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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Sandstrand ein paar Boote bereit lagen, um die nächste Gruppe Touristen zum Salto Sapo zu befördern. Unter heiterem Gelächter zwängten sich etwa zwanzig Personen in die orangefarbenen Rettungswesten, die an Bord Vorschrift waren. Eine junge Reiseleiterin war ihnen dabei behilflich sie richtig herum über die Köpfe zu stülpen und die Gurte festzuziehen.
    „Hola, Lucía!“, winkte Mateo dem Mädchen zu und sprang leichtfüßig aus dem Boot, um es an den Strand zu schieben. „Qué tal?“ „Ah, Mateo! Muy bien, y tú?“, antwortete Lucía und winkte heftig zurück. Für eine Unterhaltung hatte sie jedoch keine Zeit, denn ein älteres Ehepaar, das mit den Westen nicht klar kam, nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. „Hasta luego!“, rief sie und Mateo nickte ihr zu. Dann scheuchte er uns einen breiten, ausgetretenen Sandweg entlang, der durch ein paar schattige Baumreihen über einen staubigen Parkplatz hinweg direkt zu einem hübschen Holzhäuschen führte. Ein Mann trat gerade aus der Tür und hob die Hand zum Gruße. „Hallo Mateo!“, rief er, bevor er hinter dem Haus verschwand.
    „Wieso kennst du die Leute hier alle?“, fragte Robert verwundert.
    „Ich arbeite des Öfteren hier, wenn ich Semesterferien habe“, antwortete Mateo. „Deshalb.“
    „Semesterferien?“ Robert und ich machten große Augen.
    „Später“, winkte Mateo ab und schob uns hastig durch den Eingang des Häuschens. Drinnen drängten sich bereits dutzende Leute um den kleinen Informationstisch am hinteren Ende.
    „Wir werden eine Weile warten müssen, bis wir dran sind!“, seufzte Mateo.
    Er ließ uns auf einer der schmalen Holzbänke Platz nehmen und lehnte sich selbst an einen der Pfosten, die das Dach des Hauses stützten. An der Decke ließen einige große Ventilatoren die Luft im Raum zirkulieren und verbreiteten eine angenehme Kühle. An den Wänden hingen auf großen, bunten Pappkartons befestigte Fotos, die mit lachenden Menschen und strahlend blauem Himmel für den Nationalpark warben. Kein Zweifel: Dies war das Touristencenter. Es gab nur einen einzigen offenen Raum, der durch Stellwände in einzelne Bereiche unterteilt war. Bei den Bänken, auf denen wir saßen, handelte es sich offenbar um den Wartebereich, dahinter folgte eine Art Kiosk, an dem die Touristen sich Erfrischungen und kleine Snacks kaufen konnten. Lief man an den Getränkeautomaten und den Chips-Regalen vorbei, so stieß man unweigerlich auf den Informationdesk . Hier wurden die Anmeldungen für Gruppen und Einzelpersonen, die den Salto Sapo unterqueren wollten, entgegengenommen und in einem großen Buch vermerkt.
    Als sich die Menschenmenge vor dem Tisch allmählich lichtete, erhaschte ich einen Blick auf den Mann, der für die An- und Abmeldungen zuständig war. Er war nicht besonders groß, dafür umso beleibter. Unter dem spärlichen, hellbraunen Haarschopf und auf der Stirn glitzerten winzige Schweißperlen. Immer wieder wischte er sie mit einem Taschentuch weg, doch innerhalb weniger Sekunden waren sie wieder da.
    „Ist das Tony?“, fragte ich Mateo leise.
    Im selben Moment blickte der Mann hinter dem Schreibtisch auf und sah genau in unsere Richtung. Er presste die Lippen zusammen und zog dabei die Nase so kraus, dass man den Eindruck hatte, er würde sein Gesicht schmerzvoll verziehen. Dann schlug er mit der Faust auf den Tisch, sodass das Holz unter der Wucht des Schlages ächzte und ein paar Touristen erschrocken beiseite sprangen. Unwillkürlich zuckte ich zusammen in böser Erwartung, was nun folgen würde. Der Mann stützte die Hände auf die Tischplatte und erhob sich langsam. Dann breitete er theatralisch seine Arme aus und zog die Mundwinkel so weit auseinander, dass es beinahe so aussah, als würde sein Lachen vom rechten bis zum linken Ohrläppchen reichen. „Mateo!“, polterte er lautstark durch den Raum.
    Mit einem Satz, den ich ihm angesichts seiner Figur nicht zugetraut hatte, war er hinter dem Schreibtisch hervorgesprungen, ließ eine Gruppe verdutzter Touristen stehen und bevor es auch nur irgendjemand hätte verhindern können, war der ganze Mateo plötzlich in einer herzlichen Umarmung verschwunden.
    „Hey, Tony!“, presste Mateo mühsam hervor, dem zwischen den massigen Armen langsam die Luft ausging.
    Tony ließ ihn los und klopfte ihm ein paar Mal auf die Schulter. Das war also Tony. Jetzt verstand ich auch, was John Tanriver mit He’s so fond of ya gemeint hatte. Nach so einer Begrüßung war ich allerdings

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