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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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jedoch ertrunken, weil sich die Büttel zumeist weigerten, das Opfer herauszuziehen, solange noch Blasen aus dem Wasser aufstiegen.
    »Also konnte dich Vater durch seinen Stand davor bewahren?«, fragte sie vorsichtig, da Marthe schwieg.
    »Nein.«
    Clara lief ein Schauer über den Rücken. Tränen stiegen in ihr auf, während ihre Mutter mühsam fortfuhr.
    »Dein Vater und auch Lukas erfuhren erst Tage später davon. Man hat mich halbnackt und blutig geschlagen zum Elbufer geführt, mir Hände und Füße zusammengebunden und mich von der Fähre in den Fluss geworfen …«
    Marthe stockte erneut, weil die Erinnerungen zu quälend waren: wie sich ihr gefesselter Leib in Todesangst aufbäumen wollte, während sich ihre Lungen mit Wasser füllten, bis Schwärze ihr Bewusstsein auslosch.
    »Ich war schon so gut wie tot, als mich jemand herauszog und zurück ins Leben holte«, sagte sie leise. »Das Erste, was ich hörte, als ich wieder zu mir kam, war, dass sie mich erneut foltern würden. Ich hätte das nicht noch einmal überlebt. Bevor es dazu kam, hat mich dieser Mann heimlich aus dem Kerker befreit. Aber dafür musste ich später teuer bezahlen.«
    Ihre Stimme war immer bitterer geworden. »Es war Ekkehart. Nach dem Tod deines Vaters betrachtete er diese Geschichte als Rechtfertigung dafür, mich vom frischen Grab zu entführen und zur Ehe zu zwingen.«
    Deshalb also!, dachte Clara erschüttert, während Tränen über ihr Gesicht rannen. Und deshalb hat Lukas Ekkehart getötet!
    »Lukas tut sein Bestes, dich zu schützen, aber er kann nicht immer zur Stelle sein. Unsere ganze Familie und besonders wir beide sind etlichen Leuten ein Dorn im Auge. Deshalb müssen wir dich mit jemandem verheiraten, der angesehen ist und auch in Albrechts Augen als unverdächtig gilt.«
    »Du machst mir wirklich Angst mit dieser Ankündigung, Mutter«, gestand Clara mit zittriger Stimme und wischte sich die Tränen ab. Jegliche Gelassenheit war von ihr gewichen. »Wen hat Stiefvater für mich ausgesucht?«
    »Reinhard.«
    Entsetzt fuhr Clara zurück.
    »Randolfs Gefolgsmann? Diesen Widerling, der noch vor Vaters Tod zu Albrecht übergelaufen ist? Und der vermutlich nur zur Totenwache kam, um sich zu überzeugen, dass Vater wirklich tot war? Er … ist ein Kumpan von diesem Elmar und späht für ihn aus, wer die Aufrührer unter den Stadtbewohnern sind.«
    Der Abscheu auf dem Gesicht des Mädchens verwandelte sich in Bestürzung und Verachtung zugleich. »Und ich dachte, Lukas läge mein Wohlergehen am Herzen. Hatte er das nicht Vater geschworen?«
    Clara sprang auf und wollte hinausstürmen. Doch als sie die Tür aufriss, stand niemand anders als ihr Stiefvater davor. Kreidebleich fuhr sie zurück, als er mit seinen breiten Schultern den Ausgang versperrte.
    »Er hat uns belauscht …«, sagte sie voller Abscheu zu ihrer Mutter. »Und du machst mit ihm gemeinsame Sache …«
    Wütend fuhr sie ihren Stiefvater an: »Habt Ihr den Bräutigam vielleicht schon mitgebracht? Und den Priester dazu? Sollen wir gleich jetzt und hier das Ehegelübde ablegen, damit Ihr mich los seid und Euch keine Sorgen mehr um mich machen müsst?«
    Hilflos, wie noch niemand sie erlebt hatte, wich sie zurück an die hintere Wand der Kräuterkammer und lehnte sich dagegen.
    Selbst ihre Mutter hatte sie verraten! Das hätte sie nie für möglich gehalten. Sie musste fliehen, fort von hier. Sich nach Meißen durchschlagen, damit Thomas ihr beistand. Er oder sein Freund Roland, der bereits ein Ritter war. Die jungen Schmiede oder Peter würden ihr schon helfen, dorthin zu gelangen.
    Lukas warf einen um Verständnis heischenden Blick zu Marthe, dann ging er langsam auf Clara zu, die ihn nicht aus den Augen ließ. Drei Schritte vor ihr blieb er stehen. Ihm war nicht entgangen, dass sie zusammenzuckte, als rechne sie damit, dass er sie mit seiner Körperkraft aufhalten oder zu etwas zwingen würde.
    »Der Bräutigam wartet draußen, bis wir ihn hereinbitten, damit er dir seine Aufwartung machen kann, wie es sich gehört«, erklärte er ruhig. Er ließ sich nicht anmerken, wie tief ihn die Verachtung traf, mit der ihn seine Stieftochter anstarrte, weil er Clara wirklich mochte. »Doch belauscht hat euch niemand. Und bevor du mir oder ihm die Augen auskratzt, setz dich hin und hör mir zu. Es gibt etwas, das du dringend über Reinhard erfahren musst.«
     
    Zögernd und voller Misstrauen, kam Clara der Aufforderung nach und vermied dabei bewusst den Blick zu ihrer

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