Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Finca

Der Fluch der Finca

Titel: Der Fluch der Finca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Dalton
Vom Netzwerk:
Herzen, als sie
beschwingt die Treppe ins Erdgeschoss hinunter ging. Sie hatte sich den Gespenstern
gestellt und war mit heiler Haut aus dieser Prüfung hervorgegangen,
    Weil sie die Kaffeemaschine natürlich nicht mehr programmiert hatte, als sie gestern
wieder kam, musste sie noch rasch in die Küche, um sie einzuschalten. Beim Betreten
des Raumes erstarrte sie.
    Es waren Fußspuren auf den Fliesen. Sie führten direkt aus der Wand hinaus in ihre
Richtung. Jemand war heute Nacht durch die Küche gegangen und von dort aus in den
Flur gelangt.
    Die Spuren waren undeutlich. Es waren keine Abdrücke von Schuhen, die durch
feuchte Erde gegangen waren. Sie waren eher staubig, so als hätte jemand
Straßendreck von der Auffahrt mit ins Haus getragen.
    Michelle wirbelte herum und suchte den Weg, den sie eben gekommen war, nach
weiteren Spuren ab. Da waren tatsächlich noch ein paar Abdrücke, die in Richtung
Treppe führten, sich dann aber im Nichts verloren. Für weitere Spuren hatte der den
Schuhen des Fremden anhaftende Dreck anscheinend nicht gereicht.
    Es ist nach oben gegangen,
schoss es ihr durch den Kopf.
    Es kam durch die Wand, ging nach oben und stand dann vor meiner Tür. Hat es
versucht, hereinzukommen? Oh mein Gott.
    Gleichzeitig fragte sie sich, warum das Ding dann nicht einfach durch die
Schlafzimmertür gegangen war. Die Wand hatte es ja auch nicht aufgehalten.
    Das musste sie sich näher anschauen. Aus der Nähe wurde ihr der Irrtum schnell klar.
Die Spuren kamen gar nicht aus der Wand. Direkt neben der Stelle, an der sie
begannen, befand sich das Küchenfenster zur Auffahrt. Es war nur angelehnt. Michelle
verfluchte sich, dass sie das gestern übersehen hatte, aber man musste schon genau
hinsehen, um es zu erkennen. Auch jetzt sah sie es nur, weil der Vorhang nicht mehr
zugezogen war und den hatte sie auf jeden Fall geschlossen. Tatsächlich waren auch
auf der Fensterbank Abdrücke zu sehen.
    Es kann nicht durch Wände gehen. Gott, danke, dass es das nicht kann!
    Aber ihre gute Stimmung war dahin. Sie konnte sich vielleicht an die Stimmen in der
Nacht gewöhnen und den Gedanken an Wesen, die um das Haus schlichen
verdrängen, aber sie konnte nicht dafür garantieren, dass ihr solch ein Fehler nicht noch
einmal unterlaufen würde.
    Wenn es Spuren hinterlässt, kann ich herausfinden, von wo es gekommen ist!
    Es dauerte eine kurze Zeit, bis ihr die Bedeutung dieses Gedanken klar wurde, doch
dann stürzte sie zur Tür und rannte quer über die Einfahrt zum Küchenfenster. Die
Spuren waren auf den Pflastersteinen deutlich zu sehen, denn er Wind hatte eine feine
Sandschicht darauf abgelagert. Michelle folgte ihnen um das Haus herum bis zum Pool,
einmal herum und dann durch ein breites Beet, das das Grundstück von der kargen
Ebene ringsum trennte. Von dort draußen war es gekommen – praktisch aus dem
Nichts. Auf dem Rückweg betrachtete sie sich den Abdruck in dem geharkten Beet ein
wenig genauer. Bisher hatte sie nur Spuren gesehen, ohne sie sich genauer
anzuschauen. Als sie das jetzt tat, fielen ihr zwei Dinge auf. Es waren keine
Schuhabdrücke, denn es fehlte ein Sohlenprofil aber es waren auch keine nackten
Füße. Im Grunde waren es einfach nur Abdrücke ohne besondere Merkmale. Einem
menschlichen Fuß ähnelten sie nur entfernt. Sie wirkten, als wären die durch etwas
gedämpft worden. So würden Spuren aussehen, die man durch eine Plastikfolie
hindurch hinterlassen würde. Diese Abdrücke hatten nichts mit denen im Haus gemein,
so als hätte sich der Geist erst im Haus wirklich materialisiert.
    Solche Spuren hinterlassen also Geister?
    Spuk war nichts, womit Michelle sich in ihrem bisherigen Leben auseinandergesetzt
hatte und Geister gehörten für sie immer ins Reich der Phantasie. Die Tatsache, dass
sie hier einen physischen Beweis für das Wesen hatte, das nachts um das Haus
schlich, erschütterte ihr Weltbild weit mehr, als die Schatten und die Stimmen in der
Nacht. Die hatten ihr zwar eine fürchterliche Angst eingejagt, aber das hier war viel
fundamentaler. Alles, was vorher geschehen war, hätte sie vielleicht noch als
Halluzinationen abtun können. Das gelang ihr zwar schon längst nicht mehr, aber es
wäre immerhin möglich gewesen.
    Und es will, dass ich es sehe. Es will mir Angst machen.
    Ein Dröhnen von der Straße ließ sie zusammenzucken. Ihr Nervenkostüm war schon so
lädiert, dass sie das Motorengeräusch des Jeeps nicht sofort erkannte.

Weitere Kostenlose Bücher