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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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auf die Beine und stolperte zu dem Gefallenen, aber noch bevor er ihn erreichte, blieb er stehen, und ein ungläubiger Ausdruck trat auf sein Gesicht.
    »Bleibt stehen!«, schrie Morcant da hinter ihm. »Alle. Das ist ein Befehl! «
    Fionn stand ebenfalls. Gelähmt vor Entsetzen.
    Tuagh richtete sich auf, zog mit einem Ruck den Speer aus seiner Brust und stand auf. »Das hat verdammt weh getan!«, sagte er. Die tödliche Herzwunde in seiner Brust begann deutlich sichtbar, sich zu schließen.
    Fionn wurde erneut übel. Ihm schwindelte. »Bei allen Sternen des Himmels und allen Saatkörnern der Erde. Du … du bist es …«, flüsterte er.
    »Lass uns gehen«, sagte Tuagh zu ihm. »Hafrens Lilien warten.« Er stieg den Hang hinauf.
    »Du … du bist Peredur! «, schrie Fionn.
    Tuagh blieb stehen und drehte sich halb zu ihm. »Hör zu, Fionn«, sagte er streng, »diesen Namen trage ich nicht mehr. Er ist schon lange vergessen!«
    »Das ist er nicht!«, erwiderte Fionn aufgebracht. »Und du hast mich belogen, von Anfang an und die ganze Zeit über! Ich dachte, wir sind Freunde!«
    Tuagh wandte sich erneut zum Gehen.
    »Peredur!« , schrie Fionn außer sich. »Ich habe deinen Namen nicht vergessen, und ich benenne dich als den, der du bist! Deine Axt ist nur Fassade, eine grobe Hülle für das, was sich darunter verbirgt. Bleib stehen, verdammt nochmal! Wir sind noch nicht fertig miteinander!« Heiser rang er nach Luft, die Kehle schnürte sich ihm zu.
    »Hört mal«, erklang da eine fremde, männliche, weiche Stimme in den Nachhall seines Schreis. »Wollen wir das nicht in Ruhe bei einer Tasse Tee besprechen?«
    Tuagh stand wie vom Donner gerührt.
    Fionn erblickte einen Mann vor ihm, lang und schlank, mit halblangen dunkelbraunen Haaren und weisen grünbraunen Augen. Gutaussehend, mit markantem, bartlosem Gesicht und vollen Lippen. Dem Aussehen nach konnte man ihn auf Mitte Vierzig schätzen, und gewann doch den Eindruck, dass sein wahres Alter unbestimmbar war. Er trug eine lange silbergraue Robe mit einem schwarzen Überwurf, einen breiten Gürtel, in dem ein schmales Schwert steckte und in zwei Schlaufen hingen Dolch und Sichel. Außerdem war an seinem Gürtel ein Beutel ähnlich dem eines Heilers befestigt.
    Das konnte nur der Zauberer vom Berge sein, denn wie aus dem Nichts war er plötzlich bei den Lilien aufgetaucht, und Erscheinung wie Ausstrahlung passten dazu.
    Vor allem aber bestand eine auffällige Familienähnlichkeit mit dem Mann, der gerade von den Toten auferstanden war.
    »Asgell«, stieß Tuagh heiser hervor.
    Der Zauberer breitete die Arme aus. »Peredur«, sagte er lächelnd.
    Und die beiden Männer umarmten sich.
    Tränen rannen über die Wangen des Zauberers, wohingegen der Mann ohne Herz dazu unfähig war, doch sein Gesicht drückte aus, wie sehr es ihn bewegte.
    Tausend Jahre Suche hatten ein glückliches Ende gefunden. Zwei Brüder waren wieder vereint.
    »Verflixt«, sagte Fionn und brach für seinen Freund in Tränen aus.

KAPITEL 19
    DAS GEHEIME REICH UND EINE LANGE GESCHICHTE
    »Gehen wir hinein«, schlug der Zauberer vor, nachdem sie sich wieder gefasst hatten.
    »Meinetwegen.« Fionns Rührung war vergangen, und nun war er erst recht zornig auf Tuagh, oder Peredur, oder Hanswurst, wie er auch heißen mochte, völlig egal. »Wer hat es noch gewusst?«
    »Die Elben«, antwortete Morcant, der sie gerade einholte. »Ich, weil wir uns schon seit dem Krieg kannten, Màni und Màr, weil sie seit über hundert Jahren der Fiandur angeschlossen sind, Magister Brychan, Tiw, Meister Ian, und natürlich Alskár. Cyneweard hat sich uns angeschlossen, nachdem er es herausgefunden hatte. Die anderen wussten es bis jetzt nicht.«
    Fionn sah sich um; Valnir und die anderen stützten sich gegenseitig und humpelten herauf, Gru Einzahn und Blaufrost kamen als letzte mit den Pferden nach. Für sie dürfte es für den heutigen Tag Überraschungen genug gegeben haben, an denen sie zu kauen hatten.
    Für Fionn war es noch lange nicht vorbei.
    Doch zuvor musste er sich mit etwas anderem beschäftigen.
    Nämlich mit dem großen Staunen eines Kindes, und mit einer unerwarteten Freude. Davor allerdings wartete ein weiterer Schock auf ihn, dabei wollte er nur klären, was ihm am meisten am Herzen lag.
    Sie hatten den Felsvorsprung erreicht, immer dem Pfad der Lilien nach, und Fionn konnte beim besten Willen keinen Eingang erkennen. Doch der Zauberer ging direkt darauf zu, um einen scharfen Grat herum – und dann

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