Der Fluch der Halblinge
ne heische Schpur«, nuschelte Blaufrost, während er den letzten Fleischbrocken schmatzend hinunterschluckte.
»Ja, wir sind, wie du dir vorstellen kannst, schon vielen Spuren und angeblichen Hinweisen gefolgt, nach Karten, Tagebüchern, allem Möglichen, sogar Artefakten. Doch mit den kopierten Seiten wurde es zum ersten Mal konkret«, ergänzte der Wanderkrieger.
»Und wo führt die Spur hin?«
»Nach Clahadus.«
»Clahadus? Oh Freude.« Fionn wurde blass.
Clahadus, Staubstein, das verwüstete Land, nördlich von Sìthbaile gelegen und für den, der ins Mittelland oder weiter ins Nordreich von Albalon reisen wollte, fast nicht zu umgehen. Selbst Fionn, der sich nie sonderlich für die Gegebenheiten Albalons interessiert hatte, wusste von den Karawanenpfaden, die an den Grenzen von Clahadus entlangliefen, und wie sehr jedem daran gelegen war, diesen Pfad so schnell wie möglich hinter sich zu lassen.
Viele Mythen und Legenden rankten sich um das öde Gebiet, das niemand freiwillig betreten wollte, und aus dem so gut wie niemand je zurückkehrte, und wenn doch, dann nicht mehr bei klarem Verstand. Freie Magie sollte dort umherirren. Und Ungeheuer. Das Land selbst war trocken und tot, eine staubige Wüstenei ohne Wasser, fest im Klammergriff eines uralten Fluches.
»Genauer gesagt, in den Ruinen von Plowoni«, setzte Tuagh hinzu und spottete über sich selbst: »Natürlich, wie sollte es auch anders sein – wir müssen bis zum Herzen des verfluchten Landes vorstoßen. Es hätte ja das prächtige Brandfurt sein können, oder die lieblichen Au-Ebenen, aber nein, so wäre es zu einfach.«
»Du sagst es.« Fionn hatte weiche Knie und taumelte zu einem Sessel, der noch frei war. »Heißt das, du warst noch nicht dort?«
»Bin doch nicht verrückt.« Tuagh stieß einen trockenen Laut aus.
Auch die Elben schüttelten die Köpfe, und Valnir meinte: »Was soll ein Zwerg in der Wüste?«
»Sich ein Loch graben, und … ach, das war gar nicht der Witz, entschuldige«, unterbrach Morcant sich selbst. Er winkte ab.
Valnir verzog keine Miene, lediglich ein schwarzes Barthaar zuckte.
»Ich bisher auch nich’, weil, was macht’n Troll inner Wüste, wo’s kein’ Schatten nich’ gibt?«, sagte Blaufrost und zu Morcant: »Un’ das is’ auch kein Witz, Spitzbub, nich’, dassde meinst.«
»Und trotzdem willst du mitgehen?«, fragte Fionn erstaunt.
»Ja, weißte, Bübchen, mit mir hat das so ’ne Bewandtnis. Dir is’ vielleicht schon aufgefalln, dass ich nich’ so bin wie annere, un’ so isses auch. Ich frier unablässich, und mein größter Wunsch is’, dass ich mal inner Sonne wandeln kann und nich’ mehr friern muss. Ich mein, ’s is’ ganz schön blöd fürn Nachtgeschöpf, die Nacht nich’ zu vertragn, nich’ wahr. Mich nimmt doch keiner ernst, un’ wie soll ich’n da ’ne anständiche Trollin finden, frach ich dich? Und weil’s da freie Magie gebn soll, will ich das mal probier’n, nä. Ich wollt aber nie nich’ allein gehen, damit … na ja, weißt schon.«
Fionn nickte. »Damit du nicht vergessen wirst, wenn es schiefgeht«, sagte er langsam. »Und jemand für dich singt, wenn du versteinerst.«
»Bist’n schlaues Bürschlein. Un’ ich steh’ auch für die Fiandur ein, weißte. Aber Sìthbaile, das wär nix für mich.«
»Dann wären wir ja alle beisammen«, sagte Fionn. »Also Clahadus, und die Ruinen von Plowoni.«
Blaufrost brach bereits in der Nacht auf; da er immer nur in der Dunkelheit wandern konnte, wollte er einen Vorsprung herausholen.
Fionn und die anderen waren früh am Morgen reisefertig; der junge Bogin hatte erstaunlich gut schlafen können, fühlte sich ausgeruht und bereit für den nächsten Schritt. Die Chancen, fand er, standen nicht gar so schlecht, bei solcher Gesellschaft – drei Elben, ein Zwerg, ein Mensch, und sogar ein Troll.
Alle waren gut ausgestattet mit Kleidung, denn es hatte sich noch einmal ordentlich abgekühlt, und Dagrim, oder vielmehr Ziba, hatte sie zudem mit Vorräten für mehrere Tage versorgt. Die Elben und der Zwerg waren schon voraus, bis Tuagh und Fionn aufbrachen. Tiw und die anderen verabschiedeten sie mit guten Wünschen, und wurden in der Hoffnung zurückgelassen, dass auch sie etwas bewegen konnten.
Die bei der Ankunft schlammigen Straßen waren nun trocken und fest, und Fionn erlebte Uskafeld bei Tage und Sonnenschein und freundete sich etwas mit dem Marktflecken an. Bei den vielen Reisenden, die meisten wegen der Kälte ebenso in
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