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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Mutter.
    »Es stimmt, Reinhard hat als junger Ritter Randolf Gefolgschaft geschworen. Wie du weißt, stammt er aus einer wohlhabenden, alteingesessenen Familie, und Randolf holte sich seine Leute bevorzugt aus diesen Kreisen. Doch nachdem dein Vater Randolf beim Gottesurteil getötet hatte, trat Reinhard in Christians Dienste über. Und du hast mein Wort: Dein Vater musste das nie bereuen. Er hat ihm sogar mehrfach die Befehlsgewalt über die Burg anvertraut, wenn ihn Ottos Befehle weg von Freiberg beorderten.«
    Clara wollte etwas entgegnen, aber Lukas gebot ihr mit einer Handbewegung, zu schweigen.
    »Reinhard und ebenso mein Bruder Jakob hatten die Aufgabe, nach außen hin ihre Verbundenheit mit uns zu verbergen. So konnte uns Jakob damals warnen, als Albrecht einen Anschlag auf deinen Vater plante. Und so konnte Reinhard seine Braut retten. Albrecht hatte ihn damit erpresst, dem Mädchen etwas anzutun, wenn er nicht die Seiten wechsele und für ihn Christians Dorf ausspähte. Im Auftrag deines Vaters ging Reinhard zum Schein darauf ein. Aber er belieferte
uns
mit wichtigen Neuigkeiten. Als er bei dem Überfall auf das Dorf der Weisung deines Vaters folgte und entgegen Elmars Befehl das Burgtor für die Hilfesuchenden öffnete, setzte er nicht nur sein Leben aufs Spiel, sondern auch das seiner Braut.«
    Lukas legte eine winzige Pause ein, damit seine Stieftochter das Gesagte verarbeiten konnte.
    »Es gelang uns, das Mädchen in Sicherheit zu bringen. Wenig später heirateten sie, und als sie im Kindbett starb, hat er sehr um sie getrauert. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Nach dem Begräbnis deines Vaters und allem, was darauf folgte, beschlossen wir, dass Reinhard sich weiter verstellen sollte. Er wollte das nicht. Doch als klar war, wer hier als neuer Vogt eingesetzt wird, erklärte er sich dazu bereit. Reinhard setzt sein Leben und seine Ehre aufs Spiel, damit wir für den Tag gewappnet sind, an dem Albrecht Markgraf wird.«
    Als Lukas verstummte, sagte Marthe: »Lieber würde er sich offen zu erkennen geben, um seiner Selbstachtung willen und um deine Achtung zu gewinnen. Aber er nimmt es auf sich, die Täuschung aufrechtzuerhalten, unter deren Schutz du als seine Frau sicher leben könntest.«
    Und er macht das so gut, dass ich selbst manchmal Zweifel habe, dachte sie, ohne es auszusprechen.
    Für einen Moment herrschte Schweigen in der Kammer.
    Dann erklärte Lukas: »Der Bräutigam wartet draußen immer noch auf eine Gelegenheit, dir seine Brautwerbung selbst vorzutragen. Eingedenk der … besonderen Umstände eurer Vermählung halte ich es für angemessen, dass ihr allein miteinander reden könnt, auch wenn es Sitte und Anstand widerspricht. So sehr vertraue ich ihm – und dir. Wenn du also bereit bist, hier mit ihm zu sprechen, werden wir gehen, ihn zu dir schicken und draußen warten.«
    Fragend sah er zu Clara, die sichtlich Mühe hatte, die Enthüllungen dieses Morgens zu verkraften.
    »Gib ihm eine Gelegenheit, dein Herz zu gewinnen«, bat Marthe, die sich ein aufmunterndes Lächeln ins Gesicht zwang.
    Clara zögerte einen Moment, sah zu ihrer Mutter und dann zu ihrem Stiefvater, den sie all die Jahre bewundert und geachtet hatte, weil er stets zu ihrem Vater gehalten hatte und weil er ihre Mutter beschützte.
    »Es hat wohl keinen Sinn, es hinauszuzögern«, sagte sie.
    Marthe zog ihre Tochter an sich.
    »Bitte, vertrau uns«, flüsterte sie, während sie Clara übers Haar strich. »Es ist die beste Lösung.«
    Clara schluckte. Dann stand sie auf, nickte knapp, sah zu, wie Marthe und Lukas die Kräuterkammer verließen, und wartete darauf, dass ihr künftiger Gemahl eintrat.
    Eine halbe Ewigkeit schien zu vergehen, bis es endlich klopfte.
    »Herein«, rief Clara und versuchte, das Zittern ihrer Stimme zu verbergen.
     
    Reinhard schloss die Tür hinter sich, verneigte sich und grüßte höflich. Seine Stimme war dunkel und klangvoll; Clara fragte sich, warum ihr das erst jetzt auffiel. Wahrscheinlich, weil sie ihn nur selten hatte reden hören.
    Mit einem Blick erfasste sie sein ernstes Gesicht; das glatte, dunkle Haar, die braunen Augen, die auf sie gerichtet waren, die schmale Narbe über seiner linken Augenbraue, die seiner Erscheinung noch zusätzlich etwas Düsteres verlieh. Sie sah auch, dass er – wohl um der Brautwerbung willen – einen Bliaut übergezogen hatte, der mit fein gewirkten Borten abgesetzt war.
    Nach einem kurzen Moment beklommenen Schweigens kniete Reinhard vor ihr

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