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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Krankenschwester, die Nachtdienst mit Anfassen macht …«
    »Es genügt, wenn jedes Haus einige Kübel mit einem Brett und einem Deckel bekommt. Außerdem mauern wir einen Verbrennungsplatz.«
    »Mit wieviel Toten rechnen Sie täglich, Señor?« Pebas' Stimme war mit Spott beladen. »Don Pedro, wollen Sie auch einen Begräbnischor gründen?«
    »Das wird Pater Cristobal übernehmen, wenn er wirklich eintrifft. Ein Kirchenchor ist seine größte Wonne. Er ist ein sehr musikalischer Mensch.« Dr. Mohr legte den Arm um Pebas' Schulter. »Adolfo, ihr habt alle verlernt, euch zu freuen.«
    »Du hast noch nicht gelernt, dich zu fürchten und zu hassen.«
    »Fürchten muß ein schreckliches Gefühl sein.«
    »Du hast noch nie Angst gehabt, Doctor?«
    »Was ist Angst?« Dr. Mohr lehnte sich an die dicken Holzpfosten der Veranda. Das Feuer brannte herunter. An einem Balken über dem Höhleneingang hing eine schwache Petroleumlampe und blakte. »Ein Gefühl ungeheurer Anspannung hatte ich zum erstenmal, als ich noch Assistenzarzt war und während eines Nachtdienstes in Hamburg eine junge Frau mit Lungenembolie auf den Tisch bekam. Kein Oberarzt war zu erreichen, kein Chef. Die Entscheidung lag ganz allein bei mir. Ich traf einen blitzschnellen Entschluß, machte auf – und verlor den Wettlauf. Mein Gegner im Blut war schneller. Aber war das damals Angst? Angst vor dem Embolus? Angst vor der selten glückenden Embolektomie? Nein! – Ein anderes Beispiel. Auf der Autobahn bei Frankfurt. Weißt du, was eine Autobahn ist?«
    »Nein, Doctor.«
    »Eine für den Autofahrer segensreiche Einrichtung, mittels vier- oder sechsspuriger breiter Betonstraßen den Massenverkehr zu regulieren. Aber auch ein Schlachtfeld verhinderter Massenmörder, Austobeplatz für unterdrückte Aggressionen, Laufsteg maßloser Eitelkeiten und Standesdünkel, vor allem aber eine probate Einrichtung, einen Bevölkerungsüberschuß abzubauen und zu bremsen. Auf den deutschen Autobahnen gibt es an guten Wochenenden mehr Tote als bei euch in einem Monat, obwohl ihr alle potentielle Mörder seid.«
    »Wieso Deutschland?« fragte Pebas lauernd. Dr. Mohr begriff erst jetzt, welchen Fehler er gemacht hatte.
    »Ich habe in Deutschland studiert«, sagte er leichthin. Es klang glaubhaft. »Später war ich noch ein halbes Jahr als Assistent in Hamburg. Dann rief mich das Gesundheitsministerium nach Bogotá zurück. Es hatte mein Studium ja bezahlt und brauchte die Ärzte im eigenen Land.«
    »Auf der Autobahn hast du Angst bekommen?«
    »Ich weiß nicht, ob es Angst war. Vor mir schleuderte ein Wagen, raste gegen die Leitplanke und zerbarst zu einem Haufen von Eisen und buntem Blech. Hinter mir bremste ein anderes Auto, das dieses Unglück sah, schleuderte ebenfalls und krachte auf der anderen Seite gegen einen Felsen. Inmitten dieses Chaos stand ich, ohne einen Kratzer, und wartete, das jede Sekunde ein dritter Wagen von hinten in mich hineinbrauste. Es war ein Augenblick wie in einem luftleeren Raum. Du bist schon nicht mehr am Leben, dachte ich damals. Du bist tot! Es hat dich erwischt, und du hast es überhaupt nicht gemerkt. Dann hörte ich das Schreien der Verletzten und wußte: Du lebst ja!« Dr. Mohr blickte hinüber in das niedergebrannte Feuer. Die Asche glühte blaßrot.
    »Angst habe ich nie gehabt«, sagte er nachdenklich. »Immer eigentlich nur das Gefühl des Unausweichbaren. Und das erzeugt bei mir einen Impuls, den man etwa so bezeichnen kann: Da mußt du durch! Kopf einziehen und los.«
    »Wir aber haben Angst vor Christus Revaila, Doctor.«
    »Die nehme ich euch! Ich sehe jetzt schon, daß bei euch Skalpell und Pillen nicht genügen.«
    »Was ist Skalpell?«
    »Ein Messer.«
    »Das ist gut!« Pebas grinste breit. »Wenn du mit einem Messer umgehen kannst, hast du schon eine gute Ausgangsposition.«
    Der nächste Tag verlief ungewöhnlich still.
    In der kurzen Nacht hatte Mohr nicht geschlafen. Tausend fremde Geräusche hielten ihn wach, ein Knarren, Schaben, Brummen, Kratzen, Ächzen. Man gewann den Eindruck, als sei der Berg ein riesiges Lebewesen, dessen aufgerissener und durchwühlter Leib in der Nacht alle Klagen eines Gequälten wiedergab. Einmal glaubte Mohr, draußen Schritte zu hören. Er setzte sich auf, umklammerte seinen Revolver und starrte auf den Eingang. Aus einer Seitenkammer ertönte ab und zu das Schnarchen von Adolfo Pebas. Er röhrte laut, schien dann von Maria Dolores angestoßen zu werden und verfiel wieder in ein pfeifendes

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