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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Männer der Wachmannschaft, die Marthes Stieftöchter aus ihrer ersten Ehe geheiratet hatten, auch wenn Bertram jetzt Witwer war. Kuno nickte kaum erkennbar zurück. Beide würden nun unauffällig in seinem Haus Posten beziehen, damit Marthe und Clara nicht schutzlos blieben.
    Lukas war nicht entgangen, wie großzügig der neue Markgraf die Demutsgeste zu seiner Begrüßung ausgelegt hatte. Vielleicht fordert Albrecht keinen Eid, solange er noch nicht vom Kaiser belehnt ist, überlegte er. Danach aber kann ich es ihm nicht verweigern – es sei denn, ich verlasse die Mark. Falls mir überhaupt noch Gelegenheit dazu bleibt.
    Albrecht konnte die Halle kaum betreten haben, als auch schon einer seiner Ritter zurückkam, geradewegs auf Lukas zu, etwa im gleichen Alter wie dieser und ebenfalls blond, aber ohne Bart.
    Lukas erkannte ihn schon von weitem. Es war Gerald, der Bruder seiner ersten Frau Adela, die nach kurzer, wenig erfreulicher Ehe im Kindbett gestorben war. Und er wirkte nicht, als beabsichtige er eine schwägerliche Plauderei.
    Sie beide mochten sich nicht besonders und hielten normalerweise Abstand voneinander.
    »Du sollst zum Fürsten kommen, sofort!«, beschied Gerald ihm ohne große Vorrede. »Und wenn du einen Rat von mir willst: Sprich ihn mit ›Durchlaucht‹ an, darauf legt er großen Wert.«
    Lukas dankte seinem Schwager mit einem knappen Nicken und folgte ihm. Jetzt wird sich zeigen, ob wir auf alle Boshaftigkeiten vorbereitet sind, dachte er, während er durch die Pfützen über den Burghof lief. Sein Stiefsohn Daniel war nicht in Begleitung des neuen Markgrafen gekommen, und vorerst konnte er nur auf Reinhards Zusicherung vertrauen, dass er bei Hartmut, dem alten Waffenmeister, in guter Obhut war.
    »Dein Schwert!«, sagte Gerald auffordernd, als Lukas hinter ihm die Halle betrat. »Niemand außer den Leibwachen darf in Waffen vor den neuen Fürsten.«
    »Übernimmst du jetzt Marschallsdienste?«, fragte Lukas seinen Schwager.
    »Ich
bin
der neue Marschall«, belehrte ihn Gerald.
    Erstaunt zog Lukas die Augenbrauen hoch. »Meinen Glückwunsch! Sind die anderen bedeutenden Ämter auch schon neu vergeben?«
    »Elmar ist Truchsess und zugleich Anführer der Leibwache, Giselbert Mundschenk.« Gerald wies mit dem Kinn auf den fetten Ritter, der neben dem Kellermeister vor der hohen Tafel stand und gerade den Wein vorkostete.
    Lukas verbarg seine Verwunderung darüber, dass der neue Marschall nicht die Leibwache anführte, wie es üblich und auch sinnvoll war. Anscheinend traute Albrecht wirklich nur Elmar vollkommen und hatte ihn belohnt, indem er ihm das höchste Amt bei Hofe zuteilte. Doch nicht die Befehlsgewalt über die Leibwache zu haben, stellte eine offenkundige Beleidigung des neuen Marschalls dar.
    Ohne sich seinen Unwillen anmerken zu lassen, übergab Lukas dem Schwager das Schwert, der es auf dem Waffenständer neben der Tür ablegte. Dann wollte er durch die Halle schreiten, wurde aber von Gerald zurückgehalten.
    »Du sollst hier warten, bis du gerufen wirst!«
    Offensichtlich hatte Ottos Erstgeborener zunächst Dringenderes zu klären, wollte aber unterdessen den möglichen Anführer der widerspenstigen Freiberger von seinen Leuten gut bewacht wissen. Und Geralds auffordernde Geste ließ keinen Zweifel daran, dass Lukas hier nicht im Stehen zu warten hatte. Also sank er auf ein Knie, wappnete sich mit Geduld und nutzte die Zeit, um zu beobachten, was vor sich ging.
    Die Halle war prächtig geschmückt mit allen Bannern, die sich hatten auftreiben lassen. Fackeln erleuchteten den Saal, und die hohe Tafel war mit einem Tischtuch bedeckt, dessen goldene Stickereien Lukas selbst von seinem Platz aus funkeln sah. Ich wusste gar nicht, dass wir so etwas Prachtvolles hier haben, dachte er. Doch letztlich interessierte ihn nicht das Tischtuch, sondern das Geschehen an der Tafel.
    Albrecht saß dort, neben sich Elmar, Vogt Heinrich, den Burgkaplan und Pater Sebastian. Vor ihm standen bereits mehrere Platten mit Braten, während an den langen Tischen quer durch die Halle für sein Gefolge – darunter auch Elmars Ziehsohn Rutger – und die Freiberger Ritterschaft noch das Essen aufgetragen wurde.
    Nach einer zeitraubenden Vorkostzeremonie und dem Tischgebet des Kaplans eröffnete er das Mahl, ließ aber bald darauf den Bergmeister und den Münzmeister zu sich rufen. Wie es aussah, erteilte der neue Markgraf strikte Befehle, während er aß und trank. Eine Entgegnung der beiden Gerufenen

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