Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
solider gebaut. Hier hatte sich – bestimmt auf Befehl der Ritter – das Gesinde vor den Türen versammelt, um den neuen Fürsten zu begrüßen.
    Am Burgtor erwartete sie eine Ehrenwache, die einen Hochruf auf Markgraf Albrecht ausbrachte. Weisungsgemäß waren auf dem Hof die gesamte Wachmannschaft und die Freiberger Ritterschaft versammelt. Einige wohlhabend gekleidete, unbewaffnete Männer standen in der Nähe des Brunnens, vermutlich die Ratsherren.
    Zufrieden nahm Albrecht den Willkommenspokal entgegen, den ihm der schwitzende Vogt Heinrich mit schwülstigen Worten reichte, nachdem er sich tief verneigt hatte. Neben dem Burgvogt stand eine rundliche Frau in safrangelbem Kleid, die den neuen Dienstherrn ihres Mannes ehrfürchtig anstarrte; Heinrichs Gemahlin Ida.
    Albrecht trank in kräftigen Zügen, nachdem er einen feisten Ritter in Elmars Alter hatte vorkosten lassen, und beobachtete dabei aus dem Augenwinkel den verhassten Befehlshaber der Wachmannschaft. Da stand dieser Lukas vor seinen Männern mit undurchschaubarer Miene. Doch mit Elmars und Reinhards Hilfe würden sie den schlauen Fuchs schon in die Falle treiben.
    Als ein paar Stallknechte angerannt kamen, um dem Fürsten das Pferd abzunehmen und zu versorgen, hob Albrecht Einhalt gebietend die Hand. Den Kniefall der hier Versammelten wollte er vom Sattel aus erleben. Das war viel eindrucksvoller. Außerdem stand der Hof voller Wasser, was ihm gleich einen vergnüglichen Anblick bescheren würde.
    »Kniet nieder vor Albrecht von Wettin, dem Herrn der Mark Meißen«, rief Elmar als neu ernannter Truchsess des nunmehrigen Markgrafen.
    Albrecht erkannte genau, dass einige der Männer auf dem Burghof zögerten. Vor allem die Ratsherren schienen besorgt über den Schaden, den ihre teuren Gewänder nehmen würden. Doch ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich inmitten der Pfützen und des Schlamms niederzulassen.
    Und schon habe ich euch da, wo ich euch haben will: im Dreck, dachte er triumphierend.
    Elmar hatte recht. Er musste es gar nicht auf eine Kraftprobe um den Treueeid ankommen lassen, die ihn womöglich in eine unangenehme Lage bringen könnte. So, wie sie hier alle vor ihm knieten und sich die Kleider schmutzig machten, während er vom Sattel aus auf sie herabblickte und das Sonnenlicht seine kostbaren Waffen zum Funkeln brachte, war bereits alles geklärt.
    Freiberg war sein.
    »Ich danke euch für eure Treuebekundung«, rief er scheinbar großzügig – ebenfalls ein Rat des listigen Elmar. Mit diesem einen Satz hatte er einer Geste der Ehrerbietung und Demut mehr Gewicht verliehen, als ihr zukam.
    Er zögerte den Moment noch etwas hinaus, bis er das Zeichen gab, dass sich die Männer erheben durften, und sah belustigt zu, wie dieser oder jener beim Aufstehen versuchte, Regenwasser und Schlamm abzuschütteln.
    Dann endlich winkte er einen Stallknecht heran und stieg aus dem Sattel.
    »Meine Männer und ich erwarten eine kräftige Mahlzeit, danach will ich die hiesige Ritterschaft vollzählig in der Halle versammelt sehen«, wies er an, während er mit langen Schritten den Burghof überquerte.
    »Natürlich, Durchlaucht, alles ist nach Euren Wünschen vorbereitet«, versicherte der kahlköpfige Vogt, der ihm hinterherstapfte.
    Als er am Brunnen vorbeikam, sah Albrecht, wie sich ein dürrer, älterer Mann aus der Gruppe der Ratsleute löste und ihm entgegenging. In der Hand trug er etwas Längliches.
    Elmar wechselte sofort die Seite, um seinen Herrn gegen einen möglichen Angriff schützen zu können, und legte die Hand ans Schwert.
    »Nicht doch, das sind nur die braven Ratsmänner, die sich mit einem Geschenk andienen wollen«, sagte Albrecht leise und unterdrückte ein Grinsen.
    Das ließ sich ja noch besser an als erwartet! Doch zu leutselig wollte er sich auch nicht geben.
    »Später«, wies er im Vorbeigehen den Dürren an, der tatsächlich einen mit Fehwerk verbrämten Umhang trug. Unglaublich, was sich das Pack hier leisten konnte! Nun, in Freiberg hatte er schon immer seinen Geldbeutel gut auffüllen können.
     
    Wenn er das öfter macht, sollten wir den Burghof mit Steinen pflastern, damit das Niederknien bei Regen nicht so eine Sauerei wird, dachte Lukas, während er Ottos Sohn nachstarrte. In der Stadt waren schon mehrere Gassen um den Oberen Markt mit Holzbohlen belegt; doch das kam für den Burghof wegen der Feuergefahr im Falle einer Belagerung nicht in Frage.
    Dann hielt er Ausschau nach Kuno und Bertram, zwei zuverlässige

Weitere Kostenlose Bücher