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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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Gerichtsbarkeit in ganz Albalon, doch das sollte für den Frieden der Völker gelten, für Urteile unter Hochgeborenen, die niemals in ein solch dunkles Loch geworfen würden.
    Was ging hier vor sich? Hatte die Àrdbéana denn hiervon Kenntnis? Konnte dies tatsächlich ein Werk der Elben sein, für die schon geschlossene Tore unvorstellbar waren? Die Bogins wussten, dass die Behausungen der Elben offen und hell waren, zumeist verwendeten sie lebende Materialien, wie Bäume und Buschwerk, um sie mit stabilen Bauten zu verbinden. Selbst in Städten wie Sìthbaile konnte man ein Elbenhaus meistens recht gut erkennen, weil es große Fenster und viele Verzierungen besaß und in der Regel von Rosen, Efeu, Wein oder Orchideenschlingern umwuchert war.
    Auch der herrliche Palast auf dem Hügel strahlte weithin weiß und gold und grün, die Fensteröffnungen waren wie Blattwerk geschnitten, die großen Balkone waren Palmblättern nachgeformt, die Türme Blütenkelche nachempfunden – alles so, dass es an etwas Lebendes erinnerte. Keines Menschen Hand konnte dieses Kunstwerk, diesen Ausdruck der Schönheit errichtet haben – und nun sollte es wie bei den menschlichen Schlössern und Burgen tief darunter finstere Verliese geben?
    Nicht einmal das unglaubwürdigste Gerücht hatte je davon wissen wollen, aber nun erfuhren die Bogins auf leidvolle Weise, dass so viel Licht auch Schatten werfen musste.
    Die Luft war stickig von den rußenden Fackeln, die den Gang entlang an den Wänden hingen. Es gab keinen Lichtschacht nach draußen, kein Geräusch drang herein. Gitter waren vor den drei Schritt breiten und zwei Schritt hohen Öffnungen angebracht, doch allzu weit konnte man nicht in den Gang blicken. Sie waren völlig abgeschnitten von allem. Ihre Unterkünfte waren nicht mehr als in die Felsen gehauene Höhlen, ausgestattet allein mit dem Notwendigsten.
    Die Bogins waren so entsetzt und fassungslos, dass sie nur still, wie gelähmt, herumstanden und zu begreifen versuchten. Keinem von ihnen war so etwas jemals zugestoßen, geschweige denn einem Vorfahren. Sie kannten Kerker nur aus den Geschichten der anderen Völker und hätten sich niemals auch nur vorstellen können, wie es sein mochte, selbst darin gefangen zu sein. Kein Albtraum konnte so schrecklich und grausam sein. Gestern noch ein fröhliches Fest, und heute in Ketten.
    Cady ging zu Onkelchen Fasin, der leise schluchzend in einer Ecke kauerte. Der alte Mann hatte seine Fassung völlig verloren, und sie machte sich große Sorgen um ihn, dass er erkrankte – am Gemüt ebenso wie am Körper – in dem feuchtkühlen Dunkel hier unten. Bogins wurden so gut wie nie krank, wenn aber doch, traf es sie zumeist heftig. Deshalb könnte das für den Alten schnell lebensbedrohlich werden. Fionns Eltern kümmerten sich liebevoll um ihn, das lenkte sie von ihrem eigenen Kummer ab.
    »Die Àrdbéana … ich darf nicht mit ihr sprechen … ich könnte ihr erklären … und meine Audienz«, stammelte der beleibte Greis.
    »Sie weiß nichts von alldem«, sagte Cady sanft und ordnete seinen Bart. »Wenn sie es wüsste, würde sie uns augenblicklich befreien. Der Oberste Haushofmeister ist es, der ihre Schwäche ausnutzt.«
    »Aber warum denn, Kindchen? War er denn jemals gegen uns eingestellt? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!«
    »Das tut es auch nicht, Onkelchen. Alles was ich weiß ist, dass es einen Mord gegeben hat, in deines Meisters Haus, und dass es einer von uns gewesen sein soll. Und bis der Schuldige gefunden ist, müssen wir alle hier unten ausharren.«
    »Dann soll sich der Schuldige melden!«, platzte der Alte heraus und wischte sich mit einem Tüchlein über das Gesicht. »Aber nein, ausgeschlossen, er kann es nicht – kein Bogin würde so etwas jemals tun. Wir lügen nicht, wir betrügen nicht, und ganz sicher begehen wir niemals einen Mord!« Er richtete sich auf. »Das wissen doch alle! Weswegen tun sie uns das trotzdem an? Wieso hören die Elben auf den Befehl des Obersten Haushofmeisters, der nur ein Mensch ist?«
    »Da steckt eine Intrige dahinter«, äußerte Fionns Vater ernst. Er redete nie sehr viel, aber wenn, hatte es Hand und Fuß. »Und jemand will uns aus dem Weg haben, um die Wahrheit zu verschleiern – und sein böses Werk fortzusetzen.«
    »Dann betrifft das auch die Hohe Frau?«, fragte Onkelchen Fasin entsetzt.
    »Möglicherweise, vielleicht wurde ihre Schwäche irgendwie … begünstigt. Es kann einfach nicht anders sein, wenn du mich

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