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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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sneakin’ in! He’s so fond of ya, you could rob him and he would give ya a kiss for doin’ so! A’right, Mateo, gotta go, the folk’s waitin’ – ‘twas nice to see ya.”
    Damit verabschiedete sich John von Mateo und wendete sich beherzt seiner Gruppe zu, die in einiger Entfernung mucksmäuschenstill gelauscht hatte. Als er an uns vorbeilief, zwinkerte er meinen Brüdern und mir zu. „Got pretty saoked, hah?“, schmunzelte er mit einem belustigten Blick auf unsere durchnässte Kleidung. Er klatschte zweimal kräftig in die Hände. „Alrigh’ guys, I guess the falls won’t come to us, so lets go!“ Unter fröhlichem Geplauder setzte sich die Touristengruppe in Bewegung und drängelte sich mit neugierigen Blicken an uns vorbei. Ein letztes Foto wurde geschossen, dann waren wir wieder allein.
    „Habe ich das richtig verstanden: Wir müssen uns irgendwo eintragen?“, fragte ich Mateo verwundert, als wir außer Hörweite waren. Der Indianer nickte. „Canaima ist ein Nationalpark“, erklärte er. „Das heißt zwar nicht, dass es feste Grenzen gibt, aber es gibt einen Eingang und einen Ausgang, und jeder Besucher wird namentlich vermerkt, damit man jederzeit feststellen kann, wer wann den Park betreten hat, und wann er wieder zurückgekommen ist. Eigentlich wollte ich die Formalitäten diesmal umgehen, auch wenn so etwas nicht gerne von den Parkwächtern gesehen wird. Aber jetzt müssen wir wohl oder übel doch noch zum Touristencenter. John wird sich nachher bei Tony erkundigen, ob wir da waren. Wenn dann nicht vier saubere Unterschriften auf der Besucherliste stehen, wird er mich nächstes Mal nicht mehr so freundlich begrüßen.“
    „Und Tony ist auch ein Freund von dir?“, fragte Robert. Mateo hob die Schultern. „Wir kennen uns kaum, aber, ja, wir kommen gut miteinander aus.“
    Als wir aus dem Urwald traten, blendete uns das helle Sonnenlicht. Unser Boot lag noch an derselben Stelle, an der wir es verlassen hatten, nur der Schatten des Baumes, an dessen Stamm es gebunden war, war ein wenig gewandert. Über uns wölbte sich ein nahtlos blauer Himmel, dessen tiefe Farbe sich vor den schneeweißen Armen der Wasserfälle, deren Katarakte auf der linken Uferseite in die Lagune stürzten, beinahe unnatürlich und kitschig wirkte. Mateo täute das Boot los, und noch während wir Platz nahmen, stieß er es ins Wasser. Dabei bemerkte ich etwas, das mir zuvor gar nicht aufgefallen war. Da, wo das Wasser an die Böschung traf, nahm es eine rötliche Farbe an, die mich unwillkürlich zurückschrecken ließ.
    „Mateo“, fragte ich vorsichtig. „Wieso ist das Wasser rot?“
    Der Indianer hob unbekümmert die Schultern. „Es sind Gerbstoffe, die das Wasser so einfärben. Das ist hier fast überall so. Warum?“
    „Ach – nur so“, winkte ich erleichtert ab und griff nach dem Paddel. Mateo hatte uns zuvor oft genug eingeschärft, dass er nichts von den Prüfungen der Makaá wissen wollte, daher hielt ich es für besser, das blutrote Taufbecken im Herzen des Felsens nicht zu erwähnen. Dass das Wasser dort aus einem anderen Grund rot war, davon war ich überzeugt.
    Wir waren etwa in der Mitte der seenartigen Lagune, als Mateo stutzte und uns überrascht anblickte. „Wart ihr eigentlich erfolgreich?“, fragte er. Ein breites Lächeln stahl sich auf unsere Gesichter.
    „Es sieht ganz danach aus“, grinste ich. „Oder sehen wir irgendwie verflucht aus?“ Mateo schmunzelte. „Nein, tut ihr nicht. War’s denn sehr schwer?“, fragte er.
    „Ach wo“, tönte Oliver. „Nur ein ganz klein bisschen unheimlich.“
    Robert und ich warfen uns vielsagende Blicke zu. Das war mal wieder typisch für unseren kleinen Bruder. Erst Muffensausen haben und dann, wenn die Gefahr gebannt war, so tun, als wäre alles ganz harmlos gewesen.
    „Wie schön“, schmunzelte Mateo. „Dann war es ja sicherlich ein Leichtes für euch herauszufinden, wo ihr als nächstes hin müsst, habe ich recht?“
    Das Lächeln auf unseren Gesichtern verkrampfte jetzt etwas. Nach einer unbequemen Schweigepause, in der lediglich das Tosen der Wasserfälle zu hören war, räusperte ich mich verlegen und meinte. „Nun ja, wir hatten gehofft, dass du uns da vielleicht weiterhelfen kannst. Sagt dir das hier irgendetwas?“ Aus meiner Hosentasche zog ich den flachen, rot gemaserten Stein und reichte ihn Mateo. Dieser legte das Paddel quer über das Boot, damit es nicht ins Wasser fallen konnte, während er nach dem Steinchen griff. Er drehte

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