Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
Vom Netzwerk:
und drehte sich anschließend leicht im Saal.
    »Ich bin Morcant, der Barde der See, und zum Dank und zur Lobpreisung der himmlischen Àrdbéana spiele ich nun die Hymne des Friedens, die einst beim großen Friedensschluss aller Völker zum ersten Mal erklang. Und heute wollen wir diesen Bund erneuern und vertiefen!«
    Beifall brandete auf. Die Àrdbéana saß mit huldvoll lächelnder Miene reglos da, doch ihre feinen Brauen hatten sich kritisch zusammengezogen.
    Morcant begann zu spielen und zu singen, und bald sangen alle in der Halle mit. Die Töne schwangen hinauf bis in den letzten Winkel der Halle, und Fionn hatte das Gefühl, als würden die Geister der Vergangenheit auferstehen und durch die Halle wandeln; alle großen Könige und Königinnen, alle Helden und Ritter, die edlen Frauen und Kämpferinnen, und sie stammten aus allen Völkern.
    Jeder Anwesende wurde davon erfüllt, Gesichter glätteten sich, auch die Spannung der Wachen wich.
    Nachdem die letzten Töne verklungen waren, verbeugte Morcant sich noch einmal tief vor der Àrdbéana.
    Daraufhin stand sie auf und blickte in die Runde.
    »Wir haben uns heute hier versammelt, um Gericht zu halten über eine Gruppe von Verschwörern, die sich aus verschiedenen Völkern zusammensetzt. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Das Oberste Gesetz sollte durch meine Ermordung gestürzt werden. An meiner Herrschaft wird gezweifelt, weil ich ein ganzes Volk wegen des Verdachts des Mordes an einem hoch angesehenen Gelehrten in den Kerker werfen ließ. Wir wollen nun die Gründe der Verschwörer hören, die sie diesen Plan fassen ließen. Zuvorderst aber obliegt mein Dank an jemanden, durch den diese Verschwörung aufgedeckt und rechtzeitig verhindert werden konnte.«
    Sie streckte die Arme aus. »Komm zu mir, Ingbar. An meine Seite, wo du hingehörst.«
    Tiw und die anderen der Fiandur starrten den schwarzhaarigen Mann aus ihrer Mitte an.
    »Ingbar?«, stieß Tiw hervor. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Das müsst ihr mir glauben. Aber ich hatte keine Wahl. Sie hat mich dazu gezwungen.«
    Er deutete auf die Àrdbéana. »Sie … ist meine Mutter. Und ich … ich war es, der euch alle verraten hat.«
    Der Mann, der halb Mensch und halb Elb war, ging langsam auf die Herrscherin zu. Aber keineswegs stolz erhobenen Hauptes, sondern völlig vernichtet.
    » Du bist der Verräter?«, rief Tiw ihm nach. »Aber wie … warum …«
    »Ich habe die Fähigkeit meiner Mutter geerbt, meine Gestalt zu wechseln«, antwortete Ingbar, nachdem er vor dem Thron Aufstellung bezogen hatte. Er trat nicht die Stufen hinauf, neben die Herrscherin. »Ich hielt mich als Bogin an jenem Abend in Meister Ian Wispermunds Haus auf. Ich wusste ja, dass Magister Brychan zu der Versammlung kommen wollte, und dass er brisante Seiten aus einem Buch bei sich hatte. Ich hatte den Auftrag, ihn zu töten und die Seiten an mich zu nehmen. Ich habe allerdings die Fiandur an sich nie verraten, sondern nur … euren Plan.« Kummervoll blickte er seine Gefährten an, die er hintergangen hatte. »Ich hatte euch gewarnt, euch angefleht, davon abzulassen … hättet ihr doch nur auf mich gehört …«
    »Du hast mich belogen?«, erklang die Stimme der Àrdbéana über ihm.
    »Ja, aber nicht so, wie ich meine Freunde seit Anbeginn belogen habe. Ich war dir verpflichtet und musste deswegen zum Verräter und überdies zum Mörder werden. Ich bin dafür verdammt.«
    »Du bist ein schlechter Sohn!«
    »Und du eine noch viel schlechtere Mutter.«
    »Das ist ja alles gut und schön und eine rührende Familienzusammenkunft«, sagte Peredur dazwischen. Er trat nach vorn, öffnete den Umhang und warf ihn ab. Hoch aufgerichtet und wie der König, der er war und wieder sein würde, stand er da.
    »Erkennst du mich?«, fragte er. »Ich erkenne jedenfalls dich. Jetzt erst und beinahe zu spät … aber eben nur beinahe.«
    Fionn sah, wie die Àrdbéana ihn zuerst erstaunt, dann ungläubig ansah. Sie hatte ihn erkannt.
    »Ich bin Peredur, der Hochkönig von Albalon«, donnerte seine tiefe Stimme durch die Halle. »Ich bin zurückgekehrt. In diesem Moment breche ich sämtliche Mächte, als der Gründer und Erbauer dieser Hallen, als der wahre Herrscher, denn dies ist mein Reich und mein Thron, und im Namen aller Anwesenden – Adlige, Soldaten oder Gefangene – verlange ich rückhaltlose Aufklärung und Antwort auf alle Fragen. Im Namen der Segensreichen Mutter, Lady Kymra, meiner Patin, spreche ich

Weitere Kostenlose Bücher