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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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dachte Albrecht leicht angewidert angesichts des gierig schlingenden Cousins.
    Er selbst hatte das Fleisch kaum angerührt; ihm war jetzt eher nach Wein als nach Braten zumute. Auch wenn er sich gelassen gab – sein Magen schien immer noch wie zugeknotet nach der Anspannung. Sich gegen den Vater zu erheben, war eine schwere Sünde. Zu viel hätte bei diesem Handstreich misslingen können – und ganz ausgefochten war die Sache noch nicht. Doch bisher war alles bestens verlaufen. Zufrieden lehnte sich Albrecht zurück, schloss die Augen bis auf einen Spalt und lächelte vor sich hin.
    »Es wird eine herbe Enttäuschung für meine Mutter. Aber ich glaube nicht, dass sie ihn vermissen wird.« Seine Stimme triefte vor Verachtung bei diesen Worten.
    Dann tauchten Bilder vor seinem inneren Auge auf, von denen er seit vielen Jahren geträumt hatte – all die Pracht und Unterwürfigkeit, wie er sie erlebt hatte, während er als junger Ritter in Diensten König Heinrichs stand, dem Sohn des Stauferkaisers.
    »Ich werde ein paar neue Gepflogenheiten auf dem Burgberg einführen«, verkündete er. »Schluss mit den alten, bäuerlichen Sitten; dem neuen Markgrafen soll man huldigen wie einem König. Ich will sie alle auf Knien sehen!«
    »Dazu musst du dir schleunigst das Freiberger Silber sichern«, riet Konrad. Er spießte ein großes Stück vom Wildschweinbraten auf sein Essmesser und gab einen kräftigen Rülpser von sich. »Eine königliche Hofhaltung kostet eine Menge Geld.«
    Albrecht nickte gelassen. »Daran habe ich längst gedacht. Morgen früh reite ich nach Meißen, regele dort sämtliche Angelegenheiten, und dann übernehme ich Freiberg. Im Handumdrehen, du wirst sehen.«
    Schroff wandte er sich Elmar zu. »Schickt nach Reinhard!«
    Der einstige Anführer von Ottos Leibwache verbarg sorgfältig seinen Verdruss darüber, dass der nunmehrige Markgraf, der zwanzig Jahre jünger war als er und an seinem Benehmen dringend arbeiten sollte, ihn wie einen Laufburschen behandelte. Schließlich verdankte Albrecht seinen Sieg und seine neue Macht zu beträchtlichen Teilen ihm. Er ging vor die Tür und gab den Auftrag weiter an einen der übergelaufenen Männer Ottos.
    Wenig später erschien Reinhard und kniete vor Albrecht nieder.
    »Durchlaucht!«
    Nach Albrechts hoheitsvollem Nicken deutete er Konrad gegenüber eine Verneigung an.
    »Graf von Groitzsch!«
    Reinhard wusste die Blicke der beiden Markgrafensöhne auf sich, von denen einer nun die Macht an sich gerissen hatte.
    Er ließ sich nichts von seiner Unruhe darüber anmerken, dass er immer noch nicht aufgefordert wurde, sich zu erheben.
    »Gleich morgen früh werdet Ihr nach Freiberg reiten und dafür sorgen, dass dort alle Vorbereitungen getroffen werden, um mich in drei Tagen als neuen Herrscher der Mark Meißen in aller Pracht und Feierlichkeit zu empfangen«, befahl Albrecht.
    Reinhard, immer noch kniend, neigte zustimmend den Kopf.
    »Der Bergmeister und der Münzmeister sollen sich bereithalten und mir über den Ertrag der Erzgruben und der Münze Bericht erstatten.«
    »Wie Ihr befehlt, Hoheit.«
    »Ich erwarte, dass jeder Mann und jedes Weib mir huldigt und die Ritter und Ratsleute mir die Treue schwören.«
    »Es wird geschehen, was Ihr wünscht«, versicherte Reinhard mit unbewegter Miene.
    Albrecht kniff die Lider leicht zusammen und beobachtete den vor ihm knienden Ritter scharf, während er weitersprach. »Der Burgvogt wird mich als neuen Herrn anerkennen, sonst lasse ich ihn ersetzen. Ihr kennt Euch bestens aus in Freiberg – muss ich damit rechnen, dass er Schwierigkeiten bereitet?«
    »Vogt Heinrich hängt sehr an seinem Amt«, antwortete Reinhard ruhig. »Er wird stets demjenigen zuverlässigen Gehorsam erweisen, der über das Land herrscht – und das seid nun Ihr, Durchlaucht.«
    »Gut«, stellte Albrecht zufrieden fest. »Die Handvoll aufsässiger Ritter um diesen Lukas und die Kräuterhexe werden gehorchen, solange sich ihre Söhne meiner … besonderen Gastlichkeit erfreuen. Notfalls lasse ich ein paar von ihnen vor aller Augen den Kopf abschlagen.«
    Nun trat ein schwärmerischer Glanz in seine Augen. »Ich könnte meinen Machtantritt mit einer Hinrichtung auf dem Freiberger Marktplatz feiern …«
    Elmar räusperte sich, bevor er sich in das Gespräch einmischte.
    »Ihr solltet Euch zunächst noch etwas zurückhalten, was Todesurteile für Edelgeborene betrifft, mein Fürst. Zumindest, bis Euer Vater die Abtretungsurkunde unterschrieben

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