Der Fluch der grünen Steine
Krankenhaustransport bei Ihnen gelandet ist. Er ist es – also rücke ich morgen wieder ab und schnappe mir auf dem Rückweg einige kleine Gauner! Als billigen Ersatz. Aber ich komme wieder, muß wiederkommen, denn ich habe meinen Auftrag!«
»Melden Sie sich bitte frühzeitig an, Major. Ja?«
»Sie verdammter Seelenmasseur!«
»Nur wegen des Bratens. Das nächstemal braten wir einen jungen Ochsen am Spieß. Diesmal mußte alles so schnell gehen …«
»Hätte ich Sie doch nie getroffen, Doctor!« Major Gomez kletterte auf sein Muli und blickte zur ›Burg‹ zurück. Er wußte, daß viele Augen ihn beobachteten. »Was passiert, wenn ich näher heranreite?« fragte er.
»Nichts! Sie sind ja allein.«
»Das da vorn sieht aus wie ein Todesstreifen.«
»Es ist auch einer. Wenn mehr als drei Mann ihn betreten, gibt es drei Gräber mehr.«
»Und keinen sieht man! Eine phantastische Tarnung. Wer führt die Bande an?«
»Keine Ahnung«, sagte Dr. Mohr. Es kam ihm glatt von den Lippen. »Ich habe ja schon erwähnt: Namen nennt keiner. Die Männer arbeiten stumm, wie Roboter. Manchmal ist es unheimlich.«
Gomez konnte das nachfühlen. Er gab seinem Muli einen Hackentritt und ritt langsam an. Dr. Mohr folgte ihm. Irgendwo in den zerklüfteten Felsen hockte Dr. Novarra und blickte ihnen nach. Ganz fern, vom Plateau her, ertönten Trompetensignale. Das Bataillon sammelte sich zum Abmarsch.
»Er hat es tatsächlich erreicht«, sagte Dr. Novarra und atmete auf. »Jetzt haben wir bei ihm eine Schuld, die wir nie bezahlen können.« Er räusperte sich und blickte sich um. »Was wird nun aus José Bandilla?«
Drei Wochen dauerte es noch, bis das Hospital auch nach Ansicht Dr. Mohrs voll funktionsfähig war. Die Türen und Fenster waren eingesetzt, die einzelnen Abteilungen eingerichtet. Im Laborraum glänzten auf zwei langen Tischen die Glaskolben, Reagenzgläser, zwei Mikroskope und andere technische Geräte; im Röntgenraum war der Apparat endlich aufgebaut, im abgedunkelten Entwicklungsraum war alles zum Einsatz bereit. Der OP hatte jetzt alle Einrichtungen, die man für mittelgroße Operationen brauchte, aber wie man Dr. Mohr jetzt kannte, genügte das für ihn vollauf, um auch große Chirurgie zu betreiben. Das Narkosegerät arbeitete ebenfalls. Der erste Patient war ein Hund, dem Simpson eine Kugel aus dem Rücken operierte. Ein Nachbar, der sich von dem Gebell belästigt fühlte, hatte dem Kläffer drei Schüsse zugedacht, von denen einer traf. Der vierte Schuß erfolgte vom Hundebesitzer, und den überlebte der Nachbar nicht.
Alltag in den Bergen oberhalb Penasblancas.
Der Hund überstand die Narkose ausgezeichnet. Dr. Simpson meldete das sofort Dr. Mohr, der nebenan in der Ambulanz die Patienten wie auf einem Fließband an sich vorbeiziehen ließ. Viele wurden sofort in einen anderen Raum umgeleitet, wo Margarita selbständig intramuskuläre Injektionen verabreichte. Dr. Mohr hatte mit ihr geübt, und zwar nach Guaquero-Art. Vor 14 Tagen war ein Mann eingeliefert worden, der genau zwölf Schüsse im Körper hatte. Drei davon waren unbehandelbar, und nach sieben Stunden starb der Mann, der natürlich wie alle keinen Namen hatte. An diesem Toten, der später nackt auf einer Trage lag, übte Margarita das Setzen von Spritzen.
Sie lernte schnell. Ihre Hand zitterte nicht, als sie die erste Injektion in den Oberschenkel machte. Den Anblick von Toten war sie von Kind an gewöhnt. Tage später spritzte sie unter Aufsicht von Dr. Simpson, der begeistert war. »Sie ist die geborene Krankenschwester!« sagte er zu Dr. Mohr. »Seit zwei Tagen übe ich mit ihr intravenöse Injektionen …«
»Sind Sie verrückt, Aldi? An wem denn?«
»Da liegen ein paar Burschen, denen ein paar Hämatome mehr oder weniger nichts ausmachen! Und wenn sie eine Luftembolie kriegen … schade ist's auch nicht um sie.«
»Dr. Simpson, ich hätte große Lust, Sie rauszuschmeißen. Zünftig, mit einem Tritt in den Hintern! Auch um Sie ist es nicht schade!«
Simpson nickte schwer, war beleidigt und trollte sich. »Da will man der Menschheit helfen, und was erntet man statt Dank: Drohungen! Nicht einmal aus Kummer einen saufen darf man!«
Der erste Röntgenpatient war ein komplizierter Unterschenkelbruch, ein Splitterbruch. Da es ein Mann aus der ›Burg‹ war, kam Dr. Novarra mit. Begeistert hielt er die Röntgenaufnahme in den Händen und hielt sie gegen das Licht. Deutlich war der zersplitterte Knochen zu sehen.
»So etwas mitten in der
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