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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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allerdings durch, denn es war nicht mehr weit, und der Anblick des fernen Grün spendete ihnen gerade genug Kraft.
    Der vergiftete Boden endete so abrupt, wie er auf der anderen Seite begonnen hatte, und schon im nächsten Moment hatten alle den Schrecken des verfluchten Landes vergessen. Es wurde auch Zeit; sie besaßen kein Wasser, kein Essen mehr.
    »Graaaaas!«, brüllte Gru Einzahn auf und donnerte davon. In den Tagen, die sie in Clahadus verbracht hatten, war hier draußen endlich der Frühling gekommen, und überall zeigte sich das erste zarte Grün. Noch lange nicht ausreichend für einen pflanzenverschlingenden Oger, aber zumindest genug, um seinen ärgsten Hunger zu stillen. Die Gefährten sahen ihm dabei zu, wie er in Höchstgeschwindigkeit den Boden geradezu mähte, alles in sich hineinschaufelte, was in seinen Augen essbar aussah. Bäume und Büsche waren noch nicht soweit, und das war vielleicht ihr Glück. Eine breite Bahn der Verwüstung hinterlassend, zog der Oger über die Hügel, bis er fast verschwand, dann kam er zurück auf der nächsten Bahn.
    »Entschuldicht mich«, sagte Blaufrost und raste dann in weiten Sätzen davon, bevor ihn die Sonne, die sich gerade noch hinter Wolken versteckte, erwischen konnte. Er hätte natürlich auch bis Einbruch der Nacht warten können, weil es dann sicherer war, aber auch ein Troll riskierte ab und zu gern ein gefährliches Spiel. Es hörte sich an wie eine Steinlawine, die in den in der Nähe stehenden Wald rollte, und als sie aufschlug, erbebten einige Bäume, ihre Wipfel schwangen hin und her. Als Erstes würde der Troll Deckung suchen, und dann etwas zu essen. Die Pferde prusteten erleichtert, als er fort war, denn er hatte sie heute Morgen mit ziemlich begehrlichen Blicken betrachtet.
    Tuagh, Fionn und die Elben gingen auf der Suche nach einem geeigneten Rastplatz, wo sie Wasser fanden und in der Nähe jagen konnten, weiter. Die Elben wurden übergangslos wieder lebhaft, ihr Schritt fest und federnd, in ihre Augen trat der gewohnte Glanz, und die Abbilder von Lichtungen und Auen zeigten sich erneut darin.
    »Ich werde eine Warnung an alle Elben aussprechen, Clahadus jemals zu betreten«, sagte Màni und atmete tief durch. Sie lächelte und lief beschwingt voran.
    Es tat gut, die Sonne wieder zu spüren, den freundlich blauen Himmel frei von Wolken zu sehen, und das Frühlingsgezwitscher der Vögel zu hören. Die Luft war nicht mehr trocken und staubig, der Boden gab weich nach unter den Füßen, und alles schien so viel leichter zu sein.
    Morcant trat an Fionns Seite. »Ich glaube, das war ein Illusionszauber«, sagte er leise. »Er hatte zwar eine besondere Wirkung, die unsere Sinne taub machte für die Irrmagie, weswegen die Zwillinge und ich zu uns gekommen sind. Alles andere aber war nur eine Illusion, die wir uns herbeigewünscht hatten. Gru wollte nicht mehr hungern, Blaufrost nicht mehr frieren … also wurde die Erfüllung vorgegaukelt. Damit wir durchhalten.«
    »Das hab ich mir schon gedacht«, sagte Fionn gleichmütig. »Ein allheilendes Wundermittel, das ist schwer zu glauben. Vor allem, wenn es bei einem keinerlei Wirkung zeigt.« Er nickte leicht in Tuaghs Richtung, der sich in den letzten Tagen nicht schwächer als sonst gezeigt hatte. Und er war ernst und schweigsam wie stets … vielleicht sogar noch ein wenig zurückgezogener als sonst. Ihn musste einiges beschäftigen, so Fionns Eindruck, und das seit der Begegnung mit Pellinore. Auch die Tatsache, dass sie jetzt nach Du Bhinn gingen, schien ihm zu schaffen zu machen. Eine Begegnung mit seiner Vergangenheit? Und wahrscheinlich dachte er auch viel an seinen Bruder, den er seit Jahrzehnten suchte. Der junge Bogin hätte gern mit ihm darüber gesprochen, doch er wusste, dass der Wanderkrieger in dieser Stimmung nicht reden wollte.
    Gru Einzahn hatte inzwischen ein kleines Tannenwäldchen entdeckt und fiel wie ein verheerender Sturm darüber her. Der erste Baum war bereits kahlgefressen, und die Gefährten konnten die glücklich glucksenden Laute des Ogers herüberschallen hören.
    »Oh, dieses Aroma … unvergleichlich … und das Öl in den zarten Nadeln … wie es duftet … Ah! Und da ist ja auch Honig …«
    Kurz darauf erklang ein Brausen, und ein Bienenschwarm, nein, zwei – nein, drei Schwärme erhoben sich über die Wipfel und kreisten brummend über dem Wäldchen. Gleichzeitig stürmten Tiere heraus, als würden sie vor dem Feuer fliehen; Hirsche, Wildschweine, Marder, Dachse und

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