Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
Vom Netzwerk:
steifen Beine zu vertreten und das andere mal, um aus den Reservekanistern Benzin in den Tank nachzufüllen.
    Dann ging es eigentlich nur noch bergauf, bis Bley schließlich in einer Höhe von knapp über tausend Metern den Wagen anhielt. „Wir sind da“, verkündete er und ließ uns aussteigen.
    Es war später Nachmittag und wir befanden uns mitten im Urwald. Von einer Höhle keine Spur! Fragend blickten wir Bley an.
    „Ein Stückchen müssen die Herrschaften schon noch zu Fuß gehen“, lachte er und schlug einen von Pflanzen überwucherten Pfad ein. Wir folgten ihm und tatsächlich: nach etwa zehn Minuten öffnete sich der Wald zu einer Lichtung, an deren Ende ein spärlich bewachsener Kalkfelsen in die Höhe ragte. Und am Fuße dieses Felsens klaffte eine riesige, schwarze Öffnung wie ein Tor zur Unterwelt!
    Ich habe bereits erwähnt, dass ich nicht sehr gut im Schätzen bin, doch ich denke, ich liege einigermaßen richtig, wenn ich sage, dass der Eingang gut und gerne eine Höhe von 20 Metern hatte und eine Breite von etwa 30 Metern. Die Ausmaße erfüllten uns mit Ehrfurcht, und es dauerte einen Augenblick, bis wir uns wieder gesammelt hatten.
    „Also gut“, sagte ich tapfer. „Gehen wir rein!“
    Entschlossen schritt ich auf die Felsenöffnung zu, doch Bley hielt mich am Arm zurück.
    „Nein“, sagte er. „Wir warten.“
    „Worauf?“, fuhr ich ihn an. „Wir haben keine Zeit zu verlieren!“
    „So viel Zeit müssen wir uns aber nehmen. Du wirst gleich verstehen, was ich meine. Hab Vertrauen!“
    Ich verkniff mir eine abfällige Bemerkung und gab mich mit einem Seitenblick auf Robert geschlagen. Mit dem Mund formte er das Wort Gollum , und ich nickte unmerklich zur Bestätigung.
    „Kommt mit“, wies Bley uns an. „Es ist besser, wir warten in einiger Entfernung. Wir wollen schließlich keinen Frontalangriff riskieren!“
    Dass es tatsächlich einem Angriff gleich gekommen wäre, und dass Bleys Zurückhalten durchaus berechtigt war, stellte sich eine halbe Stunde später heraus, als die Sonne untergegangen und ein leichter Nebel vom Boden aufgestiegen war.
    Wie auf ein unsichtbares Kommando kam auf einmal ein ohrenbetäubender Lärm aus der Höhle. Ehe wir uns versahen, folgte dem Geräusch ein Geschoss aus tausenden und abertausenden riesigen, flatternden Körpern: Guácharos, Fettvögel, die solch einen Lärm veranstalteten als wäre es ihr Triumph, dass der Tag sich dem Ende zuneigte und nun Platz für sie und die Nacht machte. Einige Minuten dauerte das Spektakel, und wir mussten uns manches Mal die Ohren zuhalten, wenn ein neuer Schwarm Höhlenbewohner seine Behausung verließ, um auf Nahrungssuche zu gehen.
    „Hier leben mindestens 10 000 Vögel“, rief Bley begeistert. „Und ich glaube, wir haben sie heute alle gesehen!“
    Nachdem die letzten Nachzügler herausgeflattert waren, krochen wir aus unserem Unterschlupf und betraten die Höhle. Bley mahnte uns mehrfach, vorsichtig aufzutreten, da der Untergrund rutschig sein konnte – entweder durch Feuchtigkeit oder durch die Hinterlassenschaften der Vögel.
    Es war gigantisch: Die Vorhalle hatte die Ausmaße eines Kirchenschiffes und empfing uns mit einer angenehmen Kühle. Gut 100 Meter mochten wir schon vorgedrungen sein, und noch immer drang ein Rest Tageslicht in die Halle. Zum Glück hatte Bley zwei Taschenlampen dabei. Unsere hatte ja schon lange den Geist aufgegeben. Bley drückte mir eine davon in die Hand und schaltete seine ein. Im Lichtkegel erschienen die Wände braun, feucht und zerklüftet.
    „Passt auf die Nester auf!“, ermahnte uns Bley. „Hier können überall noch Jungtiere sein.“ Sein Flüstern vervielfältigte sich gespenstisch in den weiten Gängen.
      Ich staunte über das gigantische Höhlensystem: Wenn die geheimen Hallen der Makaá nicht hier waren, dann waren sie nirgendwo! Der Ort war perfekt. Dessen war ich mir sicher.
    „Ich habe mal gelesen, dass diese Höhle ein regelrechtes Labyrinth ist mit unzähligen, zum Teil unerforschten Gängen und Kammern“, wisperte Bley uns zu.
    „Sollten wir dann nicht lieber Markierungen machen?“, schlug Robert vor. „Wer weiß, wie weit wir hinein müssen, und wie sollen wir sonst zurückfinden?“
    „Zurück“, sagte Bley, „richtig… Gute Idee, Sportsfreund.“
    Fortan markierten wir jede Biegung mit einem kleinen, schwarzen Pfeil. Ein Kohlestift aus Roberts Malutensilien diente diesem Zweck. Auf dem graubraunen Untergrund stach er nicht sonderlich hervor,

Weitere Kostenlose Bücher