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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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neugierig.
    „Seht mal her“, sagte Robert und ließ uns in das Buch schauen. „Hinter jedem Namen sind zwei Felder, in die man Kreuzchen machen kann. Eins für die Ankunft und eins für die Abreise. In der ersten Spalte sind überall Kreuzchen zu sehen, aber jetzt schaut mal in die zweite Spalte: zwei Felder sind leer… Das von Karina und das von einem gewissen Daniel B. Wisst ihr, was das heißt?“
    Ich blickte Robert fest in die Augen und sprach seine Gedanken aus: „Das heißt, Karina hat offiziell den Canaima Nationalpark nie verlassen.“
    „Ganz genau“, stimmte Robert nachdenklich zu.
    Nachdem wir noch einen letzten Blick auf die Seiten geworfen hatten, legten wir das Buch so zurück wie wir es vorgefunden hatten und nahmen wieder auf den Bänken Platz. „Vielleicht hat jemand einfach vergessen die Kreuzchen zu machen. Bei so vielen Leuten kann das durchaus mal passieren, meinst du nicht auch?“, fragte ich Robert unsicher.
    „Natürlich“, gab er zu. „Fehler kommen vor. Aber es ist schon seltsam, dass dies gerade bei ihr der Fall sein soll.“
    „Und wie war der andere Name noch mal, bei dem sie auch das Kreuzchen vergessen haben?“, fragte Oliver. Er hatte sich mit den Füßen auf die Bank gestellt und an einem Querbalken hochgezogen, an dem er nun lustig baumelte.
    „Puh, keine Ahnung, irgendjemand aus dieser Gruppe halt. Daniel B, oder so ähnlich. Der Nachname stand nicht dabei“, versuchte sich Robert zu erinnern. „Ich hab nicht so sehr darauf geachtet.“ „Mensch Robert“, rief ich plötzlich. „Daniel ist doch nicht nur ein deutscher Name, sondern auch ein spanischer… und wir haben ihn schon mal gehört! Daniel B. – erinnerst du dich?“
    Robert blickte mich an als fiele er aus allen Wolken. „Du willst doch nicht auf unseren Chauffeur in Caracas anspielen, Mel?“
    „Zumindest heißt er auch Daniel B.: Daniel Boressa“, ergriff Oliver Stellung für mich. „Und er ist Venezolaner! – Ja, genau, Mel: Daniel ist der Verlobte von Karina!“
    „Ach, so ein Unsinn, der ist doch viel zu jung für sie“, fuhr Robert Oliver an, doch zu mehr Gegenargumenten reichte die Zeit nicht, denn über den staubigen Parkplatz kamen soeben Tony und Mateo gelaufen. Rasch ließ Oliver den Balken los und setzte sich wieder artig auf die Bank. Wahrscheinlich wurde es nicht so gerne gesehen, wenn kleine Jungen wie freche Äffchen an den Balken der Touristenzentrale hingen.
    „Sorry, es hat etwas länger gedauert“, rief Mateo und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Eine Touristin hat Probleme gemacht, weil sie unsere Boote zu unsicher und zu alt fand und überhaupt nicht daran dachte in eines zu steigen. Nun ja, dank Tonys Überredungskünsten fährt sie jetzt doch über die Lagune und freut sich wahnsinnig auf den Salto Sapo. Ist bei euch alles klar?“
    Ein zustimmendes Nicken folgte und wir versuchten, so unschuldig auszusehen wie wir nur konnten, doch erst als Tony hinter dem Schreibtisch Platz genommen, sich den Kuli aus der Brusttasche seines Hemdes gezogen und die Namen von Mateo, meinen Brüdern und mir in das Buch eingetragen hatte und hinter jeden zwei kleine Kreuzchen machte, atmeten wir erleichtert auf. Es war ihm also nicht aufgefallen, dass wir in dem Buch geblättert hatten. Mateo warf ein paar kleine Münzen in den Getränkeautomaten und zog für jeden von uns eine Cola, die wir nur zu gerne entgegennahmen. Wir hatten wahnsinnigen Durst. Noch während wir uns mit dem kalten Getränk erfrischten, teilte uns Mateo gute Neuigkeiten mit.
    „Tony fährt nachher mit dem Auto nach Kamarata. Er holt dort einen Gast vom Flughafen ab, der nach Santa Elena gebracht werden möchte.“ Mateo rückte ein wenig näher zu uns heran und senkte bedeutungsvoll die Stimme. „Santa Elena befindet sich unmittelbar an der brasilianischen Grenze. Die Quebrada de Jaspe liegen genau in derselben Richtung. Und wisst ihr was? Tony hat versprochen uns mitzunehmen!“
    „Das ist ja super!“, freuten wir uns und waren umso glücklicher, weil es uns wertvolle Zeit ersparen würde, die wir zu Fuß oder mit dem Boot verschenkt hätten. Tony kommentierte unsere Jubelrufe mit einem breiten Grinsen und einem Daumenhoch-Zeichen, bevor er sich wieder an die Arbeit machte, die in seinem Büro sonst noch anfiel. Es dauerte auch gar nicht lange, bis wir das Motorengeräusch des nächsten Reisebusses hörten, und bald schon war die Empfangshalle proppenvoll, denn nicht nur neue Gäste waren angereist,

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