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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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reichlich verrückt«, sprach Tuagh in seine Gedanken hinein und lachte leise. »Ein völlig hoffnungsloses Unterfangen hast du dir da vorgenommen, aber gerade das gefällt mir. Ich habe eine Schwäche für solche wie dich.«
    »Ach ja, und warum?«, wollte Fionn beinahe angriffslustig wissen, er wollte sich sein Hochgefühl nicht gleich wieder zertrümmern lassen. »Zur Belustigung?«
    »Nein. Es zeigt mir, dass noch nicht alles verloren ist.«
    »V …verloren?«
    »Mhm. In Resignation und Eintönigkeit versunken und aufgegeben.« Tuagh schulterte seinen Beutel und ging los.
    Die Liste der kryptischen Sprüche wurde immer länger. Fionn fragte sich jetzt zum ersten, aber wahrscheinlich nicht zum letzten Mal, wer von ihnen beiden nun tatsächlich der Verrückte war, und wusste nicht so recht, ob er sich deswegen Sorgen machen sollte oder nicht.
    Fionn schaute sich ab, wie Tuagh dahinwanderte. Er hatte einen ganz bestimmten Rhythmus, sein Schritt war federnd, und er belastete seine Hüften ganz anders als der Bogin. Es gab also einen Unterschied zwischen einem Spaziergang und ausdauerndem Gehen. Außerdem atmete er anders, angepasst an den Rhythmus seiner Schritte.
    Es war nicht ganz einfach für Fionn, es konsequent nachzumachen, und wegen der im Vergleich zu seinem Körper großen Füße musste er das Gewicht ein wenig anders verlagern. Aber es funktionierte, vor allem das Atmen. Er kam nun viel besser und schneller voran, ohne gleich in Atemnot zu geraten, und seine Füße fühlten sich nicht so schwer an. Obwohl er von gestern einen Muskelkater hatte und noch immer erschöpft war, fiel ihm das Gehen leichter, und er war sicher, dass er Tuagh diesmal nicht zur Last fiel.
    Einmal machten sie eine kurze Rast, um Wasser aus einem Bach zu schöpfen, und dann ging es weiter. Sie redeten kaum; Fionn war viel zu beschäftigt, darauf zu achten, sich richtig zu bewegen und gleichmäßig zu atmen, und Tuagh war wie stets wortkarg. Kein Wunder, wenn er keine Begleitung gewöhnt war.
    Der schmale Pfad schlängelte sich durch unberührtes Land. Ab und zu hoppelten Kaninchen zu ihren Bauten, wenn die beiden Wanderer den Futterplätzen zu nahe kamen. In den Büschen und Bäumen hüpften Singvögel und versteckten sich vor Habicht und Sperber. Über den Wiesen kreisten Bussarde und Weihen auf der Suche nach Mäusen und Kaninchen. So allmählich bereitete sich alles auf den nahenden Frühling vor, mochte sein Eintreffen auch noch eine Mondphase dauern. Die Hirsche waren dabei, ihre Geweihe zu verlieren, und die Hindinnen waren nur noch mäßig an ihnen interessiert und fingen an, eigene Wege zu gehen.
    Wilde Schafe und Ponys suchten in feuchten Senken nach Gras, das einigermaßen geschützt noch ein wenig grün geblieben war. Sie hatten wie alle anderen Tiere keinen Blick für die Wanderer übrig, solange diese ihre Geschwindigkeit nicht änderten und die Arme nicht hoben.
    Auf der anderen Seite einer Senke entdeckte Fionn eine ungewöhnlich dichte Ansammlung von Bäumen; bedingt durch Nadelholz zwischen den kahlen Laubbäumen war die Sicht geschützt. Fast wie eine Mauer.
    »Eine Elbensiedlung«, erklärte Tuagh, ohne innezuhalten. »Der Größe nach zu urteilen, eine einzige Sippe, wahrscheinlich alle miteinander verwandt.«
    »Du kennst sie nicht?«
    Tuagh ging hier sicherlich nicht zum ersten Mal entlang, so zielsicher, wie er dem Pfad folgte.
    »Hatte keinen Grund, dorthin zu gehen. Ein- oder zweimal habe ich sie gesehen, als sie die Schafe einfingen, um sie zu scheren. Aber nur aus der Ferne. Ich denke, es sind Blattelben, die sehr für sich leben. Kein sehr hoher Stand in der Hierarchie, aber das interessiert sie ohnehin nicht.«
    »Ist das denn wichtig?«
    »Für viele der bedeutenden, hochrangigeren Sippen schon. Das ist ganz ähnlich wie bei unserem Adel. Und auch am Hofe der Àrdbéana ist es wesentlich, welchen Rang man einnimmt, um Interessen durchsetzen zu können. Gerade am Hort des Friedens werden heiße Kämpfe um Ansehen und Einfluss geführt und Intrigen gesponnen, und vor allem die Menschen haben gegen die Elben anzutreten, die den größten Machtanspruch erheben.«
    »Oh.« Fionn kratzte sich hinter dem Ohr. »Oh …«
    »Fionn, Frieden bedeutet nicht, dass sich alle gern haben und sich jeden Tag in die Arme fallen. Du bist anders als ich, ich bin anders als ein Elb, und da sind noch alle anderen Völker, mögen sie auch in der Unterzahl sein. Niemand gleicht dem anderen. Ansichten, Lebenseinstellungen,

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