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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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blutiges Gefecht und schon gar kein Gottesurteil geben. Wir werden den Feierlichkeiten anlässlich meines Machtantritts zusätzlichen Glanz verleihen durch ein Turnier auf dem Oberen Markt vor dem gesamten Volk von Freiberg. Ihr, Lukas, tretet im Tjost gegen diesen Kerl da an. Und jetzt lasst ihn endlich los, bevor Ihr ihn noch erwürgt! Man würde Euch sonst nachsagen, dass Ihr Euch vor dem Tjosten drücken wollt.«
    Vereinzeltes Gelächter kam aus den Reihen der Ritter.
    Widerstrebend befolgte Lukas den Befehl.
    Reinhard, der in Lukas’ Nähe getreten war, wartete, bis der Rufer wieder stand, dann holte er mit der Faust aus und traf den anderen so heftig am Kinn, dass er zu Boden stürzte. Er packte ihn am Halsausschnitt und zerrte ihn wieder hoch.
    »Ihr werdet Euch entschuldigen, oder Ihr tretet morgen auch gegen mich an!«, sagte er so gelassen, als würde er sich mit ihm auf einen Becher Wein verabreden.
    »Hatte ich mich in dieser Angelegenheit nicht klar und deutlich geäußert?«, rief Albrecht ungehalten. »Reinhard, beherrscht Euch gefälligst! Wir sind hier nicht bei den wilden Wendenstämmen, wo jedes Mahl in einer Prügelei ausartet!«
    Dann wies er auf Clara.
    »Die Braut wird die Nacht vor ihrer Vermählung auf der Burg zubringen. Vogt, Eure Frau soll sie in ihrer Kammer aufnehmen und dafür sorgen, dass die Sittsamkeit der Jungfrau gewahrt wird. Morgen vor dem Frühmahl will ich sie in einem angemessenen Kleid vor der Kapelle sehen. Ein Bote soll sofort nach Meißen reiten und von meiner Gemahlin ein Hochzeitsgewand erbitten. Am besten, sie kommt gleich mit. Soll das Volk die Schönheit seiner Fürstin feiern. Und nach der Heirat wird turniert!«
    Mit zwiespältigen Gefühlen sah Lukas zu Clara. Lieber hätte er sie bei sich gehabt. Aber unter der Aufsicht der ebenso strengen wie wortgewaltigen Ida war das Mädchen wohl in Sicherheit.
    Clara suchte Marthes Blick, und sie dachten beide dasselbe.
    Der Plan war aufgegangen. Aber mit einem Mal wussten sie nicht, ob sie nun gewonnen oder verloren hatten.
    Auf einen Wink Albrechts nahm die rundliche Frau des Vogtes Clara beim Arm und führte sie hinaus. Das Mädchen ging, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Lukas und Reinhard wurden angewiesen, umgehend die Brautgabe auszuhandeln.
    Es fiel Lukas nicht besonders schwer, eine grimmige Miene aufzusetzen, als sie die Halle verließen.
    »Ihr dürft Euch ebenfalls entfernen«, wies Albrecht Marthe an, die immer noch vor ihm kniete. So beherrscht sie konnte, stand sie auf. Weil sie wusste, dass Albrecht höchsten Wert auf höfische Umgangsformen legte, ging sie zunächst zehn Schritte rückwärts, immer mit dem Gesicht zu ihm, verneigte sich erneut und kehrte ihm erst nach dessen zustimmender Geste den Rücken zu, um den Saal zu verlassen.
     
    Draußen fand sie Reinhard und Lukas beieinanderstehend. Doch keiner von ihnen sah glücklich aus. Im Gegenteil: Reinhard, der eigentlich diesen Plan ersonnen hatte, wirkte noch besorgter als Lukas.
    »Suchen wir uns einen ruhigen Platz«, schlug er vor. Lukas und Marthe folgten ihm in einen Gang, wo niemand sie belauschen konnte.
    »Ich hatte keine Möglichkeit, dich zu warnen«, sagte er leise mit seiner dunklen Stimme. »Diese Sache mit der Herausforderung war geplant.«
    »Wer ist dieser Kerl?«, erkundigte sich Lukas.
    »Edwin, ein ziemlich übler Typ aus der Groitzscher Mannschaft. Hat zwei der drei Leute abgestochen, die in Döben mit dem Leben bezahlen mussten. Dass er dich zum Streit herausfordert, war Elmars Einfall. Es würde ihm nur zu gut gefallen, wenn du bei diesem Turnier ums Leben kämst. Deshalb das Ganze. Weil keiner von seinen Leuten es wagt, gegen dich mit dem Schwert anzutreten, dachten sie sich etwas anderes aus. Dieser Kerl wird morgen mit einer Kriegslanze aus Eibenholz gegen dich reiten.«
    Lukas sah zu Marthe, aber er musste ihr nicht erst erklären, was das bedeutete. Eibenholz brach nicht so leicht wie Esche oder Buche, woraus üblicherweise Lanzen für den Tjost hergestellt wurden. Es splitterte auf eine so heftige Weise, dass der Getroffene oft schlimm verletzt wurde. Doch es drohte nicht nur Gefahr, dass sein Hals oder sein Auge durchbohrt wurde oder er eine andere lebensgefährliche Verletzung davontrug – Eibenholz war giftig.
    Beruhigend umfasste Lukas Marthes Schultern. Er schaffte es sogar, ein Grinsen aufzusetzen, auch wenn er Zweifel hatte, dass er seine Frau damit täuschen konnte.
    »Wenn das so ist, werde ich mir wohl morgen

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