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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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einen Moment nachdenklich, doch nicht endgültig überzeugt.
    »Hm. Wenn ich dich foltere, wirst du irgendwann gestehen. Das tut jeder.«
    Fionn nickte. »Ich werde selbstverständlich alles sagen, nur um den Schmerz zu beenden, und das wird nicht lange dauern, denn ich habe Angst und kann auch nicht viel aushalten. Aber das ist dann kein Geständnis. Es ist nicht meine Überzeugung.«
    »Eine romantische und pathetische Einstellung.« Vàkur winkte ab. »Das hier ist aber keine Heldengeschichte, sondern nackte Realität. Du erlebst all dies wirklich. Du wirst keine Rettung erfahren. Es ist alles so, wie du annimmst.«
    »Ich bin am Ende angekommen«, wiederholte Fionn. »Ich kann nicht mehr weiter. Ich will nicht mehr weiter. Ich bin müde. Mach mit mir, was du willst. Nichts kann das verhindern. Ich kann es nicht.«
    »Doch, das kannst du. Indem du endlich alles zugibst.«
    »Du nimmst doch nicht ernsthaft an, dass ich so dumm bin dir zu glauben, dass ich dann hier rauskomme? Und von einem ordentlichen Gericht verurteilt werde, vielleicht statt der Todesstrafe sogar die Gnade ewigen Kerkers erwarten darf?« Fionn stieß einen trockenen Laut aus. »Du wirst dir etwas Neues einfallen lassen, mich zu quälen. Vielleicht habe ich ja Glück, und du bringst mich einfach nur um und holst dir ein neues Spielzeug. Aber du wirst mich niemals gehen lassen.«
    »Doch es ist immer noch deine Entscheidung.«
    »Mich selbst aufzugeben? Möglich. Aber ändert das etwas? Nein.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Ich hatte Zeit nachzudenken. In der Dunkelheit meiner Zelle gibt es nicht viel Ablenkung. Also habe ich nachgedacht über die Heldengeschichten meiner Kindheit, und dann fielen mir auch die Erzählungen meiner Besucher am Tag meines Volljahres ein. Und ich dachte an die Lehren meines Meisters. Nach all dem habe ich verstanden, dass ich nichts dagegen tun kann, am Ende angekommen zu sein.
    Es stimmt – es ist meine Entscheidung, wie ich es beende. Du hast mich so sehr gedemütigt, aber in meinem Inneren bin ich immer noch ich selbst. Ich weiß nicht, weshalb ihr euch diese tagelange Mühe gebt. Schon am ersten Tag hättet ihr alles mit Folter erledigen können. Also habt ihr es nicht getan, weil ihr nur den Mord aufklären wollt. Warum dann? Um festzustellen, wie weit man bei einem Bogin gehen muss, um ihn zu brechen? Pah!«
    Fionn redete sich allmählich in Fahrt, auch weil er ausreden durfte. Weil Vàkur ihm tatsächlich zuzuhören schien.
    »Egal, mit welcher Folter du in mich einzudringen versuchst, das wird dir nicht gelingen. Ich werde unter der Folter alles gestehen, was ihr verlangt, aber es sind Lügen, und das wisst ihr. Ich lüge euch an, damit ihr aufhört. Und die Wahrheit bleibt in mir, und nur ich kenne sie. Ich werde sie nie vergessen. An meine Wahrheit kommt ihr nicht heran, um sie zu verdrehen.«
    Fionn reckte seine Haltung. »Und mehr habe ich dir nicht zu sagen.«
    Für einen Moment herrschte Stille.
    Sein Peiniger stand auf. Wahrscheinlich, um den Troll zu holen, damit der mit seiner Arbeit begänne.
    Ich hoffe nur, ich werde schnell wieder ohnmächtig , dachte Fionn. Er war noch so im Rausch, dass er in diesem Moment keine Angst empfand. Es war eben so, nicht zu ändern, er fügte sich drein.
    »Gut«, sagte Vàkur. »Du hast es begriffen. Und das ist der Anfang.«
    Fionn blinzelte. Der Anfang? Wovon? Der Folter? Was sollte diese merkwürdige Bemerkung?
    Vàkur las seine Gedanken von seinem Gesicht ab und gab Antwort.
    »Von deinem Leben.« Er ging zu Fionn, öffnete seine Fesseln mit einem kurzen Ruck, dann schritt er zur Tür und öffnete sie. Licht fiel in einem breiten Fächer herein, das Fionn blendete.
    »Komm«, sagte sein Peiniger. »Folge mir.«
    Fionn hatte es nicht vor, doch er gehorchte. Etwas in der Stimme des Mannes verwunderte ihn, etwas hatte sich verändert. Mühsam stellte er sich auf die Beine und schwankte auf das Licht zu. Er spürte die Hand seines Peinigers auf der Schulter, der ihn nachdrücklich, aber keineswegs grob, hinausschob ins Licht.
    Einen Moment lang konnte er nichts erkennen, weil ihn das Licht so sehr blendete. Doch dann gewöhnten seine Augen sich daran, und er erkannte, dass er in einem Raum stand, mit einem Fenster, durch das ungehindert Sonnenlicht hereinfiel. Der Raum war groß und freundlich eingerichtet, mit einem verlockenden Kaminfeuer, Tisch und Stühlen und Dekoration an der Wand. Irgendetwas an diesem Raum kam Fionn bekannt vor.
    Gestalten bewegten sich

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