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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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    »Gegen ’nen Baum rennen und inne Grube fallen, ja, das kannste ganz bestimmt! Ich kenn den Sumpf, weil ich hier gebor’n bin, und du?«
    »Ach, halt doch die Klappe, du hässlicher grüner Hobelzahn!« Blaufrost schüttelte knirschend den Kopf. »’n Grasfresser, ich glaub’s ja nich’, und Tuagh bestärkt’n auch noch.«
    »Sollteste auch mal probiern, du schlotterndes blaues Elend, dann ging’s dir vielleicht besser«, sagte der Oger. »Schau mich an, ein Ausbund an Gesundheit! Ich seh kein’ Tag älter aus als wie fünf ’ndreißig, dabei bin ich schon zweihundertachz’n!«
    »Ernsthaft?«
    »Ja. Das einzige Unangenehme is’ der dauernde Hunger. Bin fast nie satt.«
    »Ich bin dreihundertsechzehn, und ich hab mich mit Fleisch so gut gehalten, da hast du’s! Hunger hab ich allerdings auch immer.«
    »Wennste so leben würd’st wie ich, könnteste dich noch viel besser halten. Und jetzt lass mich mal durch, ich geh voran.«
    Dem Troll passte das nicht, und sie schubsten und drängelten sich, bis sie entschieden, nebeneinander zu gehen. Für die Nachfolgenden hatte das den Vorteil, dass die beiden eine breite Schneise traten, auf der Pferdehufe gut vorankamen.
    Die beiden schritten tüchtig aus, und damit kamen sie flott vorwärts; noch dazu, da Gru Einzahn sie über einige Abkürzungen führte. Es hatte sich wohl schnell herumgesprochen, dass man ihn und die Durchreisenden so schnell wie möglich loswerden wollte, denn sie wurden nicht behelligt.
    »Wie bist du nur auf die Idee gekommen, dich ausschließlich von Pflanzenkost zu ernähren?«, stellte Tuagh unterwegs dem Oger die Frage, die alle beschäftigte.
    »Weiß auch nich’«, antwortete der Grünhäutige. Er war fast so groß wie der Troll, seine zu einem Pferdeschwanz gebundenen schwarzen Haare fielen lang über den Rücken hinab. Er trug eine einzigartig geschwungene Ogeraxt im Gürtel und eine mächtige stählerne Keule mit Stacheln auf den Schultern. Niemand würde ihn für einen friedfertigen Pflanzenesser halten. »Das Hau’n und Stechen macht mir nix aus. Im Gegenteil, es is’ überhaupt das, was ich am besten kann. Aber das Gematsche dann anschließend zu essen … oder gar Blut zu trinken … nee. Da ekle ich mich vor, immer schon. War ’ne harte Kindheit, vor all’m, weil ich vom Blut immer Pusteln gekriegt hab. Un’ dann hab ich mich lange verstellt, bin von Ogerland zu Ogerland gewandert, doch hier bin ich nich’ rechtzeitig weggekomm’n. Jetzt kann ich nirgends mehr hin, hab alle Reiche durch.« Er warf einen Blick nach hinten. »Und wer seid ihr alle?«
    Sie stellten sich namentlich vor, erzählten aber nichts weiter zu ihrer Geschichte. Als die Reihe an Fionn war, staunte der Oger.
    »Biste doch so einer, hab’s schon gemerkt, aber nich’ glauben wolln. Die suchen ja selbst die Sümpfe noch nach euch ab. Angeblich, weil einer von euch ’n annern umgebracht hat, so ’nen Gelehrten.«
    »Das stimmt«, antwortete Fionn.
    »Echt wahr? Was stimmt’n mit dieser Welt nich’ mehr, die ein’n wie mich hervorbringt, und ein’n wie Blaufrost, und nun die Bogins? Kapier ich nich’. Bin wohl zu alt geworden.« Achselzuckend ging er weiter.
    Die Dämmerung brach an, und sie schafften es gerade noch rechtzeitig aus dem Sumpf heraus, bevor es zu dunkel wurde. Für Blaufrost war das günstig, er musste sich keine schützende Deckung mehr suchen, denn der Himmel war bewölkt.
    Sie fanden eine einigermaßen geschützte Stelle, saßen ab und bauten das Lager auf. Die von den Sätteln befreiten Pferde wälzten sich behaglich und waren anschließend mit der Welt wieder im Reinen. Morcant ging mit seinem Heilerbeutel herum und besah sich die Wunden. Als erstes untersuchte er Tuagh, der es sich schweigend gefallen ließ; anscheinend wollte er keinen weiteren Streit heraufbeschwören. Er verbiss sich einen Schmerzenslaut, als der Meersänger seine Wunde reinigte, woraufhin der Elb ihn als törichten Narren schalt, und dann prusteten sie beide los und waren versöhnt. Sie waren eben doch Freunde und miteinander vertraut; ein Streit ab und zu gehörte wohl dazu und vergiftete ihr Verhältnis nicht, begriff Fionn.
    Màni und Màr versorgten sich gegenseitig, und Morcant zeigte sich zufrieden vom Ergebnis. Valnir erhob abwehrend die Hand. »Einen Zwerg untersucht niemand! Das sagt dir Valnir Eisenblut! «
    »Rede keinen Unsinn, du bewegst dich sehr vorsichtig, und …«
    »Meine Rippen sind lediglich geprellt, mein Fuß nur leicht

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