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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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dürre Beine in roten Schuhen mit lang auslaufender Spitze lugten darunter hervor. Eine knochige Hand stützte sich auf einen Stock, die andere winkte. Das faltige Gesicht zeigte einen gutmütigen Ausdruck, hellwache blaue Augen blitzten unter einem wahren Gestrüpp an Augenbrauen hervor. Die Nase stand hervor, schmal und mit gekrümmter Spitze. Der lachende Mund besaß nur noch einen einzigen Zahn.
    »Ich glaube nicht, dass uns Gefahr droht«,teilte der junge Bogin seine Einschätzung mit.
    »Trau nie einem, der dich anlocken will«, wandte Valnir ein.
    »Ihr könnt mir trauen!«, rief das Männlein, als sie nahe genug waren. »Ich bin Pellinore!«
    »Pellinore?« Tuagh stutzte. »Wo habe ich diesen Namen schon mal gehört …«
    »Ich habe euch erwartet … allerdings schon ein wenig früher.« Ächzend stieg der Gnom zu ihnen herab. »Aber bitte, kommt doch mit zu mir. Hier draußen sollten wir nicht zu lange bleiben, wegen der Irrlichter und der verirrten Unseelie. Die brauchen nicht alles mitzubekommen.«
    Er verschwand in einer Lücke zwischen einem Trümmerhaufen. Tuagh folgte als Erster, dann Fionn, und Valnir gab Rückendeckung.
    Staunend kamen sie in einer Art Höhle heraus, die in Form dick übereinander geschichteter Stoffreste einigermaßen bequeme Sitzgelegenheiten bot. An der Decke baumelten Leinen mit glitzernden Flatterbändern, und jeder freie Platz war vollgestopft mit Dingen, für die Fionn keinen Namen hatte, die er aber höchst interessant fand.
    Tuagh duckte sich und ließ sich dann vorsichtig auf einem Stoffhaufen nieder, Fionn und Valnir fanden bequem links und rechts von ihm Platz. Pellinore setzte sich ihnen gegenüber, zückte eine lange Meerschaumpfeife und steckte sie in den Mund. Er hatte nichts zum Anzünden und nichts zum Rauchen, aber er genoss es offensichtlich, so zu tun, als würde er paffen.
    »Du hast uns schon früher erwartet? Dann hättest du uns vielleicht entgegenkommen sollen«, eröffnete Tuagh das Gespräch.
    »Das war mir nicht möglich«, bedauerte der Gnom. »Ich kann Clahadus nicht verlassen.« Er zuckte die Achseln.
    »Das ist ja schrecklich«, entfuhr es Fionn. »Wovon lebst du denn hier, Pellinore, wo es doch nichts gibt?«
    »Mhm. Ein bisschen was gibt es immer. Ich brauche nicht viel.«
    Tuagh musterte ihn eine Weile. Dann fragte er: »Wie konntest du uns erwarten?«
    »Nun … nicht genau euch, aber jemanden wie euch. Ich wusste gleich, dass ihr es seid. Und wer solltet ihr wohl auch sonst sein? Hier kommt doch niemand her. Vielleicht alle paar Hundert Jahre mal.« Er kicherte.
    Fionn wunderte sich nicht. Jemand, der seit langer Zeit hier allein lebte, konnte nicht mehr ganz richtig im Kopf sein. Doch er mochte den fröhlichen kleinen Gnom.
    Pellinore kam endlich auf den Punkt. »Ich habe die Botschaft des Zauberers vom Berge.«
    Fionn sagte das gar nichts, aber er hörte, wie Tuagh und Valnir scharf die Luft einsogen.
    »Was sagst du da?«, fragte der Wanderkrieger langsam. »Du weißt, dass der Zauberer vom Berge nur eine Legende ist?«
    »Aber nein, mein Freund, ganz und gar nicht. Er ist höchst lebendig, es ist nur sehr schwierig, zu ihm zu gelangen. Eine Menge Hürden, Menge Hürden, ja, ja.« Er schüttelte den Kopf. »Da ist es noch leichter, zu Pellinore zu kommen.«
    Tuagh rieb sich den Bart. »Wenn das wahr wäre …«
    »Aber es ist wahr! Willst du die Botschaft hören?«
    »Ja.«
    Pellinore setzte eine wichtige Miene auf. »›Das, was ihr sucht, werdet ihr hier nicht finden.‹ Tja, leider ist das so.«
    »Kein … Buch?« Fionn spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte.
    »Ich hatte eine andere Botschaft, die alles leichter gemacht hätte. Sie hätte euch gesagt, dass es nicht notwendig ist, dass ihr hierher kommt. Ich übergab sie einem Zuträger.«
    »Also kommt doch jemand hierher?«, unterbrach Valnir sofort misstrauisch.
    »Ein Geier. Manchmal kreisen sie hier und sehen nach, ob es mich noch gibt. Der Zauberer vom Berge schickt sie. Der Geier sagte, die Zeit wäre gekommen. Da nahm ich die Botschaft und gab sie ihm, und er brachte sie Magister Brychan.«
    »Du kennst Magister Brychan?«, rief Fionn.
    »Sicher. Ich kenne auch den da.« Pellinore deutete mit dem Stock auf Tuagh. »Und ich weiß von der Fiandur. Glaub nicht, dass ich hier in meiner Abgeschiedenheit nichts erfahre.« Er sprach nun völlig klar.
    »Die Botschaft … das waren die Kopien des Buches«, kam der Wanderkrieger auf das Thema zurück.
    »So ist es! Habt ihr sie

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