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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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bezweckt hatte, gerade hier Station zu nehmen. Sein Freund wurde ihm mit Fortgang der Reise immer rätselhafter.
    Und … ihm entging nichts. Als sie am nächsten Morgen die Pferde wieder bepackten, kam Tuagh an Fionns Seite und half ihm mit dem Beutel. Leise sagte er: »Es ist wichtig, einen Stützpunkt zu haben. Wir brauchen Orte, an denen wir willkommen sind. Selbst ein Eigenbrötler wie ich – oder gerade jemand wie ich. Und vielleicht können wir einmal gute, loyale Kämpfer brauchen.«
    »Du … du rechnest mit einem Krieg?«, flüsterte Fionn erschrocken.
    »Darauf scheint es seit einigen Jahren hinauszulaufen.«
    »Aber warum? Gegen wen? Dubh Sùil etwa? Und welchen Anführer haben wir auf unserer Seite? Wer ist dann überhaupt wir? «
    »Siehst du«, sagte Tuagh. Er nickte dem jungen Bogin zu und ging zu seinem Pferd.

KAPITEL 13
    DER PFAD DURCH DIE DUNKELHEIT
    Cady fühlte sich keineswegs so tapfer, wie sie sich gab. Sie hatte ihren Entschluss bereits in dem Moment bereut, da Melissa sich schluchzend auf den Weg zurück gemacht hatte. Aber das, was sie in dem alten Verlies gefunden hatte, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Meister Ian Wispermund musste es erfahren, denn als angesehener Gelehrter und als Mensch konnte er etwas dagegen unternehmen. Er musste unbedingt zur Àrdbéana gehen, egal wie schlecht es ihr ging! Sie musste von der gewaltigen Verschwörung erfahren, die hier im Gange war.
    Verständlicherweise konnte sich Cady auf nichts einen Reim machen, doch eines war klar: Alle Vorgänge hingen zusammen, und diese Verschwörung war dabei, in eine entscheidende Phase zu treten. Anders war die Gefangennahme des gesamten Volkes der Bogins nicht zu erklären. Cady zweifelte nicht daran, dass die Häscher inzwischen im ganzen Land unterwegs waren und die verbliebenen Bogins einsammelten. Auch ihre Eltern.
    Umso bedeutsamer war es, dass sie zu Meister Ian gelangte. Sie war sicher, Gehör bei ihm zu finden. Und vielleicht … Ganz im Stillen hoffte sie, dass er etwas über Fionn wusste. Wo er war, wie es ihm ging.
    Cady hielt die Fackel vor sich und schritt tapfer aus. Sie hatte den Gang gewählt, von dem sie geglaubt hatte, darin fernes Wasserrauschen zu hören. Er war gerade eine Mannslänge hoch, zu schmal, um zu zweit nebeneinander zu gehen, und feucht. Glitzernd brach sich der Fackelschein in den Tropfen, die am Gestein hingen. Cady hatte beim Betreten des Gangs eine Markierung angebracht und zählte leise die Schritte. Als sie bei achthundertsiebenundvierzig angekommen war, verhaspelte sie sich und gab es auf. Es sah nicht so aus, als würde es schon bald eine Abzweigung geben.
    Das Wasserrauschen kam allerdings auch nicht näher. Cady hatte das Gefühl, leicht abwärts zu gehen. Der Weg schlängelte sich, blieb aber bei einer Richtung.
    Die Fackel flackerte heller auf, und Cady erkannte, dass sie nicht mehr lange brennen würde. Sie steckte die nächste an und löschte die erste, warf sie aber nicht weg. Sie behielt sie in der Hand, bis sie sich abgekühlt hatte, und steckte sie dann in den Gürtel zu den anderen.
    Weiter ging es. Abgesehen vom leisen Plitsch der Tropfen auf Fels oder Steinboden gab es kein Geräusch. Cady begann zu frieren bei der klammen Kälte hier unten. Und es war dunkel, so schrecklich dunkel …
    Keine Abenteuerwelt für Bogins. Um sich Mut zu machen und etwas Tröstliches zu hören, sang Cady leise. Es spielte keine Rolle, ob sie dadurch jemanden auf sich aufmerksam machte, sie konnte sowieso nicht weg von hier, und es gab kein Versteck. Wenn Wachen ihr folgten, würden sie sie mit oder ohne Gesang finden; allein das Licht ihrer Fackel wies den Weg. Wenn etwas hier unten lebte, würde es sie aufspüren. Oder auch nur ihren Schritt hören.
    Cady sang von Hafren, wenn sie im Frühling den Winter vertrieb und das erste zarte Grün auf den Boden zauberte, und hoffte, sich damit ein wenig wärmen zu können. Sie hielt die Fackel mit beiden Händen und nicht zu weit von sich entfernt, um etwas trockene Wärme zu spüren.
    Schließlich erreichte sie eine Abzweigung, und sie stand lange und lauschte, bis sie sich für den linken Gang, wo sie wieder das Wasser zu hören glaubte, entschied. Allerdings spielte das im Grunde keine Rolle, denn sie kam dem Rauschen ohnehin niemals näher. Es konnte sich ebenso gut um ein durch Ritzen und Öffnungen dringendes Echo handeln, das von einem tief unter ihr liegenden Fluss kam. Spekulationen darüber kamen einem Ratespiel gleich. Cady konnte

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