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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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sperrig war, um sie durch den Urwald zu tragen, wickelten wir die Lebensmittel in eine weiche Decke, die wir in der Ablage gefunden hatten, und beschlossen, das Bündel abwechselnd zu tragen. Den Anfang machte ich und hängte es mir über die Schulter. Als ich aus dem Flugzeug sprang, war ich nicht mehr darauf bedacht, vorsichtig über den Morast zu laufen. Es machte eh keinen Unterschied, man versank so oder so. Auf gut Glück schlugen wir eine Richtung ein, und ich muss zugeben, die heitere Morgenstimmung des Urwaldes, die frische Luft und die aufregende Aussicht auf ein Abenteuer, nahmen uns allen ein wenig die Sorgen, die uns eine schlaflose Nacht bereitet hatten.
    Wir waren keine fünf Minuten unterwegs gewesen, da blieb Oliver mit dem rechten Fuß an einer Wurzel hängen. Mit einem Bauchklatscher landete er im Sumpf, sodass der Matsch nach allen Seiten spritzte. Als er wieder auftauchte, sah er aus wie ein Schlammmonster.
    „Oh nein, wie eklig!“, kreischte er, doch Robert und ich hielten uns die Bäuche vor Lachen. Es hatte einfach zu komisch ausgesehen, und auch Oliver kicherte bereits, als er versuchte, sich vom Schmutz zu befreien. Ein paar Vögel flatterten erschrocken auf. Es war wohl das erste Mal, dass sie solche Klänge in ihrer Nachbarschaft vernahmen.
    „Lass den Schlamm einfach trocknen, Oliver, irgendwann fällt er von alleine ab“, riet ich. Was anderes blieb ihm auch gar nicht übrig, und so machten wir uns wieder auf den Weg.
    Wenig später wurde unsere Wanderung nochmals unterbrochen. Diesmal lachten wir jedoch nicht. Zu den Urwaldgeräuschen, an die sich unsere Ohren allmählich gewöhnten, gesellte sich ein dumpfes Grollen wie von einem leisen Donner, der jedoch nicht abebbte wie bei einem Gewitter, sondern ständig anhielt. Bald wussten wir, was es war.
    „So viel Glück, wie wir haben, gibt es wirklich selten“, meinte Robert sarkastisch. „Wir laufen genau auf die Angel Falls zu!“
    Etwa zwanzig Meter vor uns riss der Urwald plötzlich auf und brachte eine klare Lagune zum Vorschein, über der die schäumende Gischt wie ein weißer Geist schwebte. Nach einem gewaltigen freien Fall erreichte das Wasser einen kleinen See und sprühte uns dabei winzige Tröpfchen ins Gesicht. Oliver lief zielstrebig auf die Lagune zu und tauchte sein Gesicht in das klare Wasser, bis er wieder halbwegs wie ein kleiner Junge aussah. Zufrieden blickte er nach oben und plötzlich begannen seine Augen zu leuchten.
    „Ganz umsonst war der Weg nicht!“, rief er und sprang erfreut auf. „Schaut doch, was ich gefunden habe!“
    An einem langen Zweig über unseren Köpfen baumelte zwischen den breiten, grünen Blättern etwas Rotes. „Das gibt es ja nicht!“, lachte Robert. „Das ist mein Rucksack!“
    Tatsächlich war der Rucksack bei unserem Absturz aus der offenen Flugzeugtüre geschleudert und von den Bäumen bis zu dem langen Ast hinuntergereicht worden, von dem wir ihn nun pflücken konnten wie einen reifen Apfel.
    Nichts war herausgefallen! Robert fand seine Taschenlampe, und ich griff hastig nach der Reisebroschüre und faltete die Karte auseinander. „Sehr genau ist die aber nicht“, meinte Oliver und runzelte die Stirn, nachdem er einen flüchtigen Blick darauf geworfen hatte. Leider musste ich ihm recht geben. Ein paar blaue, geschwungene Linien markierten die Flüsse, ansonsten war alles entweder braun oder grün. Nur die größeren Städte waren eingezeichnet, aber dies nützte uns herzlich wenig: Bis zur Ciudad Guyana oder auch nach El Callao würden wir ewig brauchen, vorausgesetzt, wir würden uns beeilen.
    „Wieso können die keine Dörfer einzeichnen?“, schimpfte ich. Es war aber auch zu ärgerlich. Ein paar Mal atmete ich tief durch, bis ich meine Wut auf die Macher dieser Karte hinuntergeschluckt hatte. Es hatte ja doch keinen Sinn: wir waren in einer Lage, in der wir nun aus allem das Beste machen mussten. Also gut. Was war das Beste auf dieser Karte? Die Tafelberge waren eingezeichnet! Und der Auyán Tepuy war namentlich erwähnt. Gut! Wir wussten, die Angel Falls befanden sich auf der östlichen Seite des Plateaus. Somit konnten wir nun exakt feststellen, wo Osten war, und damit alle weiteren Himmelsrichtungen bestimmen. Na, wer sagt es denn, Melanie, das ist doch gar nicht mal so übel!
    „Was bedeutet dieses kleine Flugzeug hier?“, fragte Oliver interessiert und zeigte mit einem mittlerweile wieder sauberen Finger auf ein kleines Symbol, nicht weit entfernt von dem braunen

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