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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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drehte sich vom Rücken auf die Seite und stützte den Kopf auf einen Arm.
    »Frieden? Es ist nur eine Gnadenfrist«, sagte sie leise, und ihr Gesicht war auf einmal von Kummer überschattet. »Wie kannst du von Frieden reden, wenn du heute noch gegen Albrechts mächtigste Spießgesellen ziehen musst? Du kannst sie nicht töten. Aber mit vier Dutzend Mann Begleitung kannst du sie auch nicht laufenlassen! Wie willst du lebend aus dieser Klemme entkommen?«
    Ihre letzten Worte klangen beinahe verzweifelt.
    Claras Sorge um ihn freute Reinhard mehr, als dass sie seine eigenen Bedenken verstärkte. »Gott wird mir schon einen Ausweg weisen«, versuchte er, sie zu beruhigen.
    Er stützte sich ebenfalls auf einen Arm, beugte sich über sie und legte eine Hand auf ihre Wange. »Solange ich nur weiß, dass du mich liebst …«
    Prüfend sah er sie an, und statt etwas zu sagen, erwiderte sie seinen Blick. Mit einem Mal fühlte er sich als derjenige, der geprüft wurde. Die Stille zwischen ihnen schien sich in ein Dröhnen zu verwandeln. Die Worte, die er hatte hören wollen, blieben ungesagt.
    Reinhard wurde wütend auf sich selbst, weil er dieses enttäuschende Schweigen durch seine unausgesprochene Frage selbst herausgefordert hatte.
    Der Augenblick verstrich, die neu gefundene Innigkeit war verflogen.
    Clara erschrak, als sich sein Gesicht so jäh verfinsterte.
    »Hast du einen Plan?«, fragte sie beklommen. »Kannst du jemanden mit einer Nachricht zu Giselbert schicken, damit sie verschwinden, bevor ihr dort eintrefft?«
    Wenn es zum Kampf kam, würde Reinhard sterben, dessen war sie sich sicher. Sobald er sich offen gegen Albrecht stellte, würde dieser aus Rachsucht befehlen, ihn als Ersten zu töten. Wenn er dagegen Albrecht glauben machen wollte, dass er immer noch auf dessen Seite stand, würden ihn Ottos Männer als Verräter hinrichten, die bestimmt Befehl hatten, ihn nicht aus den Augen zu lassen.
    »Wie ich schon sagte: Gott wird mir einen Ausweg weisen«, wiederholte Reinhard kühl, drehte sich mit dem Rücken zu Clara und langte nach seinen Kleidern. Als sie aufstehen wollte, um ihm beim Ankleiden zu helfen, bestand er darauf, dass sie unter der wärmenden Decke blieb. Es sei ohnehin gleich Nacht, er müsse los, und er würde eine Magd mit etwas zu essen zu ihr schicken.
    Das Letzte, was er jetzt wollte, war, ihren schönen, unbekleideten Körper zu sehen und den Verlust noch einmal vorgeführt zu bekommen.
    Er setzte sich auf die Bettkante, um die Stiefel anzuziehen. Dann wandte er sich halb zu ihr um und fragte beiläufig, als erkundige er sich nach dem Wetter: »Wer ist der Mann, an den du denkst, wenn ich bei dir liege?«
    Zufrieden und enttäuscht zugleich sah er, dass seine Worte sie getroffen hatten wie ein Schwert.
    »Ich war eben ganz bei Euch«, antwortete Clara fest, ohne die Kränkung verbergen zu können.
    Mit einem Ruck stand er auf, griff nach seinem Schwert und ging, ohne sich noch einmal umzusehen.
    »Gott schütze dich, Reinhard von Reinhardsberg«, flüsterte Clara, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Nun hatte er selbst dafür gesorgt, dass ihre Gedanken wieder zu Dietrich flogen … und dass von neuem die Zweifel in ihr wucherten wie Unkraut, auf wessen Seite ihr Mann wirklich stand.
    Sie würde die Heilige Mutter Gottes bitten, dass er lebend von diesem Auftrag zurückkam. Und falls er zurückkam, würde sie wohl beten müssen, dass jeder von ihnen dem anderen die Geheimnisse vergab, die sie voreinander hatten.

Begegnungen
    L ukas und Reinhard führten ihren Reitertrupp durch das Dunkel der Nacht zum Kloster Marienzelle, das auf halbem Weg nach Freiberg lag. Sooft der Weg es erlaubte, ritten sie zu zweit nebeneinander und erörterten in kurzen, leisen Worten den Plan, den Lukas sich zurechtgelegt hatte.
    »Das ist viel zu gefährlich!«, sagte Reinhard sofort, der noch wortkarger als üblich wirkte. »Sie würden dich auf der Stelle töten, und ich könnte nichts tun, um sie daran zu hindern.«
    Lukas drehte sich halb zu ihm um und zuckte mit den Schultern. »Wir müssen ihnen schon einen Köder bieten. Und nenn mich nicht eitel, aber ich denke, mich würden sie am liebsten schlucken.«
    Er grinste verwegen, auch wenn er sich bewusst war, dass sein Plan ziemliche Lücken und Unwägbarkeiten aufwies. Aber ihm fiel kein besserer ein, um einen blutigen Krieg in der Mark zu verhindern.
    Der Zisterzienser an der Klosterpforte war zunächst erschrocken über die große Zahl

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