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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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sondern die ersten Besucher des Salto Sapo kamen pitschnass, doch mit glücklichen Gesichtern von ihrer Tour zurück.
    Um die Sitzgelegenheiten den Touristen zu überlassen und nicht im Weg herumzustehen, nutzten meine Brüder und ich die Gelegenheit, ein wenig die Gegend zu erkunden. Zuerst liefen wir zurück zur Lagune und bestaunten die mächtigen Katarakte der Wasserfälle, bis das grelle Licht der Sonne, das von der weißen Gischt reflektiert wurde, in den Augen blendete. Als wir uns in die Schatten der Bäume zurückzogen, fand Oliver zwischen ein paar langen Grashalmen auf dem sandigen Boden eine ganze Kolonie von Blattschneiderameisen, die emsig damit beschäftigt waren kleine, grüne Blattschnipsel, die im Verhältnis zu ihren winzigen Körpern riesig wirkten, einmal quer über den Trampelpfad zu ihrem Quartier zu schleppen. „Wie wunderschön sie sind!“, wisperte Oliver andächtig und war kurz davor, sich bäuchlings auf den Pfad zu werfen, um die Krabbeltierchen auf Augenhöhe zu betrachten. Im selben Moment jedoch erschien Mateo und winkte uns herbei. Tony, durch einen Kollegen abgelöst, war nun startklar.
    Es war zwar erst früher Mittag, doch wenn er rechtzeitig am Flughafen von Kamarata sein wollte, so war es höchste Zeit loszufahren. Selbst mit dem Auto würden wir die Strecke nicht unter zwei, drei Stunden bewältigen.

D as Auto, ein alter, schmuddelblauer Pick-up-Van mit zahlreichen Rostnarben und einem sehr eigensinnigen Charakter, was die Schaltung der Gänge anbelangte, schaukelte quietschend über die Landstraße, die immerzu und gerade fort ins Nirgendwo zu führen schien. Mateo, meine Brüder und ich hatten auf der offenen Ladefläche Platz gefunden und spürten unsanft jedes einzelne Schlagloch, durch das Tony bretterte. Bald schon fühlten sich unsere Rückseiten wund und taub an. Trotzdem kam nicht eine Klage über unsere Lippen – zum einen nicht, weil wir keinen Staub beim Reden schlucken wollten, zum anderen nicht, weil wir uns alle einig waren, dass dies, selbst wenn es unbequem war, wesentlich besser war als die Strecke zu Fuß zurückzulegen. Links und rechts lag der grüne wellige Teppich der Gran Sabana, manchmal durchstoßen von einen der Tepuys, Tafelberge, die aussahen wie Maulwurfshügel in einer Welt der Riesen.
    Tony hatte das Radio laut aufgedreht. Er summte oder sang abwechselnd zu der Musik, je nachdem, ob er das Lied kannte oder nicht. Obwohl es eher so schien, als ob er genau dann mitsang, wenn er den Text nicht kannte. Tony hatte Mateo angeboten, sich neben ihm ins Fahrerhäuschen zu setzen, doch dieser hatte dankend abgelehnt. „Auf der Ladefläche ist es doch viel lustiger“, sagte er augenzwinkernd. „Es gibt nichts Schöneres, als wenn der Fahrtwind einem ins Gesicht und durch die Haare weht.“
    Es gab mit Sicherheit Schöneres, viel Schöneres, und ich war auch überzeugt, dass Mateo es wusste, doch ich freute mich, dass er sich zu uns nach hinten gesetzt hatte. Endlich gab es einmal die Gelegenheit, uns ein wenig besser kennen zu lernen. Zwar wurde das Gespräch immer wieder durch ein röchelndes Husten unterbrochen, wenn einer von uns eine Fliege verschluckte, doch das konnte uns nicht abhalten, die Fragen zu stellen, die uns brennend interessierten.
    „Du hast vorhin etwas von Semesterferien gesagt“, erinnerte ich Mateo, während ich versuchte, mir die Haare aus dem Gesicht zu binden. „Du gehst also zur Uni?“
    Der Indianer nickte heftig und war offensichtlich erfreut und überrascht, dass wir Interesse an seiner Person zeigten. „Ja, genau“, antwortete er. „In Caracas. Ich habe gerade das 6. Semester beendet. Wärt ihr eine Woche früher nach Uruyén gekommen, so hättet ihr mich nicht angetroffen. Ich bin nur zwei Tage vor euch aus Caracas zurückgekommen. Jetzt habe ich Ferien.“
    „Dann arbeitest du also bald wieder im Canaima Nationalpark?“, schloss Robert scharfsinnig.
    „Nein, diesmal nicht“, meinte Mateo. „Denn ebenso wie ihr muss ich demnächst auch Prüfungen bestehen – wenn auch anderer Art. Aber zum Glück bietet ihr mir eine gute Gelegenheit, mich darauf vorzubereiten.“
    „Wir?“, fragten meine Brüder und ich erstaunt. Wie konnten wir wohl Mateo bei seinen Prüfungsvorbereitungen helfen? „Was studierst du denn?“
    Mateos Lächeln wurde breit. „Sprachen“, sagte er und ein belustigter Ausdruck lag in seinen Augen. „Deutsch, Englisch… und dazu noch Geografie und Heimatkunde.“
    „Na, das erklärt

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