Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
Vom Netzwerk:
verdrehte es.
    »Au, au, au!«, winselte das Riesenwesen auf und ging in die Knie.
    »Blaufrost, auf deinen Platz, und zwar ein bisschen plötzlich!« Tuaghs Stimme war so tief, streng und scharf, dass der Troll wortlos und mit eingezogenem Kopf gehorchte.
    »Und du«, Tuagh zerrte den jammernden Oger mit sich, »du setzt dich jetzt daneben, und ich will keinen Mucks mehr von euch beiden hören, verstanden? Benehmt euch gefälligst! Hebt eure Kräfte für die Kämpfe auf, die uns noch bevorstehen!«
    Er ließ Gru Einzahns Ohr erst los, als der Oger saß. Mit verschränkten Armen stellte er sich vor ihnen auf. »Wir sind eine Gemeinschaft , das sei dir hiermit gesagt, Gru Einzahn. Wir kämpfen nicht gegeneinander, sondern gemeinsam gegen den Feind. Klar?«
    »Mja.«
    »Und du, Blaufrost, von dir hätte ich mehr …«
    »Na, was?«, unterbrach der Troll. »Zurückhaltung erwartet? So wie du und Morcant?«
    »Das ist was anderes.«
    »Ach so.«
    »Wenn wir uns streiten, hört man es nicht bis Sìthbaile, und es kommt niemand, auch kein Baum, zu Schaden!«
    »Hab’s ja kapiert, Mann.«
    Tuagh, immer noch aufgebracht, wandte sich ab und kehrte auf seinen Platz zurück. Die beiden Riesenwesen, das eine halb steinern, blauhäutig und schlotternd, das andere grünhäutig und vertrocknetes Gras zupfend, regten sich nicht mehr und beobachteten ihren Anführer eingeschüchtert.
    »Du sag mal«, begann Gru Einzahn nach einer Weile. »Wie is’n das bei dir mit den Frau’n?«
    »Pffft«, machte Blaufrost.
    »Geht mir auch so«, sagte der Oger traurig.
    »Wie willst’n eine finden, die mit so ei’m wie mir was anfangen will, der dauernd friert und schlottert und von der Sonne träumt …«
    »Is’ bei mir auch nich’ anders. Mir würde schlecht, wenn sie die Jagdbeute ausweid’n tät’. Und ihr wahrscheinlich, wenn sie mich beim Gras schaufeln sieht. Und Büsche abziehn und all so was. Da gib’s einfach keine Gemeinsamkeiten, und nix, was sie anziehend fände.«
    Sie seufzten beide tief.
    »Wir ham’s nich’ leicht.«
    »Nee, hamwa nich’.«
    Fionn versteckte sein Lachen. Er sah, wie Tuagh die Augen verdrehte; wahrscheinlich überlegte er gerade, was er schlimmer finden sollte – den Streit oder nun diese weinerliche Verbrüderung. Jedenfalls lockerten die beiden die Runde erheblich auf. Insofern die zwei während ihrer Wache nicht einschliefen, konnte Fionn sich jetzt wohl entspannen.
    Sie hatten noch einen Tag, dann war die Ödnis erreicht. Gru Einzahn hatte wie jeder andere Clahadus nie betreten – wozu auch. Gab es dort Sümpfe? Gras, Bäume, Büsche? Andere Oger? Frauen?
    Nicht einmal zum Schädelspalten gab es jemanden – hieß es zumindest. Also: Aus welchem Grund sollte eine so merkwürdige Gemeinschaft dorthin unterwegs sein?
    »Was ist denn merkwürdig an uns?«, wollte Màr wissen.
    »Na hör mal«, prustete der Grünhäutige, und seine grünglühenden schmalen Augen funkelten. »Seit wann verstehn sich Elben und Menschen so gut? Und auch noch ’n Zwerg? Und was macht ’n entlauf ’ner Sklave dabei?«
    »Wir suchen ein Buch«, antwortete Tuagh gleichmütig.
    »Hä?«
    »Ja, is’ so«, bestätigte Blaufrost, der sich noch bei ihnen aufhielt – hier gab es schützende Felsen und ein dichtes Blätterdach. Außerdem war der Himmel von einer lückenlosen grauen Wolkendecke überzogen.
    »Hä?«
    »Ich hab da mal ’ne Frage, Tuagh«, schwenkte der Troll um. »Kann es sein, dass wir verfolgt wer’n?«
    Fionn war sofort alarmiert.
    »Hä?«, machte Gru Einzahn zum dritten Mal. Er kapierte immer noch nichts.
    »Schon möglich«, antwortete Tuagh. »Wollt ihr beide euch drum kümmern?«
    Das verstand der Oger sofort. Umgehend machte er sich mit dem Troll auf den Weg und warnte ihn, irgendwelche Knochen zu knacken, solange er in der Nähe war. »Du kannst essen, wasde willst, aber nich’ neben mir.«
    »Elben ess ich nich’.«
    »Aber die soll’n doch sehr zart sein.«
    »Ja, aber giftich.«
    »Echt wahr? Siehste mal, wie gesund ich lebe.«
    Ihre Stimmen verklangen, und die Gefährten ritten weiter. Vor ihnen breitete sich weites Land aus, mit sanften Hügeln. Noch war alles braun und kahl und wartete auf den Frühling, ganz anders als im Sumpf, wo bereits das Gras kräftig wuchs.
    Endlich kam auch die Sonne durch, und Fionn atmete dankbar auf. Es tat gut, die wärmenden Strahlen zu spüren, und heiterte ihn sichtlich auf. »Gibt es hier Siedlungen?«, fragte er den Wanderkrieger.
    »Nein, höchstens

Weitere Kostenlose Bücher