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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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seines Standes nicht gerade wohlhabend.
    »Vielleicht liegt ein Irrtum vor, Hoheit? Vielleicht ist mein Stiefsohn unterwegs erkrankt oder überfallen worden, ohne dass es jemand mitbekommen hat?«
    »Das halte ich für ausgeschlossen angesichts der Umstände seines Verschwindens«, entgegnete der neue Markgraf hart. »Doch wie gesagt, ich will Euch nicht das Fehlverhalten dieses Burschen vorhalten, der anscheinend ganz nach seinem Vater kommt.«
    Lukas hielt sich gerade noch davon ab, die Fäuste zu ballen, um nicht zu widersprechen. Er wusste, dass Albrecht ihn genau beobachtete und nur auf solch ein Zeichen wartete.
    Christian, vergib mir im Himmel!, betete er stumm, dass ich zulassen muss, wie dein Name und der deines Sohnes hier beschmutzt
     werden. Ich tue es, um ihn, deine Tochter und Marthe zu retten.
    »Im Gegenteil, ich weiß, dass Ihr als Ritter in bestem Rufe steht«, fuhr Albrecht unterdessen fort. »Ich brauche solche Männer. Ihr behaltet also vorerst die Befehlsgewalt über die hiesige Wachmannschaft. Und als Zeichen meiner Wertschätzung werde ich …« Er tat, als komme ihm plötzlich ein Einfall. »Ihr habt doch eine Tochter in heiratsfähigem Alter, nicht wahr? Ich werde sie mit einem meiner Ritter vermählen.«
    Zufrieden sah er auf Lukas herab.
    Dessen Einspruch war nun nicht mehr gespielt; ihn überfiel so jähe Sorge um Clara, dass ihm die Folgen seiner nächsten Worte gleichgültig waren.
    »Ich danke ergebenst für solch große Güte, Hoheit. Aber es ist noch zu früh, das Mädchen zu vermählen.«
    »Zu früh? Unsinn, sie ist sechzehn, wie ich gehört habe, und sollte froh sein, wenn ein Mann von Stand sie noch nimmt angesichts der jüngsten Vorkommnisse«, wies Albrecht ihn scharf zurecht. »Und damit wir einander ganz verstehen: Betrachtet dies nicht nur als Zeichen meiner Großzügigkeit. Diese Heirat soll mich Eurer
vollkommenen Ergebenheit
versichern.«
    »Dann gebt mir bitte Gelegenheit, das Mädchen auf dieses große … Glück vorzubereiten, Hoheit«, erwiderte Lukas besorgt. Wo, um alles in der Welt, blieb Reinhard?
    »Wozu erst lange reden? Sie wird sich fügen!«, meinte der neue Markgraf schroff und winkte zwei der Ritter seiner Leibwache zu sich.
    »Ihr habt die Wahl: Entweder Ihr stimmt dieser Heirat unverzüglich zu, oder ich lasse das Mädchen von meinen Männern hierherzerren. Und Ihr müsst keinerlei Rücksichten nehmen«, sagte er, zu den beiden Wachen gewandt.
    Gütiger Gott, was habe ich getan?!, dachte Lukas bestürzt. Ich glaubte, ich kann diesen Teufel in Menschengestalt überlisten. Aber jetzt, da der Plan wahr werden soll, ist mir angst und bange. Ich muss sofort von hier weg und Clara in Sicherheit bringen.
    »Bitte erlaubt mir, mitzugehen, Hoheit«, sagte er, so ruhig er konnte. »Es wird für die Braut sehr überraschend kommen. Als Vater möchte ich ihr ins Gewissen reden, damit sie diese hohe Ehre auch zu schätzen weiß.«
    »Nichts da!«, entgegnete Albrecht ruppig. »Am Ende ist sie auch noch verschwunden wie ihr Bruder, und Ihr dazu. Entweder Ihr wartet hier vor meinen Augen in der Halle, bei meinen Männern, oder ich lasse Euch ins Verlies werfen, bis die Ehe vollzogen ist.«
    Mit steifen Knien stand Lukas auf, während sein Verstand raste. Alles in ihm drängte danach, sich den Weg frei zu kämpfen und Clara in Sicherheit zu bringen. Doch er würde nicht weiter als zwei Schritte kommen.
    »Ihr solltet sein Weib gleich mitbringen lassen«, schlug Giselbert grinsend vor, der sich offenbar von den Überraschungen seines neuen Amtes erholt hatte.
    Albrecht wandte sich mit schmallippigem Lächeln zu ihm um. »Welch hervorragender Gedanke! Ja, die Brautmutter darf natürlich nicht fehlen. Eine bemerkenswerte Frau; ich erinnere mich! Giselbert, Ihr schließt Euch dem Ehrengeleit an, um beide hierherzuführen. Der Kellermeister mag so lange das Schenkenamt übernehmen.«
    Das kann ich nicht zulassen, entschied Lukas und warf einen Blick durch den Saal, um abzuschätzen, wie er sich am besten durchschlagen konnte und wer ihm vielleicht zu Hilfe kommen würde.
    Er hatte bereits alle Muskeln angespannt, als eine dunkle Stimme vom Eingang erklang.
    »Wenn Ihr erlaubt, Durchlaucht, gehe ich mit.«
    Gelassen schritt Reinhard durch die Halle.
    Lukas stieß erleichtert den angehaltenen Atem aus und trat zur Seite, um wie befohlen zu warten.
    Während er betete, dass Reinhard die anderen drei von Grobheiten abhalten konnte, ging er in Gedanken jeden Schritt mit ihnen.

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