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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sich Lukas zu seinem Schwiegersohn durch. »Auch wenn ich verstehe, dass du jetzt schnell zu deiner Frau willst – du erlaubst doch, dass ich meine Tochter wenigstens begrüße!«
    Reinhard nickte und bedeutete ihm, voranzugehen. Er selbst nahm mit jedem Schritt gleich zwei Treppenstufen auf einmal. In den letzten sechs Tagen war er mehr in Sorge um seine Frau als um sich selbst gewesen. Er hatte kein gutes Gefühl dabei gehabt, Clara auf dem Burgberg allein zu lassen, während Albrecht und seine Vertrauten noch hier waren. In sechs Tagen konnte viel geschehen.
    »Sie ist doch glücklich?«, fragte Lukas ungewohnt ernst in Reinhards Grübeleien hinein. »Ich muss es doch nicht bereuen, sie dir zur Frau gegeben zu haben?«
    Reinhard zögerte. Lukas war sein Vorbild, sein Waffengefährte, sein Mitverschwörer. Sie setzten gemeinsam ihren Kopf aufs Spiel, und er wollte und konnte ihn nicht belügen. Aber gab es eine einfache Antwort auf diese einfache Frage?
    »Ich hoffe es«, sagte er schließlich.
    Als er vorhin auf dem Burghof Clara entdeckt hatte, war ein freudiges Aufleuchten über ihr Gesicht gegangen. So hatte sie ihn bisher noch nie angesehen.
    Hatte sie ihn vermisst? Sich um ihn Sorgen gemacht?
    Er und Clara hatten sich sechs Tage nicht gesehen; er konnte es kaum erwarten, sie in die Arme zu nehmen und zum Bett zu tragen. Auf einmal verspürte er keinen sehnlicheren Wunsch, als dass sie ihm dabei so zulächelte wie vorhin in diesem einen, flüchtigen Moment auf dem Burghof.
     
    Clara war allein in der Kammer. Sie zuckte zusammen, als die Tür aufgerissen wurde, doch als sie ihren Stiefvater erkannte, sprang sie erleichtert auf.
    Ihre Freude ließ Lukas einen Stein vom Herzen fallen. Sie verübelte ihm also nicht mehr, auf dieser Hochzeit bestanden zu haben. Vielleicht hatte sie sich inzwischen sogar in Reinhard verliebt? Rasch schob er das Bild beiseite, das sich ihm aufdrängen wollte – sein Vertrauter im Bett mit Marthes Tochter. Das wollte er lieber nicht sehen.
    »Ich will mich nur vergewissern, dass es dir gutgeht«, sagte er, während er Clara in die Arme schloss. »Deine Mutter sendet dir Grüße. Wir haben für dich gebetet. Jetzt, da Albrecht fort ist, atmen wir alle erst einmal auf.«
    »Dürfen wir nun wieder nach Freiberg?«, fragte sie. »Und wie habt Ihr erfahren, dass Otto zurückkehrt?«
    Sie trat einen halben Schritt zurück, überlegte kurz und lächelte, als sie begriff. »Ludmillus! Nicht wahr? Ihr habt ihn meinetwegen hergeschickt, und dann brachte er die Nachricht nach Freiberg!«
    »Ja, dein Mann hat ihm die lang ersehnten Neuigkeiten zukommen lassen, bevor er nach Döben ritt, um reumütig von Otto wieder in Gnaden aufgenommen zu werden.«
    Lukas trat einen Schritt beiseite, um Platz für Reinhard zu machen. »Und hier ist er. Heiße ihn willkommen! Ich will euch nicht länger stören. Wir sehen uns beim Mahl.«
    Nach einem aufmunternden Blick ging er hinaus, und Clara und Reinhard blieben allein in der Kammer zurück.
     
    Nun erst konnte Clara ihren Mann genauer betrachten. Er sah müde aus, Bartstoppeln ließen seine Wangen dunkel schimmern, doch er wirkte so glücklich, dass sie unwillkürlich zwei Schritte auf ihn zuging.
    »Ist der Plan aufgegangen? Haben sie dir geglaubt?«, fragte sie erleichtert.
    Die vertrauliche Anrede ging ihr immer noch schwer über die Lippen, vor allem, nachdem sie ein paar Tage voneinander getrennt waren. Doch Reinhard bestand darauf, wenn niemand sonst sie hören konnte.
    »Ja. Vorerst sind wir in Sicherheit.«
    Er griff nach den Händen, die sie ihm entgegenstreckte, und küsste sie, dann zog er sie an sich und hielt sie mit seinen Armen umschlossen.
    »Ich war in Sorge um dich! Ich durfte mich nicht von dir verabschieden. Elmar ließ mich nicht aus den Augen, bis ich vom Hof geritten war«, raunte er entschuldigend, während seine Hände über ihren Nacken strichen. »Zum Glück hatte Guntram jemanden an der Brücke postiert …«
    Sehnsüchtig küsste er ihre Halsbeuge. Doch bei Claras nächsten Worten erstarrte er mitten in der Bewegung.
    »Albrecht selbst hat es mir gesagt. Er wollte prüfen, ob er mir damit Angst machen kann oder ob ich froh bin, ein paar Tage ohne dich zu sein.«
    »Aber dir ist nichts geschehen?«, fragte Reinhard bestürzt.
    »Nein«, log sie. Sie hatte die Würgemale sorgfältig verborgen, und inzwischen waren sie verschwunden, wie es Elmar hohnlachend prophezeit hatte. Dass sie Reinhard nichts von diesem Zwischenfall

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