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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Jetzt sind sie am Oberen Markt … jetzt biegen sie ab in die Weingasse … jetzt betreten sie das Haus …
    Allmächtiger Gott, warum sind sie noch nicht wieder hier? Gab es ein Handgemenge? Kuno und Bertram, die er zu Marthe und Clara geschickt hatte, waren tapfere Kämpfer. Konnten sie im Notfall zusammen mit Reinhard die anderen drei überwältigen?
    Am liebsten wäre er losgestürmt. Doch im Moment blieb ihm nichts anderes, als hier zu stehen und zu warten.

Herausforderung
    D ie wieder aufgeflammten Gespräche und das Gelächter in der dicht gefüllten Halle verebbten schlagartig, als Marthe und Clara in Begleitung von vier Rittern den Saal durchquerten.
    Sie wurden vor Albrecht geführt und knieten dort nieder, in zehn Schritt Abstand, mit geneigtem Haupt und gesenkten Lidern, wie es von ihnen erwartet wurde.
    Lukas fühlte sich erleichtert und besorgt zugleich.
    »Willkommen in Freiberg, Durchlaucht«, sagte Marthe mit vollendeter Höflichkeit.
    Auch wenn sie Albrecht schon aus der Zeit kannte, als er noch ein Kind war, würde sie ihn nie unterschätzen. Er hatte die Macht und die Bosheit, mit einem Satz ihrer aller Leben zu vernichten.
    Sie wusste, dass sie Albrecht mit ihren Worten jenen Tag in Erinnerung rief, als sie ihn vor zehn Jahren hier schon einmal willkommen geheißen hatte – und sie eines seiner bestgehüteten Geheimnisse entdeckt hatte, seine Schwachstelle und vielleicht größte Furcht. Und an ebendieser Stelle hatte er sie unmittelbar nach Christians Tod vor sich niederknien lassen, um ihr zu verkünden, dass sie mitsamt dem Leichnam ihres Gemahls binnen drei Tagen die Burg zu verlassen habe. Marthe war noch am gleichen Tag ausgezogen, zurück in das Steinhaus, in dem sie nun mit Lukas lebte.
    Seitdem schien sich Albrecht kaum verändert zu haben: immer noch einigermaßen schlank, mit ebenmäßigen Zügen und dunklen Haaren, hartem Blick und verächtlichem Lächeln. Doch sein unmäßiger Lebenswandel hatte Spuren hinterlassen. Staubig vom Ritt, unrasiert und mit aufgedunsenem Gesicht wirkte er gefährlicher denn je.
    Albrecht starrte sie lange an, ohne ein Wort zu sagen.
    »Tretet doch näher!«, befahl er dann und ließ sie nicht aus den Augen. »Ihr seid eine schöne Frau. Merkwürdig, Ihr müsst fünf Jahre älter sein als ich und seht doch jünger aus.«
    Weil ich nicht saufe, herumhure und übermäßig esse, dachte Marthe grimmig, während sie den Blick gesenkt hielt. Sie roch den Schweiß und die Ausdünstungen eines Mannes mit schlechter Verdauung und aufflackernder Begierde.
    »Seid Ihr eine Fee, dass Ihr nicht altert?«, fragte er lauernd.
    »Natürlich nicht, Durchlaucht. Ich bin eine fromme Christin«, antwortete Marthe fest und verneigte sich. »Aber ich danke Euch für Eure Freundlichkeit, auch wenn sie unverdient ist. Es gibt viel jüngere und schönere Damen in Eurem Hofstaat.«
    »So bescheiden!«, höhnte Albrecht und lehnte sich ein Stück zurück. »Das soll belohnt werden. Ich weiß, dass Ihr und Euer Gemahl das besondere Vertrauen der Freiberger genießt. Deshalb werde ich als Zeichen der Verbundenheit zwischen der jungen Stadt Freiberg und mir, dem Markgrafen von Meißen, Eure Tochter einem meiner Ritter zum Weib geben.«
    Marthes Erblassen war echt. Sie sah Albrecht offen in die Augen, aber mit einer Handbewegung schnitt er ihr jedes Wort ab.
    »Dankt mir für die große Gnade! Diese Ehe soll als Friedensbündnis gelten, als Zeichen meines Wohlwollens gegenüber dieser Stadt. Sie wird morgen geschlossen, und ganz Freiberg soll mitfeiern.«
    Jubelnd nahmen die Männer in der Halle diese Ankündigung auf – zumindest die aus Albrechts Gefolge. Lediglich Rutger verzog verächtlich das Gesicht. Die Burgbesatzung dagegen wartete gespannt darauf, mit wem der neue Markgraf Marthes und Christians Tochter verheiraten wollte. Mancher von ihnen betrachtete das Mädchen eher mitleidig. Albrechts Ritter standen nicht gerade in bestem Ruf, was Rücksichtnahme gegenüber Frauen anging.
    »Nun, ihr Ratsherren, die Handwerker und Krämer werden doch sicher ihren Teil dazu beitragen, dass es ein unvergessliches Fest wird?«
    Auffordernd sah Albrecht zu den zwölf Männern, die auf seinen Befehl im hinteren Teil der Halle standen. Dem dürren Bürgermeister blieb nichts weiter übrig, als sich tief zu verbeugen und mit geheuchelter Begeisterung zuzustimmen.
    »Also geht hinaus und verkündet die frohe Botschaft an meine braven Freiberger! Und vergesst nicht, heute noch meinem

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