Der Fluch der Halblinge
ausgebildet, und eines Tages erzählte er mir von der Fiandur.«
»Aber wie hast du es geschafft … all die Jahre …«, stammelte Fionn fassungslos.
»Ich bin eigenbrötlerisch, und das respektieren die anderen«, antwortete Valnir. »Sie hinterfragen nicht. Sie schnüffeln nicht hinterher.«
»Und wenn du so verletzt wirst, dass du Hilfe benötigst?«
»Das war bisher nicht der Fall. Ich sagte doch, ich bin ein guter Kämpfer.«
»Es war diesmal sehr knapp. Eines Tages wirst du auffliegen.«
»Dann ist das eben so.« Valnir stand vorsichtig auf. »Und bis dahin wirst du mein Geheimnis für dich bewahren und mich niemals als Frau betrachten, verstanden?«
»Ja. Ich halte es nicht für richtig, aber: ja. Ich gehöre zur Fiandur, also werde auch ich respektieren und nicht hinterfragen.« Fionn erhob sich ebenfalls und klopfte sich Schlamm und Dreck ab.
Während die Zwillinge die Pferde einfingen, stampfte Morcant auf Tuagh zu, der sich mit bemerkenswerter Routine eine Armwunde mit Zuhilfenahme der Zähne verband.
»Das war völlig unnötig!«, schrie er den Wanderkrieger an. »Was sollte das Ganze? Verrat mir das! Du wirst dich nie ändern, nicht wahr? Du bist immer noch der größenwahnsinnige Draufgänger, der sich sinnlos in jede sich bietende Schlacht stürzt, als ob er verzweifelt den Tod sucht! Kapierst du nicht, dass du so niemals sterben wirst?«
Tuagh erwiderte den Blick des Elben, in dessen Augen das Meer in einem wütenden Sturm wogte. Es war das erste Mal, dass Fionn den sonst so ausgeglichenen, heiteren Morcant derart außer sich erlebte. Er hatte nicht gewusst, dass Elben dermaßen in Zorn geraten konnten. Vielleicht hatten die Zwillinge sich so schnell verzogen, um einer Konfrontation auszuweichen. Anscheinend waren Tuagh und Morcant auch schon früher aneinander geraten.
»Ich diskutiere das nicht«, sagte der Wanderkrieger schließlich ruhig.
»Es geht hier nicht um dich!«, rief Morcant. »Du hast Fionn unnötig in Gefahr gebracht!«
»Ich wusste, dass ihr zu seiner Verteidigung bereit seid. Seid ihr Fiandur, oder nicht? Kämpfen wir gegen Unrecht, oder nicht? Du sagst es völlig richtig, Morcant: Es geht hier nicht um mich, und nicht um dich, sondern um das , wofür wir stehen!«
»Es sind Oger! «
»Noch einmal: Na und? «
»Ach, übrigens«, sagte der Oger dazwischen und hob schief grinsend die Hand. »Danke. Und so. Ich kapier zwar nich’, was hier los is’, aber das is’ völlig in Ordnung.«
Blaufrost musterte ihn kühl von oben bis unten. »Wer bist’n du, Grüner?«
»Gru Einzahn.«
»Und wieso hat Tuagh was genau für dich getan? Bin ’n bissl spät eingetroffen und noch nich’ recht im Bilde.«
»Er ist ein Grasfresser«, sagte Valnir und trat hinzu.
»’n was?«
»Jawohl, ich esse kein Fleisch«, bestätigte Gru Einzahn gespreizt und reckte seine Haltung. »Was dagegen?«
Blaufrost starrte ihn an, dann prustete er los. »Was is’n das für’ne Erbsenschote?«, kicherte er und blickte zu dem Wanderkrieger. »Sag mal, haste sie noch alle, Tuagh?«
»Meine Frage!«, sagte Morcant und verschränkte die Arme vor der Brust.
Die Zwillinge kamen mit den Pferden und den Ponys zurück.
»Wir reiten weiter«, sagte Tuagh, als hätte es keinen Streit gegeben. »Los, aufsitzen.« Er sah Gru Einzahn an. »Du schuldest mir was.«
»Ja, schon kapiert«, antwortete der Oger. »Und ich hab nix dagegen. Hier hab ich sowieso nix mehr verloren, gleich morgen zünden die mich wieder an. Da kann ich genausogut mitgehen. Gibt hier sowieso nix Ordentliches zu futtern. Vielleicht wird’s sogar lustig mit ei’m wie dir.«
Tuagh war bereits dabei, den Hügel hinaufzureiten, und die anderen beeilten sich, hinterherzukommen.
»Was soll’n das heißen?«, rief Blaufrost entgeistert hinterher. »Den willste doch nich’ ernsthaft mitnehm’n, oder? Tuagh? He, ich rede mit dir!« Er setzte sich in Bewegung.
Fionn half Valnir in den Sattel und bemühte sich dabei, nicht an weiche Rundungen zu denken, die sich sehr angenehm angefühlt hatten, und die seine Gedanken unwillkürlich zu Cady lenkten. Sie trabten eilig den großen Pferden hinterher, und zuletzt stampfte der Oger nach.
»Ihr beide, Blaufrost und Gru Einzahn«, erscholl Tuaghs Stimme von oben, »werdet uns jetzt durch den Sumpf führen, und zwar ein bisschen plötzlich. Es wird bald dunkel, und dann sehen wir nichts mehr.«
»Ich brauch den nich’ dazu, das kann ich allein!«, rief der Troll, und der Oger setzte
Weitere Kostenlose Bücher