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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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des Tals entlang, wo der Wald endete und Wiesen begannen. Es ging stetig bergauf, bald rückten auch die Berghänge näher und verengten sich zu einer weiteren Schlucht, an deren Grund der Fluss rauschte. Mittlerweile war es Tag geworden, die Wolkenschicht aufgerissen und ließ blauen Himmel erkennen. Als wenig später endlich die Sonne hervorkam, war jegliche Klammheit und Kälte vergessen.
    Abermals ging es in Kurven auf Saumpfaden bergauf. Talia und Atharic mussten darauf achten, wohin sie ihre Schritte setzten, immer wieder Hindernissen ausweichen, umgekippten Baumstämmen und Felsen. Sobald sie wieder ebenen Boden unter den Füßen hatten, legten sie eine lange Rast ein, um den Tieren und sich selbst Erholung zu gönnen. Talia hatte den Eindruck, bereits eine gewaltige Entfernung zurückgelegt zu haben, aber Atharic meinte, der Eindruck täusche, dafür hätten sie schon beträchtlich an Höhe gewonnen. Er wirkte besorgt und drehte sich immer wieder um, sobald eine Lücke in den Fichten den Blick zurück freigab. Manchmal, wenn der Weg vor ihnen so aussah, als wäre er für einen Hinterhalt wie geschaffen, eilte er ein Stück voraus und überprüfte die Stelle, bevor er ihr winkte, ihm zu folgen. Zweimal hatten sie Gebäude gesehen, an den Hang gebaut mit so tief heruntergezogenen Dächern, dass sie fast den Boden berührten, jedoch keine Menschen, dafür Ziegen und ein paar vereinzelte Rinder. Ein anderes Mal war ein toter Hund am Flussufer gelegen, halb verwest und von metallisch glänzenden Schmeißfliegen umschwirrt.
    Am frühen Abend – sie hatten ihre Wasserschläuche gerade an einem Rinnsal gefüllt, das eine Felswand herabtropfte – holten die Suaneten sie ein. Das Gute dabei war, dass Talia und Atharic ihre Verfolger zuerst bemerkten.
    »Wir lassen sie vorbei«, bestimmte Atharic ruhig. »Wir verstecken uns, lassen sie passieren und folgen ihnen danach bis zum Einbruch der Dunkelheit. Sie werden uns vor sich vermuten und keine Wache in ihrem Rücken aufstellen. Wir töten sie und reiten nachts weiter. Wenn das Wetter so bleibt, wird der Mond hell genug scheinen, damit wir den Weg auch so finden.«
    »Das sind zu viele! Wie sollen wir das schaffen? Wenn etwas schiefgeht, sind sie vor uns und können uns den Weg verstellen. Was sollen wir dann tun?«
    »Wenn etwas schiefgeht, bin ich tot und du wahrscheinlich kurze Zeit später auch. Außerdem, was machen wir, wenn wir vor ihnen fliehen und in andere Suaneten hineinrennen? Dann haben sie uns in der Zange. Nein, wir machen es so, wie ich es sage.«
    Sie suchten sich eine Stelle, wo sie sich verstecken konnten, und beseitigten hastig alle Spuren, die darauf hinwiesen, dass sie den Weg verlassen hatten. Wenig später ritt ein Trupp aus sechs jungen Männern an ihnen vorbei, alle in schwere, teils schlechtsitzende Kettenhemden gekleidet, die sicherlich nicht ihre eigenen waren.
    »Man könnte meinen, wir wären hier in eine Wehrhaftmachung hineingeraten. Schnapp dir Schild und Lanze deines Papas, töte ein paar Reisende und komm als Mann zurück!« Er bleckte verächtlich die Zähne. »Welpen!«
    Talia wies darauf hin, dass es immerhin einer gegen sechs stand.
    »Zwei gegen sechs, meinst du wohl. Du bist ja auch noch da, nicht wahr?«
    Ein Funkeln war in Atharics Augen getreten, welches Talia daran erinnerte, dass Atharic sich das Leben als Bauer und Pferdezüchter erst spät erwählt hatte und er den Großteil seines Lebens etwas anderes gewesen war: ein Söldner und Krieger. Genauso wölfisch war auch das Lächeln, das er ihr jetzt schenkte.
    »Lass uns jagen, Weib!«
     
    So weit war Atharics Plan aufgegangen: Die Suaneten hatten nicht bemerkt, dass ihre Beute die Rollen getauscht hatte und ihnen in den Rücken gefallen war. Bei Einbruch der Nacht schlugen sie ihr Lager nahe beim Fluss auf, von wo aus der Wind ihre unbeschwert lärmenden Stimmen bis zu Talia und Atharic trug. Man hätte meinen können, die ganze Verfolgungsjagd sei für sie nur ein Spiel, und womöglich war dem auch so.
    »Einer von ihnen passt auf die Pferde auf. Er hat seine Decken auf einer Wiese direkt in der Mitte des Tals ausgebreitet«, berichtete Atharic, während er Nadeln und Erde von seinen Kleidern klopfte, die sich bei seinem Spähgang darin verfangen hatten. »Die Nachtwache steht westlich von uns, ein Stück oberhalb auf einem Vorsprung am Hang. Bei dem Mondschein ist der Mann so gut zu erkennen, da hätte er sich auch gleich in die Mitte eines Feuerrings stellen

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