Der Fluch der Halblinge
Kräften zehrt.«
»Dann ist es also soweit. Ich habe es befürchtet. Aber das ändert nichts, Pirmin. Holen wir sie von dort unten herauf, geben wir sie ganz preis. Hauptmann Tiarnan soll die Wachen verstärken. Mehr kann ich nicht tun. Es zehrt auch mich auf …«
Pirmin streichelte ihren Handrücken. »Majestät, sagt mir, wie ich Euch helfen, Euch stärken kann! Ich habe darüber nachgedacht, den Hochkönig der Elben um Hilfe zu bitten. Vielleicht könntet Ihr in einem elbischen Baumhaus, umgeben von Licht und reiner Waldluft, wieder gesunden!«
»Mein lieber, guter Pirmin. Mein bester Freund. Ich kann hier nicht weg, dann würde ich das Schloss ausliefern. Keiner von euch könnte es halten. Es tut mir leid … ich muss einen Weg finden, meine Kräfte wiederzufinden und das Schloss zu halten …«
»Aber wer ist es, Gebieterin?«, rief der Oberste Haushofmeister aus. »Nennt uns seinen Namen, und ich bin sicher, Hauptmann Tiarnan wird sofort ein Heer aufstellen und gegen ihn ziehen …«
»Der ist mit Waffengewalt nicht zu bezwingen, Pirmin.«
»Dann suchen wir die besten Zauberer und Magierinnen Albalons und holen sie hierher, auf dass sie den stärksten Schutz aller Zeiten weben!«
Der Oberste Haushofmeister verstummte erschrocken, als die Àrdbéana plötzlich ihre Hand zurückzog und sich aufrichtete. »Es ist eine mir unbekannte dunkle Macht, Pirmin. Die Bogins sind ebenso wie ich in Gefahr. Ziehe ich nun alle Mächte hier in diesem Schloss zusammen, befürchte ich, wir beschwören eine Katastrophe herauf. Was, wenn die dunkle Macht jeden Einzelnen von ihnen übernimmt? Nein, mein Freund. Zuerst müssen wir mehr erfahren, bevor wir handeln können. Bis dahin bin ich verantwortlich für den Schutz, wie ich es immer gewesen bin. Es ist meine Aufgabe.«
Pirmin neigte demütig den Kopf. »Ich weiß, Ihr seid eine Elbenfrau allerhöchster Abstammung und verfügt über mächtige Kräfte.« Und über zu großen Stolz , dachte er bei sich. »Ich wünschte, Ihr würdet Hilfe annehmen.«
»Dies ist keine Frage der Verweigerung«, erwiderte die Àrdbéana. »Ich habe keine Wahl.«
»Also gut, Ehrwürdige. Ich folge, wie ich es immer tue.«
»Was ist eigentlich mit diesem Bogin, der entkommen ist? Aus Meister Wispermunds Haus?«
»Keine Nachrichten, keine Neuigkeiten, Herrin. Ich lasse sein Haus überwachen. Niemand weiß, wo der Junge steckt. Ich nehme an, er hat bei irgendjemandem in der Stadt Unterschlupf gefunden. Doch wir werden ihn nicht finden, selbst wenn wir jedes Haus durchsuchen – wir können nicht überall gleichzeitig sein.«
»Warum tut er das, Pirmin? Wie hält er das durch?«
»Ich weiß es nicht, Hochedle. Und Meister Wispermund weiß es auch nicht, da bin ich sicher.«
»Ein Rätsel mehr …«
»Je mehr ich mit ihnen zu tun habe, desto mehr begreife ich, dass die Halblinge insgesamt ein rätselhaftes Volk sind.« Pirmin beugte sich vor und erhob sich ein wenig ächzend. »Ich kehre nun wieder an meine Arbeit zurück. Ich sehe heute Abend wieder nach Euch.«
»Ich befinde mich in bester Obhut.« Ein Lächeln war aus der schlichten Aussage herauszuhören.
»Deshalb werde ich auch darauf achten, dass es so bleibt.« Damit zog er sich zurück.
Pirmin machte sich große Sorgen. Er war sicher, dass eine Verschwörung gegen ihn und die Àrdbéana im Gange war. Der Mord an Magister Brychan ergab für ihn immer noch keinen Sinn. Sollte er Hochkönig Alskár um Hilfe bitten? Die Kräfte der Àrdbéana schwanden dahin. Und vor allem Hauptmann Tiarnan riss immer mehr Befehlsgewalt an sich. Diente er einem fremden Herrn? War es eine Verschwörung der Elben? Ein ungeheuerlicher Verdacht. Er wagte nicht, ihn der Àrdbéana zu offenbaren, solange er keine stichhaltigen Beweise hatte.
Der Schreiber erwartete ihn in seiner Amtsstube, und Pirmin fasste einen Entschluss.
»Wir müssen den Hofstaat genau in Augenschein nehmen«, sagte er zu dem einzigen Wesen, dem er neben der Àrdbéana rückhaltlos vertraute. »Du fällst nicht auf, jeder kennt dich und weiß, was du tust. Sieh sie dir alle an, jeden Einzelnen, sei er nun Elb oder Mensch, und mache dir Notizen. Wer ist mit wem bekannt, wer interessiert sich wofür und schwingt welche Reden. Wirst du das tun?«
»Natürlich, Herr. Das bekomme ich hin. Aber gebt mir ein wenig Zeit.«
»Arbeite gründlich, das ist wichtiger als Eile. Informiere mich, sagen wir, alle drei Tage; ansonsten wollen wir nicht darüber reden. Und bewahre Stillschweigen,
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