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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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Handwerk genauso gut wie du! Sie hat Verständnis, sie weiß, wie du bist.«
    »Sie ist unsterblich. Eines nicht so fernen Tages wird sie allein sein.«
    »Aber ist das denn nicht immer so?«, gab Fionn zurück. »Wenn es nicht durch einen Unfall geschieht, dass beide sterben, bleibt doch immer einer zurück. Warum willst du Màr eine Entscheidung abnehmen, die sie selbst treffen will? Sie könnte dich vielleicht wieder zum Lachen bringen, ihr könntet zusammen durch die Lande ziehen, und du wärst nicht mehr so einsam.«
    »Ich bin gern allein«, widersprach Tuagh gelassen. » Fionn . Ja, du und ich, wir sind Freunde, und ich entschuldige mich für mein schlechtes Benehmen vorhin. Aber ich bitte dich, hör auf, mein Leben neu ordnen zu wollen. Ob du mir glaubst oder nicht, ich bin zufrieden damit. Es ist leider so, dass ich nicht mehr in der Lage bin, so temperamentvoll und gefühlvoll zu sein wie du. Dafür bin ich einfach schon zu alt, ich habe zu viel gesehen, zu viel ist in mir abgestorben. Doch ich bin ausgeglichen, was nicht auf alle Söldner meines Alters zutrifft. Kannst du dich nicht damit arrangieren? Du siehst in mir etwas, das ich nicht bin. Aber Freunde … akzeptieren einander so, wie sie sind.«
    »Hab verstanden«, murmelte Fionn. Damit hatte Tuagh recht, das musste er einräumen.
    Inzwischen hatten sie den Randbereich nahe der Mauer erreicht und wurden vom Gestank und Lärm Hunderter verschiedener Tiere empfangen, die verkauft werden sollten – Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, Hühner; auch Hunde waren darunter und Hasen. Das Nordtor war schon in Sichtweite; hier gab es nur noch niedrige Bauten der Karawansereien und Zelte, ansonsten konnte man sich überall frei bewegen, Straßen im eigentlichen Sinne gab es nicht mehr.
    Fionn blickte auf, als er Hufklappern hörte, und sah verdutzt die Gefährten herannahen.
    Schnell fügte er hinzu: »Aber du musst es Màr sagen, sonst wird sie nie aufhören, sich Hoffnungen zu machen. Rede mit ihr.«
    »Sie weiß es doch.«
    »Trotzdem musst du es ihr sagen! Bei Hafrens Lilien, es kann doch nicht sein, dass ich Jüngling dich darin belehren muss!«
    Tuagh stutzte irritiert. »Hafrens Lilien?«
    »Ja, diese weißen großen Blumen, die so betörend duften, die hat sie am liebsten. Du weißt schon, unsere Herrin der Flüsse und Seen, ich habe dir von ihr erzählt.« Fionn blickte verwirrt zu dem Mann hoch.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Tuagh verständnislos.
    »Weil es im Lied so heißt!«, antwortete Fionn und verdrehte die Augen. »Das ist es, was wir singen, was wir uns erzählen. Ich geb’s auf. Sag mal, ist denn wirklich nicht eine Spur Romantik mehr in dir vorhanden?«
    Plötzlich hörte er stampfende Pferdehufe, blickte auf und sprang zur Seite, weil er glaubte, dass die Pferde ihn überrennen würden. Doch kurz vor ihnen parierten ihre Reiter die Pferde durch und sprangen von den schnaubenden Tieren ab; Morcant und die anderen. Waren sie etwa aus dem Grund früher aufgebrochen, um jetzt mit diesen … diesen … Biestern anzukommen?
    »So, ab jetzt geht es schneller und komfortabler«, lachte Morcant.
    Fionn fühlte, wie seine Füße eiskalt wurden. Es gab nur noch zwei reiterlose Pferde, eines davon war sehr viel kleiner, wirkte aber dafür besonders lebhaft. »Das-das ist jetzt nicht euer Ernst«, stammelte er. »Ich … ich soll reiten? Ihr seid ja verrückt!«
    »Reiten ist sehr romantisch«, versetzte Tuagh und grinste. »Los, rauf mit dir!«
    Fionn sträubte sich weiterhin. »Niemals!«
    »Sieh hin, selbst Valnir reitet, und wer hätte das je von einem Zwerg gedacht?«
    »Aber … aber wenn er erschrickt?«
    »Diese Geschichten sind völlig übertrieben. Lass dir gesagt sein, dass ein Pferd grundsätzlich nur vor zwei Dingen scheut.« Tuagh packte ihn und hob ihn einfach in den Sattel, da nützte aller Protest nichts. Fionn wünschte sich, mehr zu wiegen, aber das hätte vermutlich auch nichts geändert. Tuagh verfügte über Bärenkräfte, so leicht, wie er ihn hochgehoben hatte. Wahrscheinlich würde er nur an Onkelchen Fasin scheitern. Und jetzt schwang er sich geschmeidig auf sein eigenes Pferd – so ein großes Rotes mit heller Mähne – als wäre gar nichts dabei, als hätte er nie etwas anderes gemacht, und ritt einfach los.
    Da saß Fionn also, breitbeinig auf einem ständig zappelnden Tier in einem unbequemen Lederteil, mit Stricken in der Hand, die der Führung dienen sollten, und wurde durch die Gegend geschüttelt. Seine

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