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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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aufbrach, um sich in Freiberg huldigen zu lassen. Das versetzte ihn in ziemliche Missstimmung. Mit einem Triumphzug wollte er in die Silberstadt einreiten – in freudiger Erwartung randvoll gefüllter Truhen in der markgräflichen Münze und natürlich auch, um gar nicht erst Zweifel an der Rechtmäßigkeit seines Anspruchs aufkommen zu lassen.
    Stattdessen würden sie nun als triefend nasser Haufen dort eintreffen; und es würden vermutlich bei diesem Wetter auch kaum Leute in den Gassen sein, die ihm zujubelten, nicht einmal Bauern auf den Äckern, die ergebenst vor ihm niederknieten. Doch dann fiel ihm wieder ein, dass es rund um Freiberg ja kaum Äcker gab, sondern nur Gruben, Halden und Huthäuser.
    Was scherte ihn das Pack unter Tage, solange es reichlich Erz förderte!
    Wenn er ehrlich zu sich selbst war, rührte der größte Teil seiner Verstimmung auch nicht vom Wetter, sondern von Elmars vorsichtigen Ermahnungen, sich mit harten Bestrafungen zurückzuhalten, bis er in aller Form vom Kaiser mit der Mark Meißen belehnt sei. Leider hatte Elmar recht – wie meistens. Der gewiefte Ränkeschmied war ihm all die Jahre ein zuverlässiger Ratgeber gewesen. Außerdem hatten Elmar und Reinhard ein paar Vorschläge unterbreitet, die ihm wirklich ausnehmend gut gefielen und ihn versöhnlich stimmten.
So
würde er seinen Machtantritt in Freiberg unvergesslich machen.
    Ein hämisches Grinsen zog über das Gesicht des Grafen, als er sich erinnerte, welch schöne Zeiten er vor zehn Jahren in Freiberg erlebt hatte. Sein Vater hatte ihm die Befehlsgewalt über die Burg erteilt, während Christian, der damalige Burgvogt, zusammen mit allen seinen Rittern in den Krieg gegen Heinrich den Löwen ziehen musste. Und wie er später vor aller Augen Christian umbringen ließ, ohne dass ihm jemand einen Vorwurf machen konnte.
    Als sie sich der Stadt auf fünf Meilen genähert hatten, riss der Himmel endlich auf. Die Sonne brach durch die Wolken und ließ die abperlenden Regentropfen an Gras und Blättern funkeln.
    Na also!, dachte Albrecht selbstzufrieden. Wenn das kein gutes Zeichen ist.
     
    Während der Fürst mit seinen Männern unterwegs nach Freiberg war, trieb auf der dortigen Burg Vogt Heinrich seine Bewaffneten und die Dienerschaft mit lautem Gebrüll an, um alles für die Ankunft des jungen Markgrafen vorzubereiten. Ausführliche Befehle hatte Reinhard aus Döben mitgebracht, und Heinrich war entschlossen, alles zur Zufriedenheit des neuen Herrschers auszurichten.
    Zur gleichen Zeit saßen die Ratsherren in der Ratstrinkstube nahe dem Oberen Markt in der Weingasse zusammen, einer üppig verzierten Kammer im ersten Stock, mit feinem Schnitzwerk an den Balkendecken und farbig bemalten Wänden, um ihr Vorgehen angesichts der neuen Machtverhältnisse zu erörtern.
    »Wir sollten … nein, wir müssen dem jungen Fürsten zur Feier seines Herrschaftsantritts ein Geschenk überreichen«, sagte gerade Anselm, der dürr gewordene Gewandschneider und Bürgermeister. Lauernd sah er von einem zum anderen in der Hoffnung, sie würden etwas aus ihren Werkstätten oder Lagern beisteuern: der Silberschmied einen Ring, der Weinhändler ein Fass Roten oder der Kürschner eine Kappe aus kostbarem Pelz.
    »Was ist mit dem alten Markgrafen?«, fragte Jonas in gespielter Ahnungslosigkeit in die Runde.
    »Was soll mit ihm sein? Wollt Ihr dem etwa auch ein Geschenk machen, Meister Schwarzschmied?«, erkundigte sich der Tuchhändler Josef höhnisch. »Etwa eine Pflugschar? Oder eine Schere?« Er brach in ein unechtes Lachen aus. »Feine Damaszenerklingen, wie sie einem Fürsten gebühren, könnt Ihr gar nicht herstellen.«
    Es war nichts Neues, dass ein Teil der Ratsherren verächtlich auf den Schwarzschmied Jonas und den Bergschmied Karl in dieser Runde herabsahen. Schmiede waren angesehene Männer, aber als ratswürdige Geschlechter in den Städten wurden reiche Tuch- und Weinhändler, Gewandschneider, Kürschner, Gold- und Silberschmiede bevorzugt. Allerdings war Freiberg noch sehr jung und besaß erst seit vier Jahren Stadtrecht. Jonas und Karl waren jedoch schon vor mehr als zwanzig Jahren mit den ersten Siedlern hier angekommen, um dem Urwald ein Dorf abzuringen, und hatten sich durch ihren Mut die Hochachtung der Einwohnerschaft erworben.
    »Ich frage nicht nach Markgraf Ottos Wünschen, sondern nach seinem Befinden«, antwortete Jonas deshalb völlig unbeeindruckt auf die hämische Frage.
    »Nun, er ist krank und hat seinem

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