Der Fluch der Makaá
wäre okay, da ich ja nicht offiziell den Weg der Makaá beschritt, sondern wie ein ganz normaler Mensch die Jaspisflüsse besuchen würde.“ Er machte eine Pause, dann fuhr er fort: „Nun, ganz offensichtlich war es nicht in Ordnung. –Zumindest nicht für die Makaá.“
„Was meinst du?“, wisperte ich atemlos. „Was ist passiert?“
„Sie haben mich verwarnt“, sagte Mateo und blickte düster. „Sie sind erschienen: zwei Krieger der Makaá, rote Lichtgestalten, mit dem Kopf des einäugigen Frosches.“
„Oh ja, die beiden kenne ich!“, schnaubte ich. Nur zu gut erinnerte ich mich an die Wächter aus der Höhle des Salto Sapo. Einen Schritt weiter und es gibt kein Zurück . Viel zu viele Schritte waren meine Brüder und ich seither gegangen, um noch an eine Rückkehr denken zu können. Nun gut, wir hatten jetzt eh keine Wahl mehr.
„Was haben die beiden gesagt?“, fragte ich Mateo, der vorn übergebeugt seine Arme auf die Oberschenkel stützte.
„Sinngemäß, dass ich ein Eindringling bin, jemand, der dabei ist, den heiligen Weg der Makaá zu entweihen, indem er sich feige und unentschlossen in ein Spiel einmischt, das bereits von anderen gespielt wird.“
„Oh. Das ist bitter.“
„Wenn das schon alles wäre, dann hätte ich kein Problem. Doch sie haben mich vor eine Wahl gestellt: ich soll euch ziehen lassen und mich fortan nicht mehr einmischen.“
„Was passiert sonst?“
„Sonst ereilt mich ein dunkler Zauber, der dazu gedacht ist, Scharlatanen das Betrügen auszutreiben. Ich habe mal von diesem alten Zauber gehört – eine äußerst unschöne Sache, die ich gerne vermeiden möchte…“
„Und was ist die Alternative?“
„Die ist einfach“, lachte er bitter. „Mitspielen.“
Das war es also, was Mateo die ganze Zeit über beschäftigt hatte! Er musste eine folgenschwere Entscheidung treffen: den Weg der Makaá beschreiten oder uns im Stich lassen. Ich biss mir auf die Lippen und schaute Mateo erwartungsvoll an. Er zwang sich zu einem halben Lächeln, doch meinem Blick wich er erneut aus. Er seufzte, und so wie er es tat, sank mir das Herz. Ich brauchte nicht mehr zu fragen, ob er sich schon entschieden hatte, denn das hatte er bereits getan. Und ich wusste auch wie.
„Glaub ja nicht, dass mir die Entscheidung leicht gefallen wäre“, versicherte mir Mateo. Ich nickte leise. „Das weiß ich doch. Und ich kann es ja auch verstehen. Wer ist schon so verrückt und begibt sich auf diesen verfluchten Pfad mitten hinein ins Ungewisse?“ Ich lachte kurz auf und schüttelte dann nachdenklich den Kopf. „Wirklich verrückt, so etwas zu tun.“
„Allerdings“, stimmte Mateo zu und klopfte mir freundschaftlich auf den Arm.
„Tja, trotzdem danke für alles, was du für uns getan hast, Mateo. Das meine ich ernst. Du bist ein guter Freund.“
Ich stand von der Bank auf und reichte ihm etwas unbeholfen die Hand. „Dann heißt es jetzt wohl Abschied nehmen, was?“
Mateo blickte mich verständnislos an. „Wovon redest du?“
„Nun ja“, druckste ich herum. „Ich dachte, jetzt, wo du uns nicht mehr helfen kannst, würdest du zurückkehren wollen nach Uruyén.“
Mateo ergriff schmunzelnd meine Hand und drückte sie. „Ich werde zurückkehren nach Uruyén, Mel“, lachte er. „Aber erst, nachdem wir die geheimen Hallen der Makaá gefunden haben. – Ich bin ab jetzt dabei.“
„Nicht dein Ernst!“, jubelte ich und fiel Mateo vor lauter Freude um den Hals. „Das ist verrückt!“, wiederholte ich kopfschüttelnd und lachte überglücklich.
„Absolut mein Ernst“, stimmte Mateo heiter zu und ließ es geschehen, dass ich ihn stürmisch drückte.
Eine Straße weiter bog Bley um die Ecke. Ich sah ihn über Mateos Schulter hinweg. Er schaute mal nach rechts, mal nach links wie jemand, der etwas suchte. Als er mich erblickte, blieb er stehen und winkte mir zu.
R obert und Oliver waren ebenso aus dem Häuschen wie ich, als sie hörten, das Mateo von nun an ein Pilger auf dem Weg der Makaá sein würde, genau so wie wir es waren. Geteiltes Leid ist eben in der Tat nur halbes Leid. Mateo klatschte voller Tatendrang in die Hände. Womöglich verspürte er in diesem Moment dasselbe aufregende Kribbeln in der Magengegend, das auch wir gefühlt hatten, als wir in das Spiel eingestiegen waren, mit allen Konsequenzen im Hinterkopf: Gefahr, Zeitdruck, Versagensangst und über allem der Atem des schwarz-weißen Zaubers der Makaá. Das Kribbeln in meiner Magengegend hatte
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