Der Fluch der Finca
Dabei war es
nur Keith, der auf den Hof gefahren kam und als sie ihn erkannte, rannte sie ihm
erleichtert und lebhaft winkend entgegen.
„Guten Morgen Michelle, was für eine herzliche Begrüßung.“
Ehe er wusste, wie ihm geschah, flog Michelle ihm geradezu aus vollem Lauf in die
Arme.
„Oh Keith, ich bin so froh, dass du da bist!“
Völlig perplex und gleichzeitig hocherfreut über die unerwartete Umarmung lachte er
unsicher und befreite sich sanft aus ihrer Umklammerung.
„Michelle, ich bekomme ja kaum Luft. Ich freue mich auch, dich zu sehen. Ist alles in
Ordnung?“
Sie sah ihn mit Tränen in den Augen an. Ihr Herz wummerte noch von dem Schreck,
den ihr das Motorengeräusch eingejagt hatte.
„Keith ich … ach, du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, dass du da bist.
Es war ganz furchtbar. Ich muss dir dringend etwas zeigen, es ist alles so verrückt, ich
… ach Keith!“
„Psscht, ganz ruhig atmen!“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und machte ein paar deutliche, tiefe Atemzüge,
um Michelle in seinen Atemrhythmus zu überführen. Sie war kurz davor zu
hyperventilieren und das konnte in einer Ohnmacht enden, wenn man nichts dagegen
unternahm.
Nach einigen Atemzügen hatte sie sich so weit beruhigt, dass Keith zufrieden war.
„Also was ist los, Michelle. Erzähle mir alles ganz langsam und vor allem der Reihe
nach. Ich höre dir zu.“
Da Michelle nickte, nahm er seinen Finger von ihren Lippen und sie setzte an, etwas zu
sagen. Da klingelte im Haus das Telefon und Michelle klappte den Mund wieder zu. Das
Klingeln hatte sie aus dem Konzept gebracht.
Das sind wieder sie. Wenn ich rangehe, werde ich wieder die Stimmen hören. Lassen
sie mich jetzt auch tagsüber nicht mehr in Ruhe.
„Willst du nicht rangehen?“
Sicher, Keith hatte Recht. Sie musste rangehen. Wenn es Juanita war, würde sie sich
nur Sorgen machen.
„Natürlich“, stotterte sie und setzte sich in Bewegung. Sie beeilte sich, so gut sie
konnte, doch sie hatte das Gefühl, durch zähen Schlamm zu laufen. Sie bemerkte nicht,
dass Keith ihr folgte.
Als sie das Telefon erreichte, riss sie den Hörer von der Basisstation, hielt ihn mit
verkrampfter Hand ans Ohr und hielt die Luft an. Keith stand jetzt neben ihr und sah sie
fragend an. Endlich besann Michelle sich und sprach:
„Michelle Penn hier, hallo? Mr. Tirado!“
Mit großen Augen sah sie Keith an, als könnte er ihr verraten, warum Juanitas Vater sie
anrief, doch der zuckte nur mit den Schultern.
„Oh, ich bin überrascht, ihre Stimme zu hören, was …?“
Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden, weil Mr. Tirado ihr aufgeregt ins Wort fiel.
„Geben Sie mir Mr. Flemming! Er ist doch bei Ihnen?“
„Sicher, er steht neben mir. Ich reiche den Hörer weiter.“
Mit einem verdutzten Gesichtsausdruck hielt sie Keith der Hörer hin. Er nahm ihn und
meldete sich knapp. Die nächsten Sekunden hörte er konzentriert zu und seine Miene
verfinsterte sich zusehends. Was immer Mr. Tirado mit Keith zu besprechen hatte, war
nicht erfreulich, das konnte Michelle deutlich sehen. Während er weiter angestrengt
lauschte, legte er einen Finger auf die Lautsprechertaste und drückte sie.
„Mr. Tirado“, unterbrach er seinen Gesprächspartner.
„Ich schalte auf Lautsprecher, damit Mrs. Penn mithören kann. Ich denke, sie sollte es
auch wissen. Wir werden unter Umständen auf ihre Hilfe angewiesen sein.“
Weil der Lautsprecher bereits aktiviert war, hörte Michelle Mr. Tirados Antwort bereits
mit.
„Keith, wenn Sie glauben, dass das eine gute Idee ist, dann tun Sie das. Ich bin mir
aber nicht sicher, ob das klug ist.“
„Ist bereits geschehen, Boss. Erzählen Sie es ihr.“
„Michelle, sind Sie da?“
„Ja, Mr. Tirado, ich höre Sie. Was ist denn los? Ist etwas passiert?“
„Allerdings ist etwas passiert. Ich sollte Sie damit gar nicht belasten, aber Mr. Flemming
denkt ja, dass es eine gute Idee ist, sie mit in diesen Schlamassel hineinzuziehen. Nun,
da ich mir im Laufe der Jahre angewöhnt habe, seinem Rat zu folgen, werde ich es
auch in dieser Angelegenheit tun.“
Mr. Tirado, ich verstehe nicht, worauf Sie hinaus wollen.“
„Juanita wurde entführt, darauf will ich hinaus“, schrie er fast.
„Entschuldigung Michelle, ich bin sehr angespannt“, fuhr er hörbar um Fassung bemüht
und wesentlich leiser fort.
„Was? Was meinen Sie mit entführt? Das ist bestimmt ein Irrtum!“
Jetzt war es
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