Der Fluch der falschen Frage
Schlamassel oder Rätsel oder Schlamassel von einem Rätsel oder Rätsel von einem Schlamassel. Dann würdest du stattdessen in der Hauptstadt in einer gewissen Grube hocken mit einem Maßband, das ein gewisser Jemand dir gegeben hat, und könntest wenigstens eines deiner Versprechen halten. Wut packte mich, und ich trat die Leiter, und dann merkte ich, dass ich die Packung Kaffee noch in der Hand hielt, und schmiss sie auf den Boden. Sie platzte. Ich hob das zerrissene Papier auf, um die Umwelt nicht zu verschmutzen, aber den Kaffeeberg im Gras bekam ich nicht weg. Vielleicht würden sich die Regenwürmer darüber freuen. Theodora saß in diesen Minuten wahrscheinlich bei ihrem Morgenkaffee in der Fernostsuite und wartete auf die Statue, die ich ihr für heute Morgen in Aussicht gestellt hatte. Und das in meiner Probezeit. Ich starrte auf den zerfetzten Katzenumriss in meiner Hand und dann hinaus über die endlose, schaurige Weite des Klausterwaldes. Als das Meer noch da gewesen war, musste der Blick wunderschön gewesen sein. Ich stellte mir das Wasser sehr unruhig vor mit kleinen weißen Schaumfetzen, die der Wind hin und her trieb. Wie Wimpel, dachte ich, und die flatternden Zeitungsseiten auf der Trosse mussten auch wie Wimpel ausgesehen haben. Wäscherin, hatte sie gesagt. Weißzeug. Ellington Feint war eine Lügnerin. Ich starrte eine ganze Weile grimmig auf den zischelnden Seetang.
Manchmal hätte man die Zeit, die Geduld und sogar die Chuzpe, um jemandem eine zünftige Standpauke zu halten, aber es ist keiner in der Nähe, der sie verdient.
Moxie trat hinter mich und legte mir die Hand auf die Schulter. » Also?«, sagte sie.
» Was, also?«
» Was geht hier vor, Snicket? Wer kann in dem Häuschen gewohnt haben? Wie ist er hineingekommen? Und wann?« Ich antwortete nicht, aber als ich mich zu Moxie Mallahan umdrehte, schien sie gar nicht weiter interessiert an meiner Antwort. Sie sah mich nicht einmal an. Ihr Blick wanderte suchend hin und her, als würde sie die Antwort stattdessen beim Leuchtturm vermuten oder in dem Häuschen hinter uns oder unten im Herrenhaus oder am Fuß des Felshangs, über den ich nach Schwarz-aus-dem-Meer gelangt war. Dann stellte sie eine neue Frage, und bei dieser Frage horchte ich auf. Es war eine Frage, die ich schon dreimal in meinem Leben gestellt bekommen hatte, und jedes Mal war die Antwort unerfreulich gewesen. Die Antwort kann nur unerfreulich sein, weil auch die Frage unerfreulich ist.
» Wer schreit da eigentlich so?«, fragte sie.
Neuntes Kapitel
Wenn man jemanden schreien hört, macht man ganz einfach Folgendes: Man sucht sich ein sauberes Blatt Papier und einen spitzen Bleistift. Man malt neun Reihen von jeweils vierzehn Kästchen auf das Blatt. Dann wirft man es weg und eilt dem Schreienden zu Hilfe, denn dies ist nun wirklich keine Zeit für Papierkram. Selbst Moxie faltete ihre Schreibmaschine mit einem bündigen Schnappen in ihr Gehäuse, während wir durch die Bäume rannten.
In den Bäumen oder dem braunen Gras war niemand. Und auch an der Steilwand musste keiner gerettet werden. Es war so, wie ich befürchtet hatte. Die Schreie kamen aus dem Herrenhaus.
Moxie und ich näherten uns dem Haus seitlich über den Rasen, der knirschte von verstreutem Vogelfutter. Es war schrecklich, jemanden schreien zu hören und nicht helfen zu können. Es lief allem zuwider, was ich gelernt hatte. Die verwirrende Architektur mit ihrem Mischmasch an Baustilen machte es schwer, die Schreie zu orten. Eben noch schien die verzweifelte Stimme vom höchsten der Türme zu kommen, im nächsten Augenblick aus dem Garten mit seinem schnörkeligen Brunnen und der grauen Zeltbahn, die sanft in der Brise schlug. Sicher wusste ich nur zwei Dinge: dass die Stimme einer Frau gehörte und dass ich mir wünschte, dass die Frau Ellington war. Ob ich darauf hoffte, dass sie in Not war, oder darauf, ihr Retter zu sein, darüber mochte ich nicht näher nachdenken.
Moxie starrte mit gerunzelter Stirn an der Hauswand hoch. » Wie sollen wir reinkommen?«, fragte sie mich. » Weißt du, wie man ein Schloss knackt?«
» Bedaure«, sagte ich, » im Schlösserknacken hatte ich ein Mangelhaft. Ich weiß, wie man einen Stein durch eine Scheibe wirft.«
» Steine durch Scheiben werfen kann jeder«, sagte sie. » Komm. Wir probieren es an der Vorderseite.«
Die Schreie verstummten keine Sekunde lang, während wir um das Gebäude herum bis zur Auffahrt hetzten, die der Roadster erst gestern
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