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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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fiel ihm nicht schwer, bei dem Glockenklang dieser Stimme aufzuwachen und sofort guter Laune zu sein. Bis zu dem Moment, da er den Fehler beging, sich aufzusetzen, und dadurch unvermittelt allen Schmerz weckte, den ihm das Reiten beschert hatte.
    Die anderen waren schon dabei, sich fertig zu machen. Fionn kroch mehr als dass er ging zu dem kleinen Bachlauf und unterzog sich einer eisigen Wäsche. Morcant brachte ihm einen Kanten Brot und Käse, dazu einen Becher starken Pfefferminztee mit Honig.
    »Beeil dich, Fionn, wir müssen los«, sagte er lächelnd.
    Kurz darauf waren sie alle aufgesessen. Fionn musste zugeben, dass es ihm heute, nachdem er sich nun etwas bewegt hatte, besser ging als in den Tagen davor. Es bestand also noch Hoffnung!
    Zügig passierten sie nun die westlichen Ausläufer eines kleineren Gebirges; das Gelände wurde uneben und zunehmend felsiger. Aber es war auch immer dichter bewaldet, und den Namen »Großer Tann« führte das Gebiet nicht zu Unrecht. Auf der anderen Seite, erfuhr Fionn, begann die Ebene, und Clahadus war nicht mehr weit davon entfernt.
    Gegen Mittag erreichten sie eine Hügelkuppe. Inmitten eines Tales, umgeben von gewaltigen Waldhügeln, fanden sich zwei Dörfer. Eines am Ostrand, eines am Westrand. In der Mitte zwischen beiden mäanderte ein Fluss dahin.
    »Sie stehen noch! Sehr gut«, zeigte Tuagh sich erfreut. »Hier können wir nächtigen und uns mit Vorräten eindecken, denn in Clahadus finden wir nichts.«
    »Wahrscheinlich nicht mal ein Staubkorn«, murmelte Valnir vor sich hin.
    »Lasst uns hinunterreiten.« Tuagh trieb sein Pferd an, und die anderen folgten ihm.
    Die beiden Dörfer lagen einander in Sichtweite gegenüber. Es handelte sich um reetgedeckte Rundbauhütten aus Stein, mit einem Langhaus in der Mitte, das für Versammlungen, Abstimmungen und zum geselligen Beisammensein diente. In bescheidenem Maße wurde Ackerbau betrieben, auch gab es ein paar Viehgatter; vorzugsweise wurden aber wohl der Wald und der Fluss genutzt, um Nahrung zu beschaffen und andere Bedürfnisse zu bedienen.
    Tuagh hielt auf das linke Dorf zu, und das war bis zum ältesten Weib auf den Beinen. Junge Männer in karierten Hemden, kräftig gewebten Röcken und mit der in den Stammesfarben gekennzeichneten Schärpe über der Schulter versammelten sich und schwangen kühne Reden.
    Fionn verstand »Kampf«, »Blut«, »Arm abhacken«, »Schädel spalten« und ähnliches, und ihm war ganz und gar nicht wohl dabei zumute.
    Tuagh stieg ab und ging auf einen Mann mittleren Alters zu, der wie der Anführer wirkte. Bisher hatte niemand auf das Eintreffen der berittenen Fremden geachtet, was verwunderlich genug war.
    Die beiden Männer wechselten ein paar Worte, dann kam der Wanderkrieger zurück. »Wir können bleiben«, erklärte er und fuhr mit Blick auf den Dorfschulze fort. »Wegen der Vorräte müssen wir mit seiner Frau verhandeln.«
    »Ich übernehme das«, erklärte Valnir sich bereit.
    Sie stiegen ab, Valnir übergab Fionn die Zügel seines Pferdes und machte sich sogleich auf den Weg zur Frau des Dorfvorstands.
    »Bist du schon einmal hier gewesen?«, erkundigte sich der Dorfschulze bei Tuagh, während sie auf das Gasthaus zugingen. Zwei Stalljungen kamen herbeigelaufen und nahmen die Pferde mit, nachdem die Reisenden ihre Packtaschen heruntergenommen hatten. Tuagh gab jedem von ihnen fünf Bronzestücke, und dafür hätten sie ihm beinahe die Hand geküsst vor Freude.
    »Jetzt erinnere ich mich besser!«, sagte der Mann daraufhin. »Deswegen haben wir gern Söldner bei uns zu Gast: Sie sind stets großzügig, sofern sie noch Münzen in der Tasche haben.«
    »Diese Route ist bei meinen Zunftgenossen sehr beliebt«, bestätigte Tuagh. »Auch ich komme auf dem Weg nach Norden gern hier vorbei. Doch diesmal reisen wir nicht ganz so weit, brauchen aber reichlich Proviant.«
    »Was ist denn euer Ziel?« Der Dorfschulze musterte Tuaghs Begleiter, ohne eine Miene zu verziehen. Fionn begriff, dass Söldner wie Dörfler voneinander profitierten. Die Söldner erhielten eine Unterkunft und bekamen Verschwiegenheit zugesichert, und die Dörfler bekamen ein gutes Zusatzeinkommen. Händler auf dem Weg nach Norden oder auf ihrem Rückweg von dort kamen kaum an dieser Stelle vorbei. Sie wählten lieber die großen Straßen und suchten die Gasthäuser und Märkte an den Kreuzungen auf. Dort konnten sie sich besser austauschen und aktuelle Informationen einholen.
    Hier waren Dörfler und Söldner »unter

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