euch darunter!«
    »Wie wollt Ihr mich von hier fortbringen?«
    »Kümmert Euch nicht darum! Vertraut mir!« Von Sumelis’ Zögern verunsichert, brach der Krüppel ab. Tief Atem holend, fuhr er fort: »Ich weiß, ich habe Euch Schreckliches angetan und, und … Verzeiht mir, Herrin! Jetzt, mit dem Krieg gegen die Römer, also …« Sein Gestammel erstarb. Stattdessen hob Viriotali eine Hand und strich Sumelis sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. »Könnt Ihr mir nicht vertrauen?«
    Sumelis schluckte. Ausweichend drehte sie den Kopf weg. »Ja. Ich meine: doch. Nur, ich habe auch Nando vertraut, als er mich von hier fortbrachte. Und er, er hatte sicherlich eher einen Grund, mich fortzubringen, als Ihr. Mit seinem Versprechen mir gegenüber.« Abermals schluckte sie hart. »Mit den Gefühlen, die er für mich hatte. Oder von denen ich glaubte, er hätte sie.«
    Viriotalis Hand schwebte reglos über Sumelis’ Stirn in der Luft. Er fühlte sich, als hätte sich plötzlich das Holz des Wagens unter ihm aufgetan und ihn in einen tiefen Schacht stürzen lassen. Genauso hohl klang auch seine Stimme, da er sich vergewisserte: »Nando hat Euch fortgebracht? Wann?«
    »Wann? Ich weiß nicht, wann. Als Boiorix fast gestorben wäre. Nando hat mich fortgebracht, nach Norden, bis wir schon fast in Sicherheit waren. Er wollte – er dachte daran, mit mir zu kommen. In jener Nacht haben wir … Süße Göttin, ich war so sicher!« Tränen liefen über Sumelis’ Wangen, während sie sprach, erstickten ihre Worte. Dagegen fand sich der Krüppel unvermittelt bar jeden Mitleids, bar überhaupt jeden Gefühls, welches soeben noch stark durch seine Adern gerauscht war.
    »Ihr und Nando«, zwang er sich zu fragen, »Ihr seid ein Liebespaar?«
    »Waren.« Sumelis presste die Lippen aufeinander. Bitter fügte sie hinzu: »Ein großes Wort für – für nichts am Ende.«
    »Nando hat Euch verraten? Er hat Euch zurückgebracht?«
    Sie nickte

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