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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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es sonst jemand zu bemerken schien. Damit der Alte keinen Lärm veranstalten konnte, presste ihm einer der Fremden die Hand auf den Mund.
    Christian hob rasch seinen Sohn von den Schultern. Eine kurze, wortlose Verständigung mit Peter, Guntram und Jonas, und die vier liefen los.
    »Seid vorsichtig!«, wisperte Anna ängstlich, während sie ihren Sohn an sich zog. Aber sie wusste, dass ihre Warnung die jungen Männer nicht mehr erreichte.
    Es dauerte nicht lange, bis die vier zurückkehrten; mit langsamen Schritten und finsteren Mienen.
    »Willem liegt mit zerschmettertem Schädel in der Fischergasse«, berichtete Christian.
    Entsetzt bekreuzigten sich die Frauen und die beiden älteren Schmiede.
     
    Das Schweigen der Gruppe nahe der Kesselmachergasse bildete einen auffallenden Gegensatz zu dem Lärm, den die Zuschauer rund um den Marktplatz veranstalteten.
    Die Geharnischten hatten sich in zwei Gruppen an den gegenüberliegenden Seiten des Oberen Marktes aufgestellt und ritten nacheinander an den Pfosten vorbei. Dabei versuchten sie, im Galopp die kleineren Holzscheiben mit dem Schwert zu treffen. Wem das nicht gelang, der schied sofort aus, die anderen traten erneut an. Pfiffe und Buhrufe erklangen, wenn jemand versagte, mit Beifall und Hochrufen wurden diejenigen belohnt, die gleich mehrmals bei einem Ritt trafen.
    Doch allmählich erlahmte die Aufmerksamkeit, vor allem bei den Zuschauern in den hinteren Reihen, die nicht viel sahen. Immer mehr von ihnen verließen den Platz, um nach Hause zu gehen oder herumzuschlendern und sich etwas zu essen und zu trinken zu holen. Inzwischen machten die geschäftstüchtigen Händler guten Handel, die am Rand des Marktplatzes kleine Brote verkauften und Bier ausschenkten.
    »Soll das bis in die Nacht hinein gehen?«, murrte Guntram nach einiger Zeit.
    »Ich ahne schon, warum sie das so in die Länge ziehen«, antwortete Christian grimmig und wies auf die Sonne, die inzwischen nur noch halbhoch am Himmel stand. »Wenn der Zweikampf beginnt, wird einer gegen die Sonne reiten müssen. Wollen wir raten, wen das wohl treffen wird?«
    Wenig später waren in diesem Wettstreit nur noch drei einander ebenbürtige Ritter übrig: Lukas, der Befehlshaber der Freiberger Burgwache, sein Schwager Gerald, der Marschall des neuen Markgrafen, und ein stämmiger Fremder mit schwarzem Bart, den der Ausrufer als Edwin von Groitzschtal angekündigt hatte.
    Statt einen Sieger zu küren, erklärte der Ausrufer unter dem Jubel der Menge alle drei zu den Gewinnern des Wettkampfes. Sie ritten vor das Markgrafenpaar und senkten ihre Lanzen, dann wendeten sie die Pferde und nahmen den Beifall der Zuschauer entgegen.
    »Und nun«, kündigte der Ausrufer an, nachdem er die Menge durch eine herrische Geste zum Schweigen gebracht hatte, »der Höhepunkt des Wettstreites: Im Lanzenstechen treten gegeneinander an Lukas von Freiberg und Edwin von Groitzschtal!«
    »Wenn sie Lukas schaden können, spielt Ottos Eid keine Rolle mehr«, sagte Jonas leise.
    »Gott steh Ritter Lukas bei!«, flüsterte Emma und schlug ein Kreuz. Sie rückte noch einen halben Schritt näher zu ihrem Mann und blickte besorgt nach vorn.
    »Lang lebe Markgraf Albrecht!«, ertönte ein einzelner Ruf, der sofort aufgegriffen und wiederholt wurde.
    Anna sah den verächtlichen Ausdruck auf dem Gesicht ihres Mannes.
    »Sei bloß still!«, ermahnte sie Christian und sah hastig um sich. »Willst du auch um die Ecke gezerrt und erschlagen werden? Du weißt nicht, wer hier alles die Ohren spitzt, um sich bei dem neuen Herrn beliebt zu machen.«
     
    Bevor die beiden Widersacher gegeneinander antraten, ritten sie erneut vor den Baldachin mit dem jungen Markgrafenpaar. Edwin kam Lukas zuvor. Er senkte seine Lanze vor Sophia und rief: »Edle Fürstin, erlaubt mir, in diesem Wettstreit Euch zu Ehren zu reiten!«
    Sophia bat mit einem Blick ihren Gemahl um Erlaubnis, dann nickte sie hoheitsvoll. Edwin verneigte sich und lenkte seinen Hengst ein paar Schritte zur Seite, um Platz für Lukas zu machen.
    »Ritter Lukas von Freiberg reitet für die Ehre der neuvermählten Gemahlin des Edlen von Reinhardsberg«, verkündete der dicke Ausrufer.
    Auch Lukas senkte seine Lanze und lächelte Marthe und Clara aufmunternd zu. So schnell hob ihn schon keiner aus dem Sattel!
    Die Gegner lenkten ihre Pferde um und ritten jeder zu einem anderen Ende des Platzes. Dort wurden sie bereits von ihren Helfern
     erwartet. Edwin von zwei Knappen, und dem Freiberger standen

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