Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Kinder der Bergleute als Geiseln, droht, das Judenviertel niederzubrennen, und im Nu werdet Ihr das Geld zusammenhaben. Ihr werdet dafür nicht einmal eine Woche benötigen, sondern könnt schon in drei Tagen damit hier sein. Und bringt die gesamte Geleitmannschaft mit, die den ersten Schatz im Kloster verbergen wollte, hätte Gott mir nicht mein Eigentum wieder zugebilligt. Jedem dieser Männer gebühren sechzig Peitschenhiebe für solchen Frevel, und dabei zeige ich mich noch gnädig. Ich sollte sie allesamt hängen lassen.«
    Trotzig hob Lukas den Kopf. »Ihr wisst, Hoheit, dass ich diese Befehle nicht ausführen kann. Ich habe geschworen, die Freiberger und das Silber zu schützen, und ich tat nichts anderes, als Euer erlauchter Vater anordnete, für dessen Seelenheil wir alle beten.«
    »Habt Ihr nicht auch geschworen, mir zu gehorchen?«, fragte Albrecht kalt. »Ist das Eure Vorstellung, wie ein Ritter seinen Treueeid hält? Doch bevor ich über Euch richte, gilt es eine noch üblere Verfehlung zu bestrafen.«
    Er zeigte auf Reinhard. »Werft mir den Verräter vor die Füße!«
    Diese Worte sorgten für aufgeregtes Raunen im Saal, während Rutger genüsslich den Mann zu Boden stieß und ihm seinen Stiefel ins Kreuz drückte, der es gewagt hatte, ihn zurechtzuweisen.
    Albrecht erhob sich leicht, stemmte beide Fäuste auf die Tafel und beugte sich vor. »Habe ich nicht geschworen, jeden eigenhändig zu töten, der ein falsches Spiel spielt? Die ganze Zeit fragte ich mich, wer mich so hintergehen konnte. Elmar hatte Euch längst im Verdacht. Doch ich sagte: Nein, ich vertraue auf Reinhards Ehrenhaftigkeit. Aber Ihr habt mich getäuscht, die ganze Zeit getäuscht!«
    Er verzog das Gesicht vor Abscheu, und für einen Augenblick sah es so aus, als würde er in Tränen ausbrechen.
    Mit einem Wink gab er Rutger das Zeichen, zu sprechen, der sich eifrig in die Brust warf. »Dieser Mann, Hoheit, hat durch einen seiner Knechte den Mönchen geraten, das Silber vor Euch in Sicherheit zu bringen. Einer der Brüder hat es gestanden«, begann Randolfs Sohn seine Anklage, auf die er sich so sehr gefreut hatte und für die er den Verhassten so lange belauert hatte. »Auch seine Hochzeit war kein Dienst an Euch, wie er Euch weismachen wollte, um seinen durchtriebenen Schwiegervater, ein erwiesener Anhänger des Hochverräters Christian, im Auge zu behalten. In Wirklichkeit ist er selbst ein Anhänger Christians und hat die ganze Zeit ein doppeltes Spiel getrieben – um eines dummen Weibes willen. Er tat so, als würde er Euch statt Euerm Vater dienen, und hat Euch beide verraten. Wahrscheinlich war er es sogar, der letzten Mai den Dieben zur Flucht aus Döben verhalf.«
    »Ist das so?«, brüllte Albrecht den Angeklagten an.
    »Ich tat, was mein Gewissen mir befahl, um Schaden von der Mark Meißen und auch von Euch abzuhalten«, entgegnete Reinhard gefasst.
    In unheimlich wirkender Gelassenheit sah er Albrecht in die Augen, obwohl er wusste, was nun geschehen würde. Er kannte ihn viel zu gut, um auf Gnade zu hoffen. Jetzt werde ich nie erfahren, ob ich einen Sohn oder eine Tochter bekomme, dachte er. Allmächtiger Vater im Himmel, nimm mich gnädig auf und halte Deine schützende Hand über Deine Tochter Clara. Und gnädige Jungfrau Maria, lass sie glücklich entkommen und steh ihr in ihrer schweren Stunde bei!
    »Niemand täuscht mich ungestraft! Alle Welt soll sehen, wie ich Verrat vergelte!«, brüllte Albrecht und ging um die Tafel herum, bis er vor Reinhard zum Stehen kam. Rutger riss den Gefangenen an den Fesseln auf die Knie.
    Hochrot vor Zorn, winkte der Fürst seinen Marschall zu sich.
    »Euer Schwert!«, fauchte er, als dieser neben ihm verharrte.
    Mit ungläubiger Miene starrte Gerald auf seinen Herrscher, dann zog er sein Schwert aus der Scheide, reichte es ihm und trat drei Schritte zurück.
    »Bereut und fleht um Gnade!«, brüllte Albrecht. »Gleich trefft Ihr Eure Hure mit ihrem Bastard in der Hölle!«
    Nein, Clara ist nicht tot, befahl sich Reinhard und starrte auf das Kreuz an der hinteren Wand der Halle. Sie ist in Sicherheit,
     und unser Kind wird leben.
    Statt einer Antwort begann er zu beten: »Herr, Du bist mein Hirte …«
    Albrecht holte mit aller Macht aus.
    Ein Aufschrei ging durch die Menge, als die scharfe Klinge mit einem Hieb Reinhards Hals durchtrennte. Polternd schlug sein Kopf auf und rollte ein kleines Stück, der enthauptete Rumpf sackte auf den Boden und färbte die Binsen

Weitere Kostenlose Bücher