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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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was darin stand. Und wenn ich es mir recht überlegte, so glaubte ich, Bley war einfach nur einsam und suchte unsere Gesellschaft. Letzten Endes ist auch der einsamste Wolf manchmal gern in einem Rudel.
    Rasch lief ich aus der Hütte und erwischte unseren seltsamen Nachbarn gerade noch vor seiner Tür. Ich lächelte ihm aufmunternd zu. „Danke, Bley. Vielen Dank für die Zeitungsartikel.“ Bleys Blick hellte sich auf und er lächelte mir zu.
    Was bist du nur für ein eigenartiger Vogel , dachte ich im Stillen.

W ieder und wieder studierte ich die Zeitungsartikel. Bley hatte den Großteil bereits übersetzt. Nur einen Absatz in der Mitte hatte er ausgelassen, in dem ich das Wort Sofia Imber erkannte. Wahrscheinlich handelte es sich um irgendwelche trockenen Fakten, die das Museum betrafen. Bley hatte entweder unter, über oder neben die Zeilen geschrieben, nicht sehr leserlich, aber doch so, dass ich nicht einmal Mateo zum Übersetzen brauchte, der nach wie vor still und in sich gekehrt schien, als würde ihn eine Sorge belasten. Ich machte mir Gedanken, ob vielleicht meine Brüder und ich dafür die Ursache waren.
    „Was für Leichen haben die wohl gefunden?“, fragte Robert und faltete die Zeitung vom Vortag zusammen. Diese Frage stellten wir uns alle. „Zumindest nicht unsere… Auch wenn es da steht“, murmelte ich.
    „Aber wieso sollte jemand euren Tod vortäuschen wollen?“, fragte Mateo leise. „Was hätte derjenige denn davon?“
    Ich hob die Schultern. Es ergab alles keinen Sinn: zuerst versuchte jemand, unsere Spuren in Caracas zu verwischen – nur zu deutlich erinnerte ich mich an Bobs Worte – und nun sollten wir plötzlich tot sein…
    Robert blickte Mateo einen Moment an, als wäre ihm plötzlich etwas klar geworden, dann wurde er bleich. „Er hätte grünes Licht!“, flüsterte er.
    „Wie meinst du das?“, hakte ich hellhörig nach.
    „Nun ja“, druckste Robert herum und wurde noch blasser um die Nasenspitze. „Es ist doch so: Niemand kann dafür bestraft werden, jemanden umzubringen, der bereits tot ist. Wenn uns jetzt jemand etwas antun will, dann hat er grünes Licht. Er müsste nur dafür sorgen, dass unsere Leichen nie gefunden werden…“ Er schluckte.
    Ich presste die Lippen zusammen und ließ mir Roberts Gedanken durch den Kopf gehen. Ja, das machte Sinn. Ein Schauer durchfuhr mich. Obwohl die ersten wärmenden Sonnenstrahlen den Weg in die Hütte gefunden hatten, fröstelte mir. Oliver drückte sich dicht an mich und legte seine Stirn in Sorgenfalten.
    „Mel“, flüsterte er eindringlich. „Uns passiert doch nichts, oder?“
    „Natürlich nicht.“
    Eine lange Pause des Schweigens entstand. Dann wisperte Oliver noch leiser als zuvor: „Es ist von fünf Toten die Rede, Mel. Wir drei sind nicht tot.“
    „Nein, Oli, das sind wir nicht.“
    „Und die anderen beiden? Glaubst du, dass unsere Eltern… tot sind?“
    Ich fühlte, wie ich innerlich verkrampfte und stocksteif wurde. Mit beiden Händen packte ich Oliver an den Schultern und blickte ihm fest ins Gesicht. „Nein“, sagte ich entschieden. „Nein, das glaube ich nicht, und du solltest so etwas nicht einmal denken, hast du gehört? Mit dieser Geschichte will uns jemand Angst einjagen, aber das werden wir nicht zulassen, hast du verstanden?“ Mein Bruder nickte erleichtert und lächelte leise. „Ich habe es auch überhaupt nicht geglaubt.“
    Robert ließ seine Augen betreten über die abgegriffenen Zeitungsblätter schweifen und fuhr sich ein paar Mal durch das Haar. „Habt ihr das schon gesehen?“, fragte er schließlich und zeigte auf einen kurzen Artikel, der mit Bleys Notizen übersät war.
    Zwar waren mehrere Berichte mit seinen Kritzeleien versehen, aber diese Zeilen waren dick mit einem stumpfen Bleistift eingerahmt worden.
    „ Warten auf den Himmel “, las ich die Überschrift der kurzen Notiz. „ Die Schifffahrts- und Handelszentrale informiert: Aufgrund eines durch starken Unwetters verursachten Motorschadens wird das Frachtschiff Celeste nicht wie geplant am 14. Juli in Cumana einlaufen. Das Schiff wird derzeit im Hafen von Havanna, Cuba, repariert, und nimmt sobald wie möglich Kurs auf Venezuela. ´Die Verspätung wird nicht mehr als eine Woche betragen´, zeigt sich Kapitän Fenlow zuversichtlich. Vorläufiger Auslauftermin aus Cumana: 28. Juli, 6 Uhr 30 . “
    „Was ist an dieser Nachricht so bedeutend, dass sie übersetzt und dick eingerahmt werden muss?“, stutzte Robert. Ich hob die

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